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Die zerbrochene Krone

Die zerbrochene Krone

Titel: Die zerbrochene Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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verschwenden wollte, dann um sich an den Preis für Versagen zu erinnern. Leane Sharif hatte oberflächlich geplant und war gescheitert, und jetzt war sie für immer von der Einen Macht abgeschnitten, ein hilfloser Flüchtling, der auf Wohltätigkeit angewiesen war, zu einem Leben im Elend verdammt, bis sie es entweder selbst beendete oder einfach das Gesicht zur Wand drehte und starb. Alviarin hatte von einigen wenigen gedämpften Frauen gehört, die überlebt hatten, aber sie würde diese Geschichten anzweifeln, bis sie einer der Frauen begegnete. Nicht daß es sie auch nur im geringsten danach verlangte.
    Durch die Fenster konnte sie die Helligkeit des frühen Nachmittags erkennen, aber noch bevor sie halbwegs in ihr Wohnzimmer gelangt war, verblaßte das Licht plötzlich zu trüber Abenddämmerung. Die Dunkelheit überraschte sie nicht. Sie wandte sich um und ließ sich sofort auf die Knie nieder. »Große Herrin, ich lebe, um zu dienen.« Eine große Frau aus dunklen Schatten und silbernem Licht stand vor ihr. Mesaana.
    »Sage mir, was geschehen ist, Kind.« Die Stimme klang wie Kristallglocken.
    Alviarin wiederholte kniend jedes Wort Elaidas, obwohl sie sich fragte, wieso das nötig war. Zu Anfang hatte sie unbedeutende Teile ausgelassen, und Mesaana hatte es jedes Mal erkannt und jedes Wort, jede Geste und jeden Gesichtsausdruck gefordert. Sie belauschte jene Treffen offensichtlich. Alviarin hatte versucht, eine Logik darin zu erkennen, aber es war ihr nicht gelungen. Andere Dinge waren jedoch durchaus logisch.
    Sie hatte andere der Auserwählten getroffen, die Narren die Verlorenen nannten. Lanfear und Graendal waren in die Burg gekommen, die in ihrer Kraft und ihrem Wissen gebieterisch wirkten und ohne Worte verdeutlicht hatten, daß Alviarin weit unter ihnen stand, eine Küchenmagd, die Botengänge erledigte und sich vor Freude wand, wenn ein freundliches Wort an sie gerichtet wurde. Be'lal hatte Alviarin in der Nacht im Schlaf fortgezerrt - sie wußte noch immer nicht wohin. Sie war wieder in ihrem eigenen Bett erwacht, und das hatte sie noch mehr erschreckt, als sich in Gegenwart eines Mannes zu befinden, der die Macht lenken konnte. Für ihn war sie nicht einmal ein Wurm, nicht einmal ein Lebewesen, nur ein Spielstein, der sich auf seinen Befehl hin bewegte. Ishamael hatte sie zuerst, Jahre vor den anderen, aus der verborgenen Masse der Schwarzen Ajah auserwählt, um sie an deren Spitze zu setzen.
    Sie hatte vor jeder Schwarzen Ajah niedergekniet und beteuert, daß sie lebe, um zu dienen, und es auch so meine, und ihren Befehlen gehorchen würde, wie auch immer diese Befehle lauteten. Immerhin waren sie nur eine Stufe niedriger gestellt als der Große Herr der Dunkelheit selbst, und wenn sie eine Belohnung für ihre Dienste erwartete - die Unsterblichkeit, die sie anscheinend bereits besaßen -, tat sie gut daran zu gehorchen. Sie hatte vor jeder Schwarzen Ajah niedergekniet, und nur Mesaana war mit einem nicht menschlichen Gesicht erschienen. Dieser Umhang aus Schatten und Licht mußte mit der Einen Macht gewoben sein, aber Alviarin konnte kein Gewebe erkennen. Sie hatte die Kraft Lanfears und Graendals gespürt, hatte vom ersten Moment an gewußt, wieviel stärker sie die Macht beherrschten als sie selbst, aber bei Mesaana spürte sie ... nichts. Als könnte die Frau die Macht überhaupt nicht lenken.
    Die Logik war eindeutig - und verblüffend. Mesaana verbarg sich, weil sie erkannt werden könnte. Sie mußte in der Burg selbst wohnen. Diese Folgerung schien angesichts des Offensichtlichen unmöglich, aber eine andere Erklärung wäre nicht schlüssig. Wenn dem so war, mußte sie eine der Schwestern sein. Sie war sicherlich keine Dienerin, nicht Arbeit und Schweiß verpflichtet. Aber wer dann? Zu viele Frauen waren vor Elaidas Ruf von der Burg fortgewesen, zu viele hatten keine engen oder gar keine Freunde, Mesaana mußte eine jener Frauen sein. Alviarin wollte es unbedingt wissen. Selbst wenn sie es nicht nutzen konnte, war Wissen dennoch Macht.
    »Also hat unsere Elaida eine Weissagung gemacht«, sagte Mesaana in singendem Tonfall, und Alviarin erkannte erschreckt, daß sie am Ende ihres Berichts angelangt war. Ihre Knie schmerzten, aber sie wußte es besser, als daß sie ohne Erlaubnis aufgestanden wäre. Ein Schattenfinger tippte nachdenklich an silberne Lippen. Hatte sie schon irgendeine der Schwestern diese Geste vollführen sehen? »Es scheint mir seltsam, daß sie gleichzeitig so klar und doch

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