Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die zerbrochene Krone

Die zerbrochene Krone

Titel: Die zerbrochene Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
aber der Tag würde kommen. Bald.
    »Aber vom Heer sagt sie, Tochter, es seien höchstens zwei- oder dreitausend Mann. Wenn es mehr wären, hätten sie sich ihr gezeigt, um uns einzuschüchtern.« Elaida glaubte, daß Augen-und-Ohren stets übertrieben, um ihre Neuigkeiten wertvoller erscheinen zu lassen. Nur Schwestern konnte man wahrhaft vertrauen. Roten Schwestern jedenfalls. Einigen von ihnen. »Aber es würde mich auch nicht kümmern, wenn sie zwanzig-oder fünfzig- oder hunderttausend Mann stark wären. Könnt Ihr Euch auch nur annähernd vors teilen, warum?« Als sie sich umwandte, war Alviarins Gesicht ausdruckslos und gefaßt, eine Maske über verständnislosem Unwissen. »Ihr scheint mit allen Gesichtspunkten des Burggesetzes vertraut zu sein. Welche Strafe droht Aufrührern?«
    »Anführer«, antwortete Alviarin zögerlich, »werden gedämpft.« Sie runzelte leicht die Stirn, und ihre Röcke schwangen kaum sichtbar, als sie sich nervös regte. Sogar Aufgenommene wußten das, und sie konnte sich nicht vorstellen, warum Elaida danach fragte. Gut. »Und vielen anderen droht dieselbe Strafe.«
    »Vielleicht.« Die meisten Anführer könnten der Strafe vielleicht entgehen, wenn sie sich angemessen ergaben. Die gesetzliche Mindeststrafe war, vor den versammelten Schwestern in der Großen Halle gezüchtigt zu werden, gefolgt von mindestens einem Jahr und einem Tag öffentlicher Buße. Aber nichts besagte, daß die Strafe sofort abgebüßt werden mußte. Ein Monat hier, ein Monat da - und sie würden ihre Verbrechen in zehn Jahren immer noch wiedergutmachen, eine ständige Erinnerung daran, was geschah, wenn man sich ihr widersetzte. Einige würden natürlich gedämpft werden - Sheriam und einige der bekannteren sogenannten Sitzenden -, aber nur, um die anderen einzuschüchtern, ohne daß die Burg geschwächt würde. Die Weiße Burg mußte vollständig bleiben, und sie mußte stark bleiben. Stark, und fest in ihrem Griff.
    »Nur eines der von ihnen begangenen Verbrechen fordert das Dämpfen.« Alviarin öffnete den Mund. Es hatte immer schon Auflehnungen gegeben, so geheim, daß nur wenige unter den Schwestern davon wußten. Die Chronik schwieg darüber. Die Listen der Gedämpften und Hingerichteten waren in Berichten zu finden, die nur der Amyrlin, der Behüterin der Chronik und den Sitzenden zugänglich waren, abgesehen von den wenigen Bibliothekaren, die sie hüteten. Elaida gab Alviarin keine Gelegenheit zu sprechen. »Jede Frau, die unrechtmäßig Anspruch auf den Titel der Amyrlin erhebt, muß gedämpft werden. Wenn sie auch nur die geringste Aussicht auf Erfolg hätten, wären Sheriam oder Lelaine oder Carlinya oder eine der anderen ihre Amyrlin.« Tarna berichtete, daß Romanda Cassin ihre Zurückgezogenheit aufgegeben hatte. Romanda hätte die Stola sicherlich mit beiden Händen ergriffen, wenn sie auch nur die geringste Gelegenheit gesehen hätte. »Statt dessen haben sie eine Aufgenommene auserwählt!«
    Elaida schüttelte merkwürdig belustigt den Kopf. Sie konnte jedes Wort des Gesetzestextes zitieren, der den Vorgang zur Wahl einer Amyrlin beschrieb - sie hatte ihn immerhin auch zu ihrem eigenen Nutzen gebraucht -, und nicht ein einziges Mal forderte dieser Text, daß die Frau eine vollwertige Schwester sein mußte. Aber offensichtlich mußte sie es dennoch sein, so daß jene, die das Gesetz formuliert hatten, es nicht festschrieben, und die Aufrührer hatten diese Lücke genutzt. »Sie wissen, daß ihre Sache hoffnungslos ist, Alviarin. Sie wollen sich brüsten und sich aufspielen, indem sie versuchen, einen Schutz vor ihnen drohender Strafe zu finden, und bringen das Mädchen als Opfer ein.« Was bedauerlich war. Das al'Vere-Mädchen war eine weitere mögliche Handhabe gegen al'Thor, und wenn sie die Eine Macht vollkommen beherrschte, mußte sie eine der Stärksten der letzten tausend Jahre sein. Wahrhaft bedauerlich.
    »Gareth Bryne und sein Heer empfinde ich kaum als Prahlerei. Ihr Heer wird fünf oder sechs Monate brauchen, bis es Tar Valon erreicht. In dieser Zeit könnte Chubain die Anzahl der Wachen erhöhen...«
    »Ihr Heer«, höhnte Elaida. Alviarin war eine Närrin! Auch wenn sie sich äußerlich gelassen gab, war sie im Grunde ein Angsthase. Als nächstes würde sie den Unsinn der Sanche-Frau über die freigelassenen Verlorenen hervorbringen. Sie kannte das Geheimnis natürlich nicht, aber genauso gut... »Bauern führen Spieße, Schlachter führen Bogen und Schneider reiten! Und bei

Weitere Kostenlose Bücher