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Die Zeit-Moleküle

Die Zeit-Moleküle

Titel: Die Zeit-Moleküle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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widerwärtig. Er schüttelte sich wie ein Köter und frottierte sich den Rücken. Dann legte er seine Sandalen und das Schulterhalfter für seinen Schreibstift an. Er lümmelte sich neben David auf die Bank und strich sich die letzten Tropfen aus dem Spitzbart.
    »Das erstemal, daß ich mich den ganzen Tag abkühlen konnte«, sagte Daniel und ließ seine Zehen rollen. »Ein großartiges Gefühl. Sollten auch mal baden.«
    »Später«, murmelte David. Schließlich war er nicht schlechter gebaut als Daniel.
    »Habe noch nie einen so heißen Sommer erlebt«, sagte Daniel. »Großartig. Das Wetter soll noch einen Monat so bleiben.«
    »Das zöge auch Versorgungsprobleme nach sich«, meinte David, »verstopfte Kläranlagen.«
    »Typisch für dieses Land«, erwiderte Daniel. »Ein paar Zentimeter Schnee, und schon sind die Straßen verstopft. Zwei Tage Sonne, und die Wasserleitungen keuchen und spucken. Warum bewältigen wir nie unser Wetter und lassen uns jedesmal von neuem überraschen?«
    David wollte nicht pedantisch sein. Also unterdrückte er den Einwand, daß die Hitzeperiode bereits neunundvierzig Tage anhielt.
    Daniel betrachtete seine Zehen, blickte auf seine Uhr und schneuzte sich in sein Handtuch. »Haben Sie vielleicht Liza Simmons irgendwo gesehen?« fragte er dann.
    Was für ein Recht hatte Daniel, ihm so eine Frage zu stellen, dachte David. Er habe sie zum letztenmal mit Roses Varco zusammen gesehen, erwiderte er gelangweilt.
    »Sie steckt viel zu oft mit dem Trottel zusammen. Ich sehe Unheil voraus.«
    »Ich verstehe nicht, wie Sie zu dieser Behauptung kommen.« Der gelangweilte Ton gelang ihm diesmal nicht so ganz.
    »Wie ich dazu komme? Na hören Sie mal! Wenn der Kinder zeugt, haben die bestimmt den gleichen Dachschaden wie er. Ein Schwachsinniger in Lizas Familie – na, danke schön!«
    »Es wird keine Familie geben. Schließlich bekommt er die Pille wie wir alle.«
    »Hat jemand gesehen, daß er sie auch nimmt?«
    »Wir – äh – hielten in seinem Fall eine Kontrolle für nicht so wichtig.«
    Daniel lachte laut, als ob er eben den köstlichsten Witz seit Monaten gehört hatte. David biß sich auf die Lippen. Das war ein Verwaltungsproblem, hatte nichts mit der Vorstellung zu tun, wie sich Liza (seine Liza?) mit diesem stinkenden Dorftrottel paarte.
    »Liza ist eine vernünftige Frau. Sie würde niemals so ein Risiko eingehen.«
    »Sie würde sich diese Konsequenzen überhaupt nicht überlegen. Frauen denken in diesem Punkt nicht mehr nach. Sie hat einen gesunden Appetit. Wenn sie hungrig ist, würden solche Überlegungen sie nicht abschrecken.«
    Der Projektleiter glaubte, verletzte Eitelkeit herauszuhören. »Warum sagen Sie mir das?« stieß er nach und blickte zur Seite. »Paart sie sich denn nicht mehr mit Ihnen?«
    »Sie glauben wohl, ich sei eifersüchtig, wie? Warum, zum Teufel, soll ich wohl eifersüchtig sein? Wir paaren uns, mit wem wir wollen. Orgasmus ist Orgasmus. Man merkt Ihnen Ihr Alter an, Projektleiter. Das Leben ist nicht mehr so kompliziert wie früher.« Er stand auf. »Das Leben ist nicht mehr so kompliziert«, wiederholte er als Bestätigung (Selbstbestätigung?). »Wir wollen bloß keinen zweiten Dorftrottel in der Gemeinde haben. Ein Schwachsinniger in Lizas Familie – du meine Güte! (Daniel wiederholte sich schon wieder). Das arme Mädchen. Sie sollten mit ihr darüber sprechen.«
    Das war eine neue Wendung. Daniel hatte von Anfang an diesen Satz anbringen wollen. David seufzte.
    »Vielleicht.« Verdammt – konnte er überhaupt mit ihr darüber sprechen?
    »Oder vielleicht ist es besser -«, man muß liberal sein, »vielleicht sollte ich mir Roses vorknöpfen und ihn auf die Wichtigkeit seiner Pille hinweisen.«
    »Tun Sie das, wenn Ihnen das lieber ist. Ich persönlich würde jede Wette eingehen, daß der Idiot immer noch an den Storch glaubt.«
    Daniel stand auf und entfernte sich, unbeherrscht mit dem Handtuch schnalzend und die hohen Margeriten köpfend, die auf der Dorfwiese wuchsen. Er war sicher nicht stolz darauf, daß er gesagt hatte, was gesagt werden mußte.
    David Silberstein blieb still auf der Bank sitzen. Er liebte Liza Simmons. Vielleicht war seine Liebe anachronistisch, unziemlich, gefühlsselig – trotzdem, er liebte Liza. Es war seine Pflicht, sie zu retten. Tatsächlich hatte er eine doppelte Pflicht wahrzunehmen, einmal als Projektleiter und zum anderen als Mann. Und in so einer delikaten Situation war er doch berechtigt, seine männliche Qualität

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