Die Zeitdetektive 02 Der rote Racher
Leon einen freundschaftlichen Klaps. »Möchtest du eigentlich immer noch Gladiator werden?«
»Ich?«
»Ja, du«, bekräftigte Kim. »Zu Beginn unseres Abenteuers hast du noch von einer Karriere als Gladiator geschwärmt.«
Leon zwickte sich in den Bizeps. »Na ja, eigentlich bin ich für so was tatsächlich geboren, oder?«
Kim und Julian verdrehten die Augen und lachten. Nun begann auch Leon zu grinsen. »War nur ein kleiner Scherz,«, sagte er und winkte ab. »Nein, Gladiator steht nach unserer Reise nun wirklich nicht mehr auf meiner Liste der Traumberufe.«
»Und was dann?«, wollte Julian wissen.
Leon versenkte den Löffel tief im Eisbecher. »Vielleicht Eisverkäufer im alten Rom. Da hätte ich bestimmt bessere Zukunftsaussichten als ein Gladiator gehabt!«
Das Colosseum – ein Gigant aus Stein
Die Bezeichnung Colosseum stammt aus dem 8. Jahrhundert nach Christus und bezog sich auf die Kolossalstatue von Kaiser Nero, die ursprünglich vor dem Theater stand. Der richtige Name des Colosseums lautete »Amphitheatrum Flavium«, denn den Auftrag zum Bau dieses grandiosen Bauwerks gab der beliebte Kaiser Vespasian (69 bis 79 n. Chr.) aus dem Hause der Flavier. Vespasian ließ einen kleinen See trockenlegen und darüber das Amphitheater bauen. Dafür wurden Steinblöcke herantransportiert, die so groß waren, dass für ihren Transport eine neue, sechs Meter breite Straße angelegt werden musste. 400000 Tonnen Steinmörtel hielten das Mauerwerk zusammen.
Nach Vespasians Tod am 24.6.79 n. Chr. vollendete sein Nachfolger, Kaiser Titus, den Bau und weihte ihn im Jahr 80 n. Chr. mit hundert aufeinander folgenden Spieltagen ein.
Die Gesamtbauzeit des Giganten aus Stein betrug etwa zehn Jahre.
Das Colosseum hatte 50 Sitzreihen, die in einem Winkel von 37 Grad anstiegen, sodass jeder Besucher eine gute Sicht auf das Geschehen in der Arena hatte. Das Theater verfügte über insgesamt 45000 Sitzplätze und über 5000 Stehplätze für Sklaven und Arme. Das Colosseum war 188 mal 156 Meter groß und 48 Meter hoch. Die Arena umfasste eine Fläche von 3600 Quadratmetern. Über dem Prachtbau konnte mittels einer spinnennetzartigen Seilkonstruktion ein gigantisches Sonnensegel (Velum) gespannt werden.
Die Zuschauer betraten das Theater durch 70 nummerierte Eingänge (sechs weitere waren dem Personal vorbehalten). Die Nummer des Eingangs sowie die der Reihe, in der man saß, standen auf der Eintrittskarte. Der Eintritt war frei. Die gewaltigen Kosten trug der Kaiser, denn die Spiele hatten einen politischen Zweck. Sie sorgten für den Ruhm des Kaisers und auch dafür, dass das Volk sich abreagieren konnte. Dadurch glaubte man, die Gefahr von Unruhen oder Aufständen verringern zu können.
In den Augen vieler Römer war das Amphitheater jedoch mehr als eine reine Vergnügungsstätte: Ihnen galt das Theater als ein Symbol des Sieges des Guten über das Böse, als ein Ort der Gerechtigkeit. Verbrecher wurden hier mit dem Tode bestraft, Feinde in grausamen »Spielen« vernichtet. Mit unnachgiebiger Härte zeigte Rom seinen Gegnern, was mit denen geschah, die sich gegen Rom erhoben.
Zum »Programm« im Colosseum gehörten neben den populären Gladiatorenkämpfen, Wagenrennen oder Tierhatzen die »Wasserspiele«: Mit einem ausgeklügelten, weit verzweigten Kanalsystem konnte ein Teil der Arena in kurzer Zeit geflutet und in eine so genannte »Naumachie« verwandelt werden. Dem Publikum wurden regelrechte Seeschlachten geboten, wobei die Besatzungen auf Leben und Tod kämpften.
Unter der Arena befand sich ein verwinkeltes Untergeschoss mit vielen Käfigen, Ställen, Lagerräumen, Gängen, schräg angelegten Fußböden, Lastenaufzügen für die schnelle Beförderung der wilden Tiere in die Arena und Zellen für zum Tode verurteilte Kriminelle.
Gladiatorenspiele fanden im Colosseum bis Mitte des 6. Jahrhunderts n. Chr. statt, bis die ersten christlichen Kaiser die grausamen Spektakel abschafften. Dann wurde es ruhig im Colosseum. Teile des Baus stürzten ein. Obdachlose und Handwerker fanden dort Unterkunft. Es wurde aber auch als Steinbruch genutzt, wo sich Arme und Reiche bedienten. Heute ist das Colosseum jedoch eine der wichtigsten Touristenattraktionen in Rom.
Glossar
Ädil hoher Beamter, Leiter der öffentlichen Spiele. Weitere Aufgaben: Aufsicht über die Instandhaltung der Straßen, Regelung des Verkehrs, der Wasserversorgung, Überprüfung der Maße und Gewichte, Beaufsichtigung der Märkte
Amphitheater bedeutet
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