Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die zerbrochene Krone

Die zerbrochene Krone

Titel: Die zerbrochene Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Handlung nach seiner Ernennung zum kommandierenden Lordhauptmann würde sein, den vertrockneten kleinen Mann aus der Festung hinauszubefördern und einen Schreiber zu erwählen, der nicht ständig zusammenzuckte. »Gleichgültig, ob Omerna von den Hexen oder vom Propheten gekauft wurde - ich will Pedron Niall gerächt sehen.«
    »Wie Ihr befehlt, Mylord.« Balwers Stimme klang trocken und klein. »Es soll so geschehen, wie Ihr sagt.« Anscheinend war er jetzt in der Lage, Nialls Körper anzusehen. Er betrachtete kaum etwas anderes, während er sich schnell und unter Verbeugungen zurückzog.
    »Also scheint es, daß Ihr letztendlich doch unser nächster kommandierender Lordhauptmann sein werdet«, sagte Asunawa, sobald Balwer gegangen war.
    »So scheint es«, antwortete Valda trocken. Ein winziger Streifen Papier lag neben Nialls ausgestreckter Hand, die Art Papier, die man benutzt, wenn man Nachrichten mit Brieftauben versendet. Valda beugte sich herab, hob ihn auf und stieß dann angewidert den Atem aus. Das Papier hatte in einer Weinlache gelegen. Was auch immer darauf gestanden hatte, war verloren, die Tinte verwischt.
    »Und die Hand wird Morgase bekommen, wenn sie ihren Zweck für Euch erfüllt hat.« Dies war keineswegs als Frage gemeint »Ich werde sie Euch persönlich übergeben.« Vielleicht könnte eine Kleinigkeit arrangiert werden, um Asunawas Appetit eine Weile zu stillen. Dadurch könnte sichergestellt werden, daß auch Morgase verbesserungsfähig blieb. Valda ließ das Papier auf Nialls Leichnam fallen. Der alte Wolf hatte seine Schlauheit und seine Kraft im Alter verloren, und jetzt wäre es an Eamon Valda, die Hexen und ihren falschen Drachen zur Räson zu bringen.
    Bäuchlings auf einem Hügel liegend, überblickte Gawyn das Unglück unter der Nachmittagssonne. Die Quellen von Dumai lagen jetzt viele Meilen südlich von ihm, jenseits gewellter Ebenen und niedriger Erhebungen, aber er konnte den Rauch von den brennenden Wagen noch immer sehen. Er wußte nicht, was dort noch alles geschehen war, nachdem er durch einen Ausbruch so viele Jünglinge wie möglich davongeführt hatte. Al'Thor hatte die Angelegenheit scheinbar gut unter Kontrolle gehabt, al'Thor und jene schwarz gewandeten Männer, die anscheinend die Macht lenken konnten und Aes Sedai und Aiel gleichermaßen erledigten. Die Erkenntnis, daß Schwestern flohen, hatte ihm gezeigt, daß es Zeit war zu verschwinden. Er wünschte, er hätte al'Thor töten können. Für seine Mutter, die durch den Einfluß dieses Mannes umgekommen war - Egwene leugnete es, aber sie hatte keine Beweise - und für seine Schwester. Selbst wenn Min die Wahrheit gesagt hatte - er hätte sie überreden sollen, das Lager mit ihm zu verlassen, ungeachtet dessen, was sie wollte; es hatte heute zu vieles gegeben, was er hätte anders machen sollen -, wenn Min also recht hatte und Elayne al'Thor liebte, dann war dieses schreckliche Schicksal Grund genug, ihn zu töten. Vielleicht hatten die Aiel es für ihn erledigt. Aber das bezweifelte er.
    Mit verbittertem Lachen hob er sein Fernrohr an. Eines der goldenen Bänder trug eine Inschrift. »Von Morgase, der Königin von Andor, für ihren geliebten Sohn Gawyn. Möge er für seine Schwester und Andor ein lebendiges Schwert sein.« Jetzt waren dies bittere Worte.
    Jenseits verbrannten Grases und kleiner, verstreut liegender Ansammlungen von Bäumen war nicht viel zu sehen. Der Wind blies noch immer heftig und wühlte Staubwolken auf. Gelegentlich bewies eine blitzartige Bewegung in einer Senke zwischen den gedrungenen Hügelkämmen, daß Menschen unterwegs waren. Es stand außer Frage, daß es sich um Aiel handelte. Sie verschmolzen zu geschickt mit der Landschaft, als daß es grün gewandete Jünglinge sein konnten. Das Licht gebe, daß mehr als jene entkommen waren, die er hatte hinausbringen können.
    Er war ein Narr. Er hätte al'Thor töten sollen. Er mußte ihn töten. Aber er konnte es nicht. Nicht weil der Mann der Wiedergeborene Drache war, sondern weil er Egwene versprochen hatte, keine Hand gegen al'Thor zu erheben. Sie war als niedrig gestellte Aufgenommene aus Cairhien entschwunden und hatte Gawyn nur einen Brief hinterlassen, den er immer wieder las, bis das Papier an den Faltstellen fast riß. Und er wäre nicht überrascht zu erfahren, daß sie al'Thor auf irgendeine Weise zu Hilfe geeilt war. Aber er durfte sein Wort nicht brechen - am wenigsten der Frau gegenüber, die er liebte. Er würde sein Wort ihr

Weitere Kostenlose Bücher