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Die Zeit-Moleküle

Die Zeit-Moleküle

Titel: Die Zeit-Moleküle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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paar Fußpfade. Und in der Mitte der in der Sonne flirrenden Lichtung dehnte sich der Zaun, ein täuschend harmloses Gebilde aus Draht.
    »Die wissen jetzt über den Zaun Bescheid«, sagte Roses. »Halten Abstand davon.«
    Liza war außer Atem. »Können wir hier warten, bis sie wieder herauskommen?« fragte sie atemlos.
    »Sind ja deswegen hierhergekommen.« Er kauerte sich nieder. »Müssen ganz still sein, verstanden? Die hören uns auch unter der Erde. Sie haben schlechte Augen. Die Nase ist auch nicht viel besser. Aber hören tun die wie die Füchse.«
    Sie suchte sich einen Fleck aus, wo sie sich niedersetzen konnte. Die Fliegen versammelten sich in Scharen um sie. Sie sah zu, wie Roses geduldig still hielt, nur ab und zu mit der Wange zuckte wie ein Pferd. Das Schweigen war total und so drückend wie die Hitze. Im letzten Jahr hatten hier noch zwei Bussarde gekreist, wie sie sich erinnerte. Doch in diesem Jahr blieb der Himmel leer.
    Sie verlagerte ihr Gewicht auf einen Ellenbogen. Laub knisterte. Roses runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. Sie fragte sich jetzt, weshalb sie überhaupt hierhergekommen war. Als Roses seinen Vorschlag machte, klang es nach einem guten Einfall, den sie nur auf seine Kosten ablehnen konnte. Sie war moralisch verpflichtet, sich für Kaninchen zu interessieren, wie alle Zeitgenossen. Aber kam ihr Interesse aus echtem Engagement? Hatte sie nicht immer nur an theoretischen, abstrakten, numerischen Begriffen gehangen? Liebe, kleine Kaninchen – was für einen Nutzen konnte ihr die Betrachtung dieser Kleinen bringen, abgesehen von einem Gefühl des unwiederbringlichen Verlustes? Wenn Roses’ Einfalt nur ein Ausdruck von Weisheit gewesen wäre. Wenn er sie nur hätte zur Einfachheit überzeugen können … Ihre Gedanken vertieften sich in das Rätsel Roses, ohne daß es ihr bewußt wurde.
    Endlich kamen die Kaninchen ins Freie. Die älteren saßen eine lange Zeit an einem Fleck, die steifen Ohren schräg auf den Boden gerichtet, manchmal in ihre Richtung blickend, ohne etwas Beunruhigendes zu sehen. Die jüngeren wagten sich schon tollkühn heraus. Sie hoppelten nach typischer Hasenmanier herum, jagten sich, zupften Gras, lagen japsend unter der Sonne. Viele waren verkrüppelt. Ihnen fehlte meistens ein Bein, doch bewegten sie sich auch so ganz leidlich durchs Gelände, da es keine Wiesel, Füchse und Marder mehr gab. Die schwerer betroffenen Jungkaninchen würden zweifellos sterben, wenn sie entwöhnt waren, weil sie nicht weit genug laufen konnten, um ausreichend Futter zu finden. Das Dioxin, das die Bauern versprühten, war an diesen Geburtsschäden schuld. Es wirkte genauso unberechenbar auf Nachkommenschaft wie vor vielen Jahren das Thalidomid. Liza überlegte, wie die Eltern mit so viel Fehlgeburten fertig wurden. Scharrten sie wohl in den Höhlen ein und zogen weiter … Roses hatte sie davor gewarnt. Vielleicht meinte er, es lohnte gar nicht mehr, so etwas zu erwähnen.
    Während ihre Gedanken wieder wanderten, sich mit dem sinnlosen Leiden junger Kaninchen, das ihnen so vollkommen unbewußt blieb, beschäftigte, waren sie plötzlich wieder wie vom Erdboden verschluckt. Im Schatten des Elektrozauns war das Gras ganz ruhig und unberührt, war es immer gewesen.
    Roses berührte ihren Arm und deutete dann den Trampelpfad hinunter, der sich zwischen gekappten Bäumen verlor. Ein Mann kam langsam auf sie zu, Sir Edwin, der Ausbildungsleiter der Chrononauten, im konservativen grauen Anzug. Er pfiff leise vor sich hin, während er näher kam. Liza konnte sich immer noch verstecken, konnte auch auf ihre Entdeckung warten oder ihr zuvorkommen, indem sie ihn anrief, um jedes Schuldbewußtsein auszuschließen. (Schuldbewußtsein? Hatte sie dazu überhaupt einen Grund?)
    Sie entschied sich trotzdem für die dritte Möglichkeit. »Überprüfen Sie unseren Schutzzaun, Sir Edwin?« rief sie.
    »Sie können einen wirklich aus der Fassung bringen, Liza Simmons«, erwiderte der Ausbildungsleiter. Doch er drehte ihr ziemlich langsam den Kopf zu, als habe er sich immer unter Kontrolle. »Sie tauchen an den verrücktesten Plätzen auf.«
    »Wir haben Kaninchen beobachtet«, sagte Liza. »Roses hat mich hierhergeführt, damit wir Kaninchen beobachten können.«
    »Das klingt so unwahrscheinlich, meine Liebe, daß es nur die Wahrheit sein kann.«
    Und warum sollte es nicht wahr sein? Und warum fühlte sie sich überhaupt verpflichtet, ihm einen Grund zu nennen? Sie stand auf und half auch

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