Die Zombie-Jäger

und die Brille hing nur noch an einem Ohr.
    Licht und Feuer huschten über die Beine des Mannes hinweg. Aber sie erwischten nur die verdammte Fessel, und genau so hatte ich es haben wollen.
    Ich hörte noch ein Knattern. Ich nahm den beißenden Rauch wahr, der entstand, als sich die magische Fessel auflöste, und glaubte auch, ein fernes Lachen zu hören, ausgestoßen von Mandragoro.
    Der Mann war frei.
    Er drehte den Kopf. Er schaute mich mit einem Blick an, in dem das Nichtbegreifen stand. Logisch bei dem, was er hinter sich hatte.
    Ich drehte mein Gesicht von ihm weg. Bill Conolly war bei mir. Er bückte sich und half dem Angeschlagenen, auf die Füße zu kommen. Ich lief zu Suko hin.
    Er hatte mit seiner Dämonenpeitsche zugeschlagen und auch einen Erfolg erreicht. Die Fesseln, die den Mann noch vor kurzem umschlungen hatten, hingen jetzt wie verbrannte Bänder an seinem Körper herab.
    »Was ist mit ihm?« fragte ich.
    »Keine Sorge, John, er wird sich wieder erholen.« Suko faßt den Mann unter und schaffte ihn weg. Die Sitzbank des Unterstandes war dazu perfekt geeignet.
    Ich drehte mich wieder zu dem zweiten hin, den ich befreit hatte. Ich wollte ihn und Bill ansprechen, als sich mein besonderer Freund Mandragoro meldete. Seine Stimme hörte ich nur in meinem Kopf. Für andere war sie nicht zu verstehen.
    »Du kommst mir immer wieder in die Quere, John Sinclair. Ich hasse das.«
    »Laß die beiden in Ruhe!«
    »Nein!«
    »Was hast du davon, wenn du ihnen etwas antust?«
    »Rache. Ich habe es versprochen, und ich werde mich daran halten.«
    »Und ich werde dafür sorgen, daß sie nicht sterben.«
    »Warte es ab. Noch befindest du dich in meinem Gebiet.«
    Da hatte er leider recht, und ich war auch nicht erpicht darauf, sehr lange zu bleiben. Aber man mußte bei ihm stets mit sehr bösen Überraschungen rechnen.
    Bill hatte es Suko nachgemacht und den zweiten Zombie-Jäger ebenfalls auf die Bank des Unterstandes gesetzt. Ich gesellte mich zu ihnen und erfuhr auch seinen Namen, den er mir keuchend nannte.
    Er hieß Truman Black.
    »Wer ist Ihr Freund?«
    »Robert Wilson.«
    »Es gab noch einen dritten, nicht?«
    »Ja, ja. Sean Carlesi. Er wollte nicht mehr bei uns bleiben. Die Angst hat ihn weggetrieben. Dann hörten wir Schüsse, und wir haben uns schon das Schlimmste vorgestellt.«
    Ich nickte nur.
    »Hatten wir recht?«
    »Ich denke schon«, erklärte Bill. »Er hat sich verteidigt. Der Zombie muß ihn erwischt haben. Wir fanden einige Patronenhülsen, ihn jedoch leider nicht. Deshalb nehmen wir an, daß der Zombie ihn in den Wald geschafft hat. Nun ja, mehr brauche ich wohl nicht zu sagen.«
    »Nein«, stimmte Black zu, der den Kopf gesenkt hatte und ihn jetzt schüttelte. »Das brauchen Sie nicht.« Er preßte für einen Moment seine Hand gegen die Augen, bevor er fragte. »Sind Sie die drei Männer aus London?«
    »Das sind wir«, sagte Bill. »Aber woher wissen Sie von uns?«
    »Laura rief mich vorhin an. Sie fragte, ob wir uns schon getroffen haben.«
    »Jetzt schon.«
    »Und ich lebe noch. Ebenso Robert. Das haben wir Ihnen zu verdanken, Mister...«
    Bill nannte unsere Namen. Black lehnte sich zurück. »Wie haben Sie das geschafft? Wie konnten Sie diese andere Kraft vernichten? Bitte, ich begreife das nicht.«
    »Ah, wir haben so unsere Methoden«, sagte Bill und grinste.
    »Dann hatte Laura doch recht, was Ihren Beruf angeht.«
    »Kann sein.«
    Ich ließ die beiden sitzen und kümmerte mich um Suko und Robert Wilson. Suko war damit beschäftigt, den Hals des Mannes zu massieren. Dort war der Druck besonders stark gewesen. Diese schlangenartigen Arme hatten dunkle Stellen auf der Haut hinterlassen. Sprechen konnte Wilson noch immer nicht, und auch jetzt rang er nach Luft.
    Ich ließ die anderen allein, weil ich wieder an Mandragoro’s Botschaft dachte. Er war kein Spinner. Er war jemand, der seine Prophezeiungen wahrmachte. Er und ich hatten einen gewissen Pakt geschlossen, doch ich wußte nicht, ob er jetzt noch bestand.
    Mandragoro beschützte nicht nur die Umwelt oder die Natur, er war auch in der Lage, sie zu beherrschen oder zu manipulieren. Das hatte er uns mehr als deutlich gezeigt. Auf seinen Befehl hin hatten die alten Pflanzen oder Zweige den Boden verlassen und waren zu gefährlichen Lebewesen geworden. Wer immer in sein Gebiet eindrang und sich nicht so verhielt, wie er es wollte, der wurde von ihm oder auch von seinem Prototypen vernichtet.
    Der Zombie war uns noch nicht in die Quere