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Die Zeit des Boesen

Die Zeit des Boesen

Titel: Die Zeit des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Insektenkokon umsponnen. Seine Lungen rasselten, als er die warme Mittagsluft dieses Spätapriltages zu atmen versuchte. Es tat weh. Das bloße Luftholen schien ihn innerlich zerreißen zu wollen - aber dann war es gerade dieser Schmerz, der ihn ernüchterte und zu sich kommen ließ.
    Er richtete sich auf.
    Jeder Muskel, jeder Knochen im Leib brannte und schmerzte höllisch. Und je mehr Jiri sich darauf versteifte, die Erinnerung an die vergangene Nacht zurückzugewinnen, desto weiter schien sie von ihm abzurücken.
    Bis seine Augen die Frau wiederfanden, die immer noch neben ihm lag - wie die pure Sünde!
    Der Rückfluß der Erinnerungen kam mit der Wucht eines Fausthiebs direkt in die Magengrube.
    Jiri drehte Kopf und Oberkörper, um in alle Richtungen zu spähen, ob nicht einer der Mönche aus der nahen Benediktinerabtei zufällig des Wegs kam und ihn hier neben dem verruchten Weib hätte entdecken können. Die Folgen wären unabsehbar gewesen ...
    Während er noch angstvoll Umschau hielt und verwundert feststellte, wie trübe seine Augen geworden waren und wie ver-schwommen er seine fernere Umgebung wahrnahm, löste sich ein Seufzer aus dem Mund der Nackten.
    Jiri zuckte zusammen. Wer bist du? versuchten seine bebenden, aber wie miteinander verwachsenen Lippen zu fragen. Ein Weib wie dich sah ich nie .
    Alles fiel ihm plötzlich wieder ein. Alles. Auch das mit ... Flav!
    Der Hütehund lag drei Schritte hinter der Frau. Grotesk verkrümmt, beide Vorderläufe bis auf zwei Stümpfe abgenagt, und das darum liegende Gras glänzte in scheinbarer dunkler Nässe, obgleich das Blut längst versickert oder zu einer harten, staubtrockenen Kruste erkaltet war!
    »Flav ...!« Heiser löste sich die Wut aus Jiris Kehle. Gleichzeitig aber begriff er, daß dem Tier, das ihm ans Herz gewachsen war, nichts und niemand auf der Welt mehr hätte helfen können. Es war verblutet. Und erneut wankte Jiri unter einem unsichtbaren Faustschlag, denn zu unauslöschlich hatte sich das Bild in sein Gedächtnis gebrannt, wie der treue Hütehund sich an sich selbst vergangen und sich selbst begonnen hatte auf-zu-fres-sen .
    Das wirst du mir büßen, dachte Jiri. Sein Blick glitt zurück zu der Frau, aber seine Gedanken schlossen den Schwur hohl wispernd auf eine andere Person bezogen: Büßen ... Frantisek, mein elender Bruder
    *
    Am Nachmittag klopfte es. Frantisek fluchte wüst. Er erwartete keinen Besuch, weil er keine Freunde hatte. Die Saufkumpane, mit denen er sich manchmal in der Stadt traf, um sich die Nächte um die Ohren zu schlagen, hätten den weiten Weg nie auf sich genommen, um zu ihm zu kommen . Also konnte das Klopfen nur eines bedeuten: Ärger.
    Während er seinen Körper zur Tür lenkte, versuchte sich Frantisek zu erinnern, ob er sich während seiner jüngsten Zechtour etwas zuschulden hatte kommen lassen. Etwas, was die Büttel auf den Plan gerufen haben könnte .
    Nein! Außerdem lag sein letzter Aufenthalt in der Stadt bereits drei Tage zurück, und so lange hätten die Schergen der Grafen sicher nicht gebraucht, um ihn ausfindig zu machen. Frantisek war bekannt in den Gastschenken .
    Ahnungslos schob er den Riegel zurück, und ahnungslos öffnete er die Tür.
    Draußen stand ein uralter, schwer schnaufender Mann, mindestens doppelt so alt wie Frantisek.
    »Was ist?« herrschte er den anderen grob an, während seine Augen gegen das grelle Sonnenlicht blinzelten. »Was willst du? Ich kenne dich nicht!«
    Täuschte er sich, oder gruben seine Worte einen staunenden Zug in das runzelige, von einem schütteren Haarsaum umrahmte Gesicht?
    Matte, fast erloschene Augen sahen ihm entgegen. Ein ausgefranster Mund, eingegrenzt von zwei eingefallenen Wangen, grinste ihn grimassenschneidend an, und plötzlich . urplötzlich erkannte Frantisek den Mann hinter all den Jahren, die den vermeintlich Fremden verändert hatten .
    Frantiseks Augen quollen beinahe über die Wülste seiner Augenbrauen hinaus. Die Schwere des eigenen Körpers, der ihn zu Boden ziehen wollte, hatte er noch nie mit solcher Macht verspürt. Zitternd suchte er Halt am Rahmen der offenen Tür.
    In diesem Augenblick tat der draußen mit pfeifenden Lungen stehende Greis etwas völlig Unerwartetes, indem er fast ansatzlos ausholte und .
    Frantisek starrte auf den Dolch, von dem nur noch der abgewetzte Hirschhornschaft aus seinem Bauchfell ragte.
    Glühend heiß erschien ihm der Stahl, der sich in seine Eingeweide gebohrt hatte - und Gluthitze breitete sich von dieser

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