Die Zeitdetektive 02 Der rote Racher
entschlossen.
»Wir?«
»Klar, warum nicht?«, erwiderte Leon gelassen. »Immerhin haben wir schon die Verschwörung gegen die Pharaonin Hatschepsut aufgeklärt!«
Julian war nicht überzeugt. »Wir haben doch überhaupt keine Spur.«
»Doch, die haben wir«, widersprach Leon. »Wir kennen das Motiv des Täters: Hass.«
Julian schwieg. Während er arbeitete, beobachtete er seine Freunde. Kim und Leon waren in ein Gespräch über den Rächer vertieft und entwarfen die abenteuerlichsten Theorien, warum der Bogenschütze den Leiter der Spiele bedrängte.
Kija ließ das alles kalt. Sie hatte sich in einer Ecke ausgestreckt und damit begonnen, ihr seidiges, hellbraunes Fell zu putzen.
Wie sollen wir den Rächer unter diesen vielen Menschen hier finden?, fragte sich Julian. Plötzlich kam er sich hilflos vor, doch als er sah, mit welchem Feuereifer seiner Freunde bei der Sache waren, hob sich seine Stimmung wieder.
Am frühen Abend tauchte Androtion wieder auf. Die Freunde durften endlich die Mistgabeln in die Ecke stellen. Androtion kündigte Julian, Leon und Kim an, dass er sie bereits vor Tagesanbruch wecken würde. Dann gab es Abendbrot: einen Krug mit kühlem Wasser, Ziegenkäse, Oliven und frisches Brot. Sobald sich die Kinder gestärkt hatten, zeigte Androtion ihnen ihr Lager: eine zugige Kammer neben den Ställen mit einem winzigen Fenster, drei Holzpritschen mit dünnen Strohmatten, das war’s.
»Sehr gemütlich hier«, lästerte Kim und hockte sich im Schneidersitz auf eine der Liegen. Kija sprang auf ihren Schoß und ließ sich hinter den Ohren kraulen. Gleich darauf begann sie zu schnurren.
»Ich habe keine Lust, jetzt schon in dieser traurigen Bude herumzuhocken«, meinte Leon. »Lasst uns etwas unternehmen!«
»Gute Idee, ich will mir das Forum Romanum anschauen!«, rief Julian. »Bist du auch dabei, Kim?«
»Logisch!«
Sie durchquerten das Kellergeschoss des Colosseums und gelangten zu einem der Ausgänge. Draußen hatte es bereits zu dämmern begonnen. Die Freunde ließen sich treiben und genossen die einzigartige Atmosphäre der Kaiserstadt. Menschenmassen drängten sich auf den Straßen. Es schien, als sei Rom jetzt, wo sich der Tag zu neigen begann, erst richtig erwacht. Das tagsüber geltende Verbot für private Fahrzeuge war nun aufgehoben. Von überall drängten Karren, die mit den verschiedensten Waren vollbeladen waren, in die laute, bunte Stadt. Peitschen knallten und Kutscher fluchten.
»Das ist ja noch schlimmer als die Rushhour in einer unserer Großstädte«, bemerkte Kim, während sie zum Forum Romanum spazierten. Endlich standen sie auf der Via Sacra, die den berühmten Platz mit seinen Tempeln und Statuen durchquerte.
»Hier ist das Zentrum des römischen Reichs, das Zentrum der Macht«, rief Julian beeindruckt und zog seine Gefährten zum Saturntempel und zum Tempel der Vesta.
»Schaut mal, da drüben scheint ein Markt zu sein«, erkannte Kim. Sie und Leon schoben Julian in die Basilika, eine mehrschiffige Halle, in der Märkte abgehalten wurden und Gerichtsverhandlungen stattfanden. Hier herrschte ein seltsames Zwielicht. Verschiedene Gerüche kamen von allen Seiten – Fisch, Kohl, verschiedene Gewürze, Wein und Gebratenes. Kija hob die Nase und begann zu schnüffeln. Sie strebte auf einen Fischstand zu.
Auf der anderen Seite der Halle entdeckte Kim den Stand eines Schmuckhändlers, der sie magisch anzog. Während sie die Waren begutachtete, fiel ihr eine hübsche Frau auf. Sie mochte etwa 18 Jahre alt sein und war in kostbare Stoffe gekleidet. Über ihrer hellblauen Tunika trug sie eine elegante Stola, die mit Purpurstreifen verziert war. In barschem Ton erteilte die junge Frau einem Sklaven Anweisungen, was er für seine Herrin einkaufen sollte. Dann holte sie unter der Stola einen Lederbeutel hervor und gab dem Sklaven ein paar Münzen. Während sie weiter auf den Sklaven einredete, trat ein Mann blitzschnell an die Patrizierin heran und entriss ihr den Geldbeutel. Ebenso schnell war der Dieb wieder in der Menge verschwunden. Fassungslos starrte das Opfer des Diebstahls auf die nun leere Hand. Dann begann die Frau zu schreien: »Haltet den Dieb! Haltet den Dieb! Beim Mars!« Doch niemand machte Anstalten, den Täter zu verfolgen – nicht einmal der Sklave, der einfach nur mit offenem Mund dastand.
»Kommt, Jungs!«, rief Kim entschlossen. »Den schnappen wir uns!« Schon war Kim losgeflitzt, die Katze dicht an ihrer Seite.
Geschickt wuselte der Dieb durch die Menge. Aber
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