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Die Zeit des Boesen

Die Zeit des Boesen

Titel: Die Zeit des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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müssen. Doch dann entdeckte er zwischen dem angelsächsischen Gestammel plötzlich Wortfetzen, die einem gänzlich anderen Kulturkreis angehörten: dem fernöstlichen!
    In seinem Leben hatte Matthäus Wenzel nicht viele Leute getroffen, die auch nur in Ansätzen des Japanischen mächtig gewesen wären, und daß ausgerechnet die Frau mit der tödlichen Aura sich dieses seltenen Idioms bediente, unterstrich ihre Exotik auf kaum zu überbietende Weise!
    »... bin ich? ... Was tue ich hier? ...«
    Die Sprachen überlagerten sich. Von dem, was ihre Zunge formulierte, blieb kein Satz nur einer Ausdrucksform treu. Aber das Germanische oder Lateinische beherrschte dieses merkwürdige Geschöpf allem Anschein nach nicht. Wenzel hatte es lange und geduldig genug versucht, ihr damit nahezukommen.
    Ab und zu warf er einen Blick hinter sich, wo Strohov stand. Die Haltung des Soldaten, auch die obszöne Weise, in der er immer wieder seine Lippen schürzte, verriet, wie sinnlos er das einschätzte, was Wenzel mit der Gefangenen tat. Der zwischen Begierde und be-rechtigter Vorsicht schwankende Blick Strohovs offenbarte, wie er mit ihr verfahren wäre, hätte man es ihm gestattet.
    Wenzel wußte, daß nur die Todesangst ihrer Wärter die Frau bislang vor Mißbrauch geschützt hatte. Lange würde dieser zweifelhafte Schutz aber nicht mehr seine Wirkung zeigen, denn das, was Graf Martinic schon angedeutet hatte, war bestimmt auch schon zu Galgenvögeln wie Strohov vorgedrungen: die tötende Ausstrahlung der Gefangenen hatte spürbar nachgelassen, und vielleicht würde sie bald ganz erloschen sein - und dann ...
    Als Wenzel unmittelbar nach dem Verstehen erster Worte wieder einmal über die Schulter blickte, spottete Strohov, der sich wenig beeindruckt von Wenzels Status zeigte: »Was zwitschert unser hübsches Vögelchen denn so? Es sieht hungrig aus. Falls Ihr versteht, was ich meine .«
    Wenzel gab keine Antwort. Es kam selten vor, daß ihm mit solcher Dreistigkeit begegnet wurde. Die meisten Menschen, denen er von Amts wegen begegnete, verwandelten sich in stiefelleckende Duckmäuser - schon aus Sorge, der Vertreter der Heiligen Inquisition könnte auch bei ihnen ein Haar in der Suppe finden.
    Im Grunde hätte Strohov bewundernden Respekt für seine Unerschrockenheit verdient . wenn nicht gleichzeitig auch pure Bosheit aus ihm gesprochen hätte!
    »Laß mich mit ihr alleine!«
    Ohne daß er sich umzudrehen brauchte, wußte Wenzel, daß Stro-hov erstarrte.
    »Geh schon!«
    »Wenn Ihr es wünscht .« Rauh und ungeschliffen, wie das ganze Erscheinungsbild, war auch Strohovs Stimme.
    Wenzel lauschte den sich entfernenden Schritten und dem Geräusch, mit dem die Tür ins Schloß fiel. Er war sich keineswegs sicher, klug gehandelt zu haben.
    Neben der Gefangenen, deren kuttenartiges Gewand vor ihr schon viele Träger besessen haben mußte, ging er in die Hocke und brachte sein Gesicht dem ihren ganz nah.
    Er fürchtete sie nicht. Nicht genügend jedenfalls, um ihr die Fragen zu ersparen, die ihm auf der Seele brannten.
    Sie konnte nicht sehen, wie sich seine Hände in den Taschen seines Mantels um die Kruzifixe schlossen, die er Vater und Mutter geweiht hatte. Beide lebten nur noch in Wenzels Erinnerung. Aber gerade sie schenkten ihm Kraft, wann immer er sich schwach und nichtig fühlte.
    Wie jetzt. Unter ihren Augen .
    »Wer bist du?« fragte er in einer der Sprachen, die sie zu beherrschen schien.
    Tatsächlich füllte sich die Leere ihres Blicks unverzüglich mit etwas, das Wenzel nur als Hoffnung interpretieren konnte. Erstmals kamen ihm Zweifel, ein Ungeheuer wie das vom Grafen Martinic geschilderte vor sich zu haben.
    »Wer bist du?« wiederholte er und bemerkte, wie ihre Lippen seine Frage nachäfften. Lautlos. Als souffliere sie ihm in zaghafter Pantomime.
    »Wer bist du?« krächzte sie plötzlich heiser. »Warum . bin ich hier?«
    »Das weißt du nicht?«
    »Ich weiß gar nichts! Ich . erinnere mich an nichts - nicht einmal meinen Namen!«
    Er war versucht, ihr zu glauben. »Du weißt nicht, daß du dich vergangen hast?«
    »Vergangen?«
    »An zahlreichen deiner Mitmenschen. Du hast sie getötet - und um herauszufinden, auf welche Weise, hat man mich gerufen. Darum, und um dir das Handwerk zu legen!«
    »Getötet?« echote sie so unschuldsvoll, daß ihr ein jeder die Lauterkeit abnehmen mußte, sofern er kein Herz aus Stein in seiner Brust herumtrug.
    Sie seufzte abgrundtief. »Tod ... O ja, der Tod sagt mir etwas ... Aber

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