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Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Titel: Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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auch das Ende seines menschlichen Gegenstücks.
    Um seinen gefährlichsten Gegner in Zugzwang zu setzen, entführte der König zunächst Shúria, die Gemahlin von Taramis, sowie dessen mittlerweile zehnjährigen Sohn Ari. Unter Anwendung dunkler Kräfte brach der Antisch ihre heimatliche Scholle von der Insel Barnea ab und schleppte sie nach Peor.
    Um Frau und Kind zu retten, stellte sich Taramis schweren Prüfungen. So bezwang er den doppelköpfigen Drachen Lurkon, wodurch dessen Feuer in ihn überging – eine für ihn kaum zu bändigende Quelle der Macht. Er reiste über die Grenzen der Welt hinaus und fand seinen Vater Olam, den Äonenschläfer. Aus dessen Haus der Sterne stahl er den Reif der Erkenntnis, welcher daraufhin seinem Erzfeind in die Hände fiel. In Peor tötete Taramis zunächst Asor, den Mörder seiner einstigen Braut Xydia und seiner Mutter Lasia, der sich selbst Bochim nannte. Schließlich forderte er auf dem Dach des Bluttempels Gaal zum Kampf heraus. Der König von Dagonis unterlag dem jungen Krieger, als dieser Lurkons Drachenfeuer entfesselte. Unerkannt floh der Besiegte aus Komana – viele glaubten, er sei tot. Der Erkenntnisreif blieb verschollen.
    Die Berither sehnten sich nach Frieden und Sicherheit. In der Vertreibung der Dagonisier und dem Ende der Feueropfer sahen sie die Erfüllung der Prophezeiung. Taramis indes hielt es für verfrüht, die Wachsamkeit aufzugeben. Die Gefahr sei erst gebannt, wenn der Reif der Erkenntnis zurückerobert und Gaal getötet wäre, warnte er wiederholt. Seine düsteren Ahnungen waren keine Hirngespinste. Als er auf der Insel Barnea der Geburt seines zweiten Kindes entgegenfieberte, braute sich im dunklen Zentrum der Scherbenwelt bereits neues Unheil zusammen.

1. Der schlafende Gott
    G edankenversunken setzte König Gaal einen Fuß vor den anderen, er achtete kaum auf das Keuchen seines Sohnes hinter ihm. Malakh war völlig ahnungslos. Gehorsam schleppte er die gläserne Amphore mit der leuchtenden Flüssigkeit den steilen Hang des Gedogh hinauf. Der heilige Berg der Dagonisier glich einem Vulkan, wenngleich er niemals Lava spuckte. Das Loch auf dem abgeflachten Gipfel war im Gegenteil ein gefräßiger Schlund, der nicht mehr hergab, was er einmal verschlungen hatte. Das würde sich bald ändern, hoffte Gaal.
    Je näher sie dem Kraterrand kamen, desto stärker roch es nach Rost. Ohne seinen Schritt zu verlangsamen, wandte der König den Blick zum schmutzig roten Himmel empor. Bleigraue Wolken, die an den Rändern wie Kohlen glühten, türmten sich bis weit ins Ätherische Meer hinein. Sie gehörten zu den vielen Rätseln dieser Insel, die keine Lufthülle besaß, ganz aus Eisen bestand und mit ihrer Kugelform noch an die ursprüngliche Gestalt der zerbrochenen Welt erinnerte. Sie war gar nicht so düster, wie man allgemein meinte. Das gedämpfte Sonnenlicht erreichte sie zwar, entkam ihr aber nicht mehr, weil Dagon es verbrauchte. Der schlafende Gott atmete es wie Luft. Es sicherte sein Überleben.
    »Dagon!«, rief Gaal voller Inbrunst. An diesem Tag war er nicht nur König, sondern auch oberster Priester seines Reiches. Wegmarkierungen gemahnten ihn, den Gottesnamen in der vorgeschriebenen Häufigkeit zu wiederholen. Die Entfernung zum Gipfel betrug genau sechsundsechzig »Dagon«. Gaal fieberte dem neuen Zeitalter entgegen, das man nach dem wiedererwachten Fischgott benennen würde. Die Völker von Berith ahnten nicht, wie nahe die Große Erweckung war. Bald schon sollte der alte Bann gebrochen werden, und Gao würde sein Tun bereuen.
    Gaal glaubte an die Legende vom Herrn der Himmlischen Lichter, wie man ihn außerhalb von Dagonis nannte, und von seinem widerspenstigen Sohn Dagon. Ihr zufolge hatte der Vater den Rebellen vor undenklichen Zeiten in einen tiefen Schlund geworfen. Den Tartaros. Ob es stimmte, dass dieser Abgrund in allen Welten existierte und überall denselben Namen hatte? Jedenfalls, so hieß es, schlafe dort in finsterster Abgeschiedenheit der fischhäuptige Gott, bis ein König käme, der ihn mit drei besonderen Opfern wiedererweckte.
    Jahrtausendelang hatten die Weisen von Dagonis darüber gestritten, wie diese außergewöhnlichen Gaben beschaffen sein müssten. Nur Leben konnte neues Leben hervorbringen, darin waren sich die meisten einig. Doch was oder vielmehr wer war kostbar genug, um einen so machtvollen Geist zu beseelen? Gaal lächelte. Er meinte, die Antwort zu kennen.
    Bald würde er Gewissheit haben.
    »Sagtet Ihr etwas,

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