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Die Zeit des Boesen

Die Zeit des Boesen

Titel: Die Zeit des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Frau zurückgingen, vertraute er auf die innere Stimme, die ihm bestätigte, daß er auf einen solchen Gegner noch nie zuvor getroffen war!
    Was ihn aber gänzlich erschütterte, war, daß dieses tödliche Weib auch für ihn fühlbar ein gefährliches Charisma verströmte, eine Anziehungskraft, deren Natur solcher Art war, daß es Wenzel durchaus schwerfiel, sich ihre Wirkung auf sich einzugestehen .
    Während die Helfer also noch beschäftigt waren, die Gerätschaften aufzustellen, die der Inquisitor für seine Untersuchungen benötigte, begab er sich, nur von einem einzigen Soldaten begleitet, abermals zum Kerker jener Frau, von der die Rede ging, sie sei anfangs fast durchscheinend gewesen.
    Es war Niklas Strohov, den sich Wenzel zum Begleiter, weniger zum Beschützer wählte ...
    *
    Der Türwächter reagierte zögernd, als das mit den Teilnehmern der Versammlung verabredete Klopfzeichen ertönte. Erst nachdem er sich über Blicke mit anderen in der Stube verständigt hatte, schob er den Riegel beiseite.
    Seine Miene hellte sich sofort auf, als die altbekannte Gestalt eintrat.
    »Hieronymus! Wir dachten nicht, daß du heute noch einmal zu uns findest! Es wird dir wohltun, wenn du hörst, daß deine Skepsis Früchte trägt. Einige von uns .« Der Sprecher schluckte kurz, weil er eine ungewohnte Atemnot verspürte, als Hieronymus Neruda an ihm vorbeitrat und sich an den Tisch drängte, an dem die anderen Ständevertreter mehr Sitzfleisch als er bewiesen hatten.
    Sofort riß er das Wort an sich: »Es tut mir leid, wenn ich euch mit den Problemen allein ließ, aber ich brauchte die Zeit, um mir Klarheit über das zu verschaffen, woran ich aus tiefstem Herzen glaube und ...«, er machte eine Pause, die keinesfalls zufällig gewählt war, »... wofür ich auch zu kämpfen bereit bin - wenn nötig, um den Preis meines Lebens!«
    Seine Worte schufen staunende Stille, denn schon jetzt war Neru-das grundlegender Gesinnungswandel zwischen den Zeilen herauszulesen, und es bedurfte kaum noch der Sätze, die er hinzufügte: »Auch ich bin zu der Überzeugung gelangt, daß wir nicht klein beigeben dürfen. Wenn wir uns in dieser Frage ins Bockshorn jagen las-sen, wird Ferdinand denken, er könne alles mit uns machen! Als nächstes wird die Abgabenschraube angezogen werden, und man wird uns - im Namen des Königs - weitere verbriefte Rechte stehlen . Nein!« Er hieb mit der Faust auf den Tisch, daß einige ihren Genossen kaum wiedererkannten. »Hier und jetzt sage ich nein! Laßt uns den Bürgern die Augen öffnen - die meisten werden auf unserer Seite stehen und uns begleiten!«
    »Wohin begleiten?« rief jemand, der Nerudas Meinung war, aber dem gerade Gehörten noch keinen rechten Glauben schenken wollte.
    »Zur Burg!« ließ der Gefragte ihn keinen Moment länger im Ungewissen. »Wir marschieren hinauf zur Burg und stellen die Grafen für das unverschämte Pamphlet zur Rede, das sie an uns adressierten ...!«
    Der Schluß des ebenso kurzen wie leidenschaftlichen Appells versank bereits im frenetischen Beifall der Versammelten.
    *
    Was will er von mir?
    Da schwebt dieses Gesicht vor mir, und da ist dieses GERÄUSCH, verursacht von fremden Lippen - oder dem, was sich dahinter regt.
    Ich wünschte, ich wüßte, wer bei mir ist - oder verstünde, was er sagt.
    Mein Nacken schmerzt so sehr. Immer wieder durchzucken mich phantomhafte Blitze, die von dort nach überallhin strahlen ...
    ES ... TUT... SO ... WEH!
    Wo bin ich nur? Warum knipst niemand ein Licht an? Ich meine RICHTIGES Licht, denn dieses Zittern der Flammen ertrage ich nicht mehr lange. Es spendet den einzigen Hauch von Helligkeit, der sich von Zeit zu Zeit hierher in meinen steinernen Kokon verirrt...
    Wer bin ich? Was tue ich hier? Warum sieht niemand - oder will niemand sehen -, wie ich leide, und beendet meine Qual?
    Warum nicht...?
    *
    Es brauchte eine Weile, bis Matthäus Wenzel eine gewisse Methodik und linguistischen Sinn aus den gestammelten Lautfolgen der in Eisen gelegten Frau heraushörte. Aber er mußte schon sehr genau lauschen und über manche schludrige Aussprache hinweghören, um ein paar Brocken dessen, was sie von sich gab, auch zu verstehen.
    Sie bediente sich, so stellte sich heraus, einer Abart des Angelsächsischen, eines Dialekts, dem Wenzel auf all seinen Reisen nie zuvor begegnet war.
    Dies für sich genommen war jedoch noch nichts Besonderes, denn er maßte sich nicht an, sämtliche in Umlauf befindliche Sprachen und Untersprachen kennen zu

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