Die Zombie-Jäger
Bein weggerutscht.
Ich fiel auf den Bauch. Es war mir gerade noch möglich, die Arme auszustrecken und mich abzufangen, dann brach ich in den Ellenbogen ein und fiel aufs Gesicht.
Halme und kleine Blätter klebten auf der naß gewordenen Gesichtshaut. Für einen Moment drangen alle Gerüche des feuchten Bodens in meine Nase.
Ich stemmte mich hoch, doch es gelang mir nicht mehr, auf die Beine zu gelangen. Ein Widerstand im Rücken ließ es nicht zu. Zugleich hörte ich wieder die Stimme in meinem Kopf.
»John Sinclair«, klang es beinahe vorwurfsvoll. »Ich habe dir doch gesagt, daß du dich in meinem Reich befindest. Und da geschieht, was ich will...«
Verflucht, das hatte ich vergessen. Aber nicht Mandragoro. Ich machte mir auch jetzt keine Gedanken darüber, wie er es schaffte, die menschliche Sprache zu beherrschen, das war einfach so.
Das Kreuz steckte griffbereit in der Tasche, doch es war mir nicht mehr möglich, die Hand anzuziehen. Die glatte Fessel hielt mein Gelenk fest, und auch mit großer Kraftanstrengung schaffte ich es nicht, sie zu lösen. Auf dem Rücken bewegte sich etwas wie eine Schlange, ich war nur noch in der Lage, den Kopf anzuheben, wobei ich daran dachte, daß ein weiterer Gruß des Dämons meinen Hals umklammerte, um mich zu erwürgen.
Ich schaute hoch.
Und ich sah den Kannibalen kommen.
Natürlich war er nicht weitergelaufen. Eine derartige Chance ließ er sich nicht entgehen. Wieder hatte sich Mandragoro auf seine Seite gestellt und ebnete ihm den Weg.
Aufgeben wollte ich trotzdem nicht. Ich kämpfte gegen den Druck in meinem Rücken an. Ich drückte mich hoch, was mir auch gelang, doch immer wieder fingen mich die verdammten Stricke ab wie ein federndes Netz. Noch immer war es mir unmöglich, beide Arme zu bewegen. Sie wurden fest an den Körper gepreßt. Wenn ich weiter so auf dem Boden liegenblieb, war ich für den Zombie die ideale Beute.
Er ging, er rutschte und glitt den leicht schrägen Hang hinab. Aber er fiel nicht, trotz seiner hölzern wirkenden Vorwärtsbewegung. Ich sah ihn zum erstenmal von vom, und er war schon so nahe an mich herangekommen, daß ich das Weiße in seinen Augen schwach leuchten sehen konnte. Es war ungewöhnlich, dieses dunkle Gesicht, dann die Augen, als hätte man das Material von der Rinde befreit, um aus dem hellen Holz darunter die Augen zu schnitzen.
Allmählich geriet ich ins Schwitzen. Mir wollte auch der verfluchte Film nicht aus dem Sinn. Jede Einzelheit war in meinem Kopf wie eingraviert.
Er war nackt.
Aber er besaß kein Geschlecht. Er war ein Mensch und trotzdem keiner. Auch die dichte Dunkelheit konnte seinen Körper nicht ganz vor mir verbergen.
Vor mir stand eine glatte und trotzdem unebene Gestalt. Keine menschliche Haut, biegsames Holz war genommen worden, um den Prototypen zu erschaffen. So stellte man meiner Ansicht nach Weidenkörbe her, nur war hier wesentlich dickeres Holz verwendet, verknotet und ineinander gedreht worden.
Nur Mandragoro konnte ein derartiges Geschöpf herstellen. Nicht schaffen, nein, der Ausdruck mißfiel mir in diesem Zusammenhang. Andere Dämonen wären dazu nicht in der Lage gewesen, nur Mandragoro beherrschte die Natur.
Das Gesicht des Zombies wich ebenfalls nicht vom übrigen Körper ab. Er war ziemlich nahe an mich herangekommen, weil sich der Kannibale nach vorn gebeugt hatte. Holz ebenfalls wie Muskelstränge. Es gab einen Mund, aber er war für mich keiner. Dieses Loch im Gesicht erinnerte mich mehr an eine Höhle.
Das Monstrum bückte sich noch tiefer. Aus der offenen Höhle drang mir etwas entgegen, was alles andere als ein Wohlgeruch war. Überhaupt fiel es mir schwer, den Gestank zu identifizieren. Da wehte mir eine Mischung entgegen, die mir einfach den Atem raubte. Widerlich. Als wäre der Zombie dabei, innerlich zu verfaulen. Alles, was im Wald vergangen war, mußte sich dort versammelt haben und war zu einem ekligen, dampfenden und schmierigen Matsch geworden. Moder aus der Natur, ohne daß menschliches Fleisch dabei verwest war.
Mir drehte sich der Magen um. Etwas stieg dick und sauer hoch in meine Kehle. Ich war kaum in der Lage, Luft zu holen.
Dann erschienen die Hände vor mir. Auch wieder der falsche Ausdruck. Das waren keine Hände, mehr Klauen. Krumm vom Grund her. Lange Finger wuchsen hervor. Knotig, biegsam und trotzdem hölzern, ohne den Ansatz von Fingernägeln.
Aber die Hände waren geschmeidig. Die Finger krümmten und streckten sich. Voller Schrecken sah ich, daß
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