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Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
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fiel ihr auf, dass die Todesschreie des Tieres etwas Melodisches hatten. Entweder war da draußen ein Kaninchen, das Pachelbels Kanon kannte, oder Morgan übte Cello.
    Dana bewegte ihren trägen Körper zu Morgans Zimmer. »Du bist früh aufgestanden«, sagte sie.
    Â»Ich bin schon eine ganze Weile auf.« Morgan schielte auf das Notenblatt, als wäre es mit Zaubertinte geschrieben.
    Dana sank auf das Bett. »Aber du hast doch gar keine Schule.«
    Â»Genau.«
    Dana nickte. »Und darüber warst du so froh, dass du davon wach geworden bist.«
    Morgan lehnte das Cello an ihren Schreibtisch. »Kannst du mit mir nach Peshawaug fahren?«
    Das war eine Stadt im Nordwesten von Connecticut. »Was willst du denn in Peshawaug?«
    Â»Da gibt es den sogenannten Wolfsbau. Mit echten Wölfen und jeder Menge Informationen darüber, wie sie leben. Die muss ich für mein Referat sammeln.«
    Â»Kannst du dir das nicht aus dem Internet holen?« Dana hatte sich auf einen entspannten Tag gefreut, an dem sie die liegen gebliebene Wäsche waschen, Pfannkuchen backen und die Kinder zu viel fernsehen lassen wollte.
    Â»Das ist nicht so gut. Manches davon klingt erfunden. Außerdem sollen wir Primärquellen verwenden. Echte Wölfe sind total primär.« Sie drehte ihr Haar vor und zurück. Ȁhm … und diese Therapiefrau sagt, ich soll Sachen machen, bei denen es mir besser geht.«
    Mittags waren sie dann alle vier in dem Minivan unterwegs nach Peshawaug. Sie aßen im Auto Sandwichs, wobei Grady knurrend und mit knirschenden Zähnen von einem Erdnussbutter-Ketchup-Sandwich abbiss. »Guckt mal hier!« Unter Zähnefletschen hielt er eine Sandwichhälfte hoch. »Das ist Rotkäppchens Arm!«
    Â»Du bist eher ein widerliches, kleines Ferkel als ein großer, böser Wolf«, sagte Morgan.
    Â»Hier, Piggy.« Alder reichte ihm eine Serviette. »Du hast Rotkäppchengedärm auf der Backe.«
    Sie kamen an, als die Führung gerade losgehen sollte, und folgten der Menge zu den Holzbänken an dem Maschendrahtzaun, der das weitläufige Wolfsgehege umgab. Vor dem Zaun stand eine junge Frau, die zum Personal gehörte. Sie begann mit ihren Ausführungen, während hinter ihr zwei Wölfe auf und ab liefen. Wölfe hätten von Geburt aus Angst vor Menschen, erklärte sie ihnen. Mitglieder ihres Teams könnten nur dann mit den Tieren interagieren, wenn sie sie als Welpen einfingen, sie fütterten und mit ihnen spielten, sodass sie auf Menschen geprägt wurden. »Wir erziehen sie nicht«, sagte sie. »Wölfe sind nicht erzieh- oder zähmbar. Um akzeptiert zu werden, müssen wir als die Untersten in der sehr strengen sozialen Hierarchie der Wölfe leben.«
    Sie erklärte, in jedem Wolfsrudel gebe es ein männliches und ein weibliches Alphatier, die die Gruppe anführten. Sie seien für die Sicherheit des Rudels verantwortlich und dürften immer als Erste fressen. Wenn ein rangniedrigerer Wolf versuche, vor einem der Alphatiere zu fressen, werde er bedroht und gezwickt. Das demonstrierte sie mit Käsestücken, die sie den Wölfen über den Zaun hinwarf. Das Alphatier fraß jedes Mal zuerst. Außerdem könnten nur Alphatiere sich paaren, fuhr sie fort. Die anderen Wölfe, die sogenannten »zölibatären Rangniederen«, beteiligten sich an der Jagd sowie an der Fütterung und Aufzucht der Welpen. Wenn diese Wölfe sich paaren wollten, würden sie zu »Einzelgängern«, die ihr Rudel verließen, um mit anderen Einzelgängern ein neues zu gründen.
    Morgan schrieb wie wild mit. Am Ende der Präsentation forderte die Frau die Besucher auf, ein »gemeinsames Geheul« loszulassen. Grady heulte voller Inbrunst, sodass sein kleiner Tenor über die Stimmen der eher zurückhaltenden Erwachsenen und älteren Kinder hinweg zu hören war. Die Wölfe zeigten sich erkenntlich, indem sie zurückheulten, was Grady vor Begeisterung auf und ab hüpfen ließ.
    Â»War das hilfreich?«, fragte Dana Morgan beim Hinausgehen.
    Â»Ja!«, antwortete Morgen. »Das war genau das, was ich gebraucht habe.«
    Während der Präsentation hatte Dana ihr Handy ausgeschaltet. Als sie es beim Einsteigen wieder einschaltete, gab es gleich mehrere entgangene Anrufe.
    Â»Dana, wir haben gemeinsames Sorgerecht – gemeinsam , nicht so, dass du die Entscheidungen triffst

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