Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird
Prolog
Kapitel 1
Schreckliche Schmerzen
Sandy
"Piep, Piep, Piep"
Fremde Laute brachten mich in meinem Tanz durcheinander. Ich stolperte über meine eigenen Füße. Der Boden raste schnell näher. Ich riss meine Hände nach oben, um mich zu stützen. Als ich kniend zum Stillstand kam, legte ich meinen Kopf in den Nacken und blickte hinauf, sein Gesicht suchend.
Mein Traummann verschwamm immer mehr vor mir. Die Musik, die meinen Rhythmus kontrolliert hatte, wurde leiser.
Der Junge sah mir in die Augen und lächelte. Er winkte mir zu, dabei strafften sich seine Muskeln und ich konnte seinen Sixpack sehen.
Es war schrecklich mit anzusehen, wie ruhig er blieb, mit dem Wissen, dass er bald verschwinden würde.
Ich wollte ihm zurufen, er solle bei mir bleiben, für immer.
Die Musik verpuffte. Die Tiere hörten auf Geräusche zu machen.
Die Gegend wurde immer dunkler, als die Sonne rasend schnell im Horizont versank.
"Piep, Piep, Piep"
Ich wurde von Schluchzen überrollt, als mein süßer Kerl ganz verschwand.
Es war still, zu still. Ich könnte eine Stecknadel fallen hören, dachte ich.
In dieser Einsamkeit wurde es mir unangenehm.
Ich rappelte mich auf und machte ein paar schwankende Schritte.
Meine Fußsohlen streiften kein Gras, aber auch kein hartes Metall.
Der Boden war weich, jedoch nicht klebrig oder unangenehm.
Nein, es fühlte sich so an, als würde ich auf Wolken laufen.
Eine leichte Brise umwehte mich.
Es war, als würde ich in der Ferne ein leises Flüstern vernehmen.
Ich rannte darauf zu.
Die Welt veränderte sich nicht. Jeder Fleck war gleich.
Seltsam, wie konnte ich überhaupt etwas erkennen.
Kein Stern leuchtete am Firmament und kein Glühwürmchen kreuzte meinen Weg.
Ein komisches Gefühl breitete sich in meiner Magengrube aus.
Plötzlich verstand ich die Worte.
Sie wurden wie in einem Märchen tief in meine Seele gebrannt.
Die Heftigkeit, wie die Worte mich berührten, ließen mich nach hinten taumeln.
"Piep, Piep, Piep"
Plötzlich war es dunkel.
Ich wollte schreien, doch bekam keinen Laut hervor.
Panik stieg in mir auf.
Die Worte, die ich verstanden hatte, die ich nie mehr in meinem Leben vergessen konnte, hallten noch in meinen Ohren wider. Denke immer an das Licht. Es war so seltsam. Wie diese wenigen Worte doch jetzt passen mögen, aber sie beruhigten mich nicht.
Meine Lunge verengte sich in der Dunkelheit immer mehr. Kurz dachte ich, ich erstickte.
Wild schlug ich um mich.
Auf einmal hörte ich Schritte in meiner Nähe, die zum Stillstand kamen.
"Hey , du tust mir weh. Hör auf um dich zu schlagen, wie eine Verrückte."
"Verdammt nochmal, Sandy, mach den doofen Wecker aus. Deine dummen Foltermethoden gehen mir auf den Keks."
Als ich meine Augen noch immer nicht öffnen konnte, wurde sie lauter.
"Wach auf du Mistvieh. Komm, ärgere mich nicht."
Die Stimme klang kurz vor dem Weinen. Weiche kleine Hände rüttelten an mir. Jetzt zwang ich mich, die Augen zu öffnen.
In meinem Blickfeld schob sich ein zierliches, achtjähriges Gesicht. Blonde Haare umrahmten die weiche Struktur. Blaue Augen funkelten mich wütend an.
"Na endlich, wurde aber auch Zeit."
Kurz blinzelten die Äugelchen, dabei sahen sie so niedlich aus, egal wie stark sie zusammen gezogen wurden.
"Piep, Piep, Piep"
Ich grinste meine kleine Liliane an. Meine süße, kleine Schwester. Wie gern ich sie hatte, wenn sie sich ärgern ließ.
"Sandy, schalt ihn aus, sofort! Du bist echt gemein."
Plötzlich waren ihre Wangen nass und ich bemerkte, dass sie weinte.
"Ach Lil, hör schon auf. Ist doch alles nur ein Spaß."
Ich stützte mich hoch und streckte die Hand nach dem Wecker aus. Ich bekam ihn zu fassen, knipste ihn aus und stellte den Ruhestörer zurück.
"Sorry", murmelte ich schläfrig und wuschelte meiner Schwester durch die Haare, die sich daraufhin heftig wehrte.
"Lass das! Du weißt, ich kann das nicht leiden." Sie fing an zu lächeln und ich wusste mir war verziehen.
"Komm, geh wieder ins Bett."
Schon seit zwei Tagen hatte Lil starkes Fieber und der Arzt sagte, sie solle diese Woche im Bett liegen bleiben. Brav nickte sie. Dabei schaukelten ihre Haare hin und her.
"Okay."
Sie rauschte aus meinem kleinen Zimmer.
Ein Miniholzschrank und ein kleiner, dunkelbrauner Tisch standen jeweils in einer Ecke. Vor meinem Schreibtisch war ein alter schwarzer Plastikstuhl platziert. Der Schulranzen lag halb auf ihm.
Ärgerlich bemerkte ich, dass einige Hefte herausgefallen waren. Mein
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