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Die zerbrochene Krone

Die zerbrochene Krone

Titel: Die zerbrochene Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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sie recht unbehaglich, während sie vorüberging. Die einzige, die sie nicht beachtete, war Danelle, eine verträumte Braune Schwester. Sie hatte geholfen, Siuan Sanche zu stürzen und Elaida zu erheben, aber als gedankenverlorene Einzelgängerin, die nicht einmal in ihrer eigenen Ajah Freunde besaß, schien sie nicht zu bemerken, daß sie anschließend beiseite geschoben worden war. Andere waren sich dessen nur zu bewußt. Berisha, eine hagere, hartäugige Graue, und Kera mit dem hellen Haar und den dunklen Augen, die bei Tairenern selten waren, und all der Überheblichkeit, die bei Grünen wiederum so häufig war, vollführten zumindest Hofknickse. Norine hätte es ihr beinahe gleichgetan. Mit ihren großen Augen manchmal fast so verträumt wie Danelle und genauso einsam, ärgerte sie sich über Alviarin. Wenn die Behüterin der Chronik schon aus den Reihen der Weißen erhoben wurde, hätte es ihrer Meinung nach Norine Dovarna sein sollen.
    Gegenüber der Behüterin der Chronik war Höflichkeit nicht erforderlich, nicht von einer Schwester, aber sie hofften zweifellos, daß sie vielleicht bei Elaida Fürsprache einlegte, wenn es notwendig würde. Die anderen fragten sich einfach nur, welche Befehle sie erhalten hatte, ob heute eine andere Schwester wegen irgendeiner - in den Augen der Amyrlin begangenen - Verfehlung ausgesondert würde. Nicht einmal Rote näherten sich den neuen Räumen der Amyrlin weiter als bis auf fünf Stockwerke, es sei denn, sie wurden zu ihr gerufen. Mehr als eine Schwester verbarg sich regelrecht, wenn Elaida herabkam. Die Luft schien wahrhaft erhitzt und von einer Furcht durchsetzt, die nichts mit Aufrührern oder Machthabern zu tun hatte.
    Mehrere Schwestern wollten etwas sagen, aber Alviarin rauschte vorüber, wenig höflich und kaum die Sorge bemerkend, die in ihre Augen trat, wenn sie nicht innehalten wollte. Elaida beschäftigte sie genausosehr wie die anderen. Elaida war eine vielschichtige Frau. Auf den ersten Blick sah man nur eine wunderschöne, würdevoll zurückhaltende Frau, aber auf den zweiten Blick erkannte man einen Menschen aus Stahl, gefährlich wie eine gezogene Klinge. Sie überwältigte, wo andere überzeugten, und erzwang, wo andere es mit Diplomatie oder durch das Spiel der Häuser versuchten. Jedermann, der sie kannte, wußte um ihre Intelligenz, aber man bemerkte erst nach einiger Zeit, daß sie trotz ihres Verstandes nur sah, was sie sehen wollte, und wahrzumachen versuchte, was sie wahrhaben wollte. Es gab an ihr zwei unzweifelhaft beängstigende Dinge, von denen der Umstand, daß sie so oft Erfolg hatte, das geringere war. Weitaus beängstigender war ihr Talent des Weissagens.
    Man konnte es leicht vergessen, da es unberechenbar war und nur selten auftrat. Niemand wußte, wann es soweit sein würde, nicht einmal Elaida selbst, und niemand wußte, was sie enthüllen würde. Jetzt konnte Alviarin die vage Gegenwart der Amyrlin ihr fast folgen und sie beobachten spüren.
    Es könnte noch notwendig werden, sie zu töten. Wenn es dazu käme, wäre Elaida nicht die erste, die sie heimlich getötet hätte. Dennoch zögerte sie, diesen Schritt ohne Befehl oder zumindest eine Erlaubnis zu tun.
    Sie betrat spürbar erleichtert ihre privaten Räume, als könnte Elaidas Schatten diese Schwelle nicht überschreiten. Ein törichter Gedanke. Wenn Elaida die Wahrheit vermutete, würden sie nicht einmal eintausend Meilen von Alviarins Kehle fernhalten. Elaida würde von ihr erwarten, daß sie hart arbeitete und die Befehle unter der Signatur und dem Siegel der Amyrlin persönlich niederschrieb -, aber welche dieser Befehle tatsächlich ausgeführt würden, mußte noch entschieden werden. Natürlich nicht von Elaida. Und auch nicht von Alviarin.
    Ihre Räume waren kleiner als Elaidas, obwohl die Decken höher waren und ein Balkon in hundert Fuß Höhe Ausblick über den großen Platz vor der Burg bot. Manchmal betrat sie diesen Balkon, um Tar Valon vor ihr ausgebreitet zu sehen, die größte Stadt der Welt, erfüllt von zahllosen Tausenden, die weniger zählten als Spielsteine auf einem Spielbrett. Ihre Räume waren mit Domani-Möbeln ausgestattet, hell gestreiftes Holz mit Muschelschalen- und Bernstein-Einlegearbeiten, helle Teppiche mit Blumen- und Schneckenmustern und grasendem Wild. Die Einrichtung hatte der letzten Bewohnerin dieser Räume gehört, und wenn sie sie noch aus einem anderen Grund behalten hatte als dem, daß sie keine Zeit mit der Auswahl neuer Möbel

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