Die Zufalle des Herzens
murmelte Dana.
»Ja, herzzerreiÃend.« Er schüttelte den Kopf. »Als sie versucht hat, dasselbe für mich zu machen, bin ich richtig wütend geworden.«
»Wütend? Warum?«
»Weil ich kein Kind bin, Herrgott noch mal. Ich kenne den Unterschied zwischen einem leblosen Objekt und meiner Frau! Im Ãbrigen hat mich die ganze Welt an sie erinnert. Alles war ein Symbol für das, was ich verloren hatte.«
»Ist das immer noch so?«
Er überlegte einen Moment. »Ja und nein. Seitdem habe ich die eine oder andere Erfahrung gemacht, Reisen unternommen, Freundschaften geschlossen. Jetzt geht es nicht mehr nur um sie, was ich für eine gute Entwicklung halte. Eine gesunde Entwicklung. Ich meine, wie um alles in der Welt hätte ich so weitermachen können? Da wäre ich inzwischen reif für die Klapsmühle. Aber ich brauche nur meine hübschen Mädchen anzuschauen ⦠und schon ist sie da.« Er seufzte. »Schon ist sie da, und genau an der Stelle, wo sie hingehört.«
Als er den Blick zu ihr hob, schloss das warme Braun seiner Augen sie in seinen Verlust, sein Ãberleben mit ein, und sie verspürte einen Anflug von Stolz, dass er sie daran teilhaben lieÃ. Sie ertappte sich dabei, wie sie den Arm ausstreckte und seine Hand drückte. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, eine flüchtige Reaktion â Ãberraschung, dachte sie. Oder vielleicht Panik? SchlieÃlich war sie seine Angestellte. Sie sollte nicht über die angeschlagene Tischplatte hinweg seine Hand halten, als wäre das hier eine Verabredung zum Mittagessen in irgendeinem Pariser Café. Sie zog die Hand zurück und behauptete, sie müsse noch ein paar Anrufe erledigen, bevor ihre Mittagspause zu Ende sei.
Tatsächlich musste sie einen neuen Termin für Morgan vereinbaren. Sie sprach Bethany Sweet auf die Mailbox. Dann rief sie Connie an und hinterlieà ihr eine Nachricht wegen Alders Auto. Danach waren immer noch zehn Minuten übrig â wen konnte sie sonst noch anrufen?
»Hallo Jack, hier ist Dana.«
»Oho«, sagte er, die Stimme wie bei einer spöttischen Bemerkung hebend und senkend. »Endlich hast du mal Zeit, zurückzurufen.«
»Entschuldige, aber die Kinder machen einfach ein bisschen ⦠Ãrger. Ich hoffe, du verstehst das.«
Er gab ein leises beschwichtigendes Brummen von sich. »Glaub schon«, räumte er ein. »Ich bin nicht der Typ, der sich zwischen eine Mom und ihre Kinder drängt. Nur hatte ich einfach nicht gedacht, dass du ⦠na ja, das mit uns vergessen würdest.«
»Ich habâs ja nicht vergessen. Aber du musst verstehen, dass sie bei mir Priorität haben. Und auÃerdem, auch wenn ich weiÃ, dass du es gut gemeint hast, kannst du nicht einfach so an meiner Arbeitsstelle aufkreuzen. Dann stehe ich ziemlich unprofessionell da.« Vor allem, wenn du dich meinem Chef gegenüber respektlos verhältst , dachte sie.
»Also dieser Typ, der ist irgendwie auf dem Machttrip«, beharrte Jack. »Konnte der dir nicht mal für eine Stunde freigeben? Das ist doch das Letzte! Was glaubt der denn, wer du bist â seine Sklavin?«
Eine Welle der Wut überkam Dana so rasch, dass sie das Gefühl hatte, jemanden schlagen zu können. »Das ist eine gemeine ÃuÃerung, und noch dazu meilenweit von der Wahrheit entfernt«, sagte sie mit Nachdruck. »Tony Sakimoto ist einer der liebenswürdigsten, verständnisvollsten Männer auf der Welt.«
»Ach so, entschuldige bitte! Ich wusste nicht, dass er die Wiederkunft des Herrn ist, sonst hätte ich mich auf die Knie geworfen und seinen Ring geküsst!«
Dana kniff am Telefon die Augen zusammen. »WeiÃt du was?«, sagte sie. »Mit dir rede ich nicht mehr!«
»Ich auch nicht mit dir!«, brüllte er, und dann war die Leitung tot.
Noch ein Freund, den ich verloren habe , sagte sie sich. Aber sie konnte gar nicht so recht traurig darüber sein. Im Grunde war sie, wie sie überrascht feststellte, vor allem erleichtert.
Beim Anblick des ersten Patienten, der nach der Mittagspause hereinkam, wäre sie fast vom Stuhl gefallen.
»Hallo, gute Hexe!«, neckte er sie, über den Tresen gebeugt. »Ich hab gar nicht gewusst, dass Sie hier arbeiten.«
»Dermott! Ist ⦠ist alles in Ordnung?« Sie hatte die merkwürdige Vorstellung, Mary Ellen oder einem der Kinder müsste etwas
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