Die zerbrochene Uhr
R. genannt.
Rötel Der weiche Pigmentfarbstoff ist ein bräunlich-rotes Gemisch aus Roteisenstein (Hämatit) und Ton oder Kreide. Zu Minen oder Stangen gepreßt, wurde Rötel bes. im 15. Jh., aber auch im Barock und Rokoko als Zeichenstift benutzt.
Scholarchat So eine Art Schulaufsichtsgremium. Das ›Hochansehnliche Collegium der Herren Scholarchen‹ bestand aus einigen Mitgliedern des Rats (Hochweisheit bzw. Wohlweisheit tituliert), den fünf Hauptpastoren und »sämtlichen Herren Oberalten‹. Diese letzten fünfzehn, drei aus jedem Kirchspiel und in der Regel tatsächlich außerordentlich betagt, waren ein mächtiges Gremium zwischen Rat und Bürgerschaft und von hohem Einfluß in allen Bereichen von Verwaltung und Regierung der Stadt. Daß Claes Herrmanns als Vater und/oder Mitglied der Commerzdeputation in diesem Roman zum Scholarchen gemacht wird, ist eine historische Mogelei, die der Zeit weit vorausgreift. Dennoch – Ämterfilz war damals selbstverständlich: Die ca. 600 offiziellen Ämter der Stadt teilten sich gut 300 »Amtspersonen«.
Schute In der Mitte des 18. Jh. ein flaches, meist offenes Fluß- oder Hafenboot ohne Segel, das gezogen oder geschoben wurde. In den Häfen wurde die Sch. zum Transport der Waren zwischen Schiffen auf Reede und an Wasserläufe grenzenden Lagerhäusern oder Märkten eingesetzt. In den Hamburger Fleeten und anderen flachen Gewässern wurden Sch. auch gestaakt.
Smissen, Dominicus van der (1704-1760) gehörte zu einer äußerst wohlhabenden und angesehenen mennonitischen Familie in Altona. Er gilt nach seinem Lehrer Balthasar Denner (1685-1749) als der bedeutendste Bildnismaler der Region Hamburg/Altona in der Mitte des 18. Jh.
Spinnhaus Das Gefängnis mit harter Zwangsarbeit zur Strafe und moralischen Besserung für kleine Diebe und Prostituierte wurde um 1670 neben dem (- › ) Werk- und Zuchthaus erbaut.
Sterne, Laurence (1713-1768) Die Werke des englischen Schriftstellers (berühmt, aber arm) waren auch in den deutschen Ländern sehr populär, allen voran der Roman Das Leben und die Ansichten Tristram Shandys (1767). A Sentimental Journey Through France and Italy erschien 1768 und wurde noch im gleichen Jahr von Johann J. Ch. (- › ) Bode übersetzt. Den deutschen Titel Eine empfindsame Reise durch Frankreich und Italien , und damit die Bezeichnung ›Empfindsamkeit« für eine literarische Strömung der Aufklärung, verdanken wir Bodes Freund und zeitweiligem Kompagnon G. E. (– › ) Lessing. Sie stand für eine von enthusiastischem Gefühl und von Naturschwärmerei bestimmte Literatur, die ihren Höhepunkt in J. W. Goethes erstem Roman und Bestseller Die Leiden des jungen Werther (1774) fand.
Struensee, Dr. Johann Friedrich (1737-1772) wurde schon mit zwanzig Jahren Stadtphysicus von Altona, damit zugleich Armen- und Gefängnisarzt. Er war seiner Zeit auf wissenschaftlich- und praktisch-medizinischem wie sozial-politischem Gebiet weit voraus. Etwa 1767 beschloß S., dessen zahlreiche Publikationen immer wieder der Zensur zum Opfer fielen, dessen Gehalt kaum zum Leben reichte, sich in Ostindien als Arzt niederzulassen. 1768 jedoch wurde er zum Reichsarzt, 1769 zunächst zum Hofarzt und dann zum Geheimen Kabinettsminister des dänischen Königs Christian VII. berufen. Seine radikalen Reformen gegen die Interessen von Kirche, Patriziern und Adel, vielleicht auch eine Liebschaft mit Königin Karoline Mathilde, führten zu seinem schnellen Sturz und zu seiner Hinrichtung. Die Königin wurde nach Celle verbannt, wo sie 1775, gerade 24 Jahre alt, starb.
Thümmel, Moritz August von (1738-1817) Der Geheime Hofrat am Hof von Coburg-Saalfeld war ein bis weit ins 19. Jahrhundert hinein viel gelesener Autor. Sein komisches Epos Wilhelmine oder Der vermählte Peda?it (1764) war Unterhaltung und zugleich von seinen Zeitgenossen auch verstandene Kritik an fürstlicher Willkür, Sittenlosigkeit und Korruption. Es gilt als erster Bestseller der deutschen Literatur (noch vor Goethes Die Leiden des jungen Werther ; 1774) und erzählt, wie Magister Sebaldus, ein schüchterner Dorfpfarrer, mit Amors ganz persönlicher Hilfe Herz und Hand eines vornehmen Fräuleins erobert.
Wedde Die Organisation der Hamburger Behörden und Verwaltungen im 18. Jh. unterschied sich stark von der heutigen. So ist auch die alte Wedde nicht mit der heutigen Polizei gleichzusetzen, aber auch zu ihren Aufgaben gehörte die Aufsicht über »die allgemeine Ordnung« und die Jagd auf Spitzbuben aller
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