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Die Zuflucht

Die Zuflucht

Titel: Die Zuflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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danke dir, Zwei. Du bist ein Segen für unsere Familie.«
    Nachdem sie gegangen war, machte ich mich in aller Eile fertig. Ich war immer noch geschwächt, und mir wurde schwindlig, also setzte ich mich aufs Bett, während ich mir das Haar mit einem grünen Band zu einem hübschen Zopf flocht. Schließlich beäugte ich skeptisch die Schale, die meine Pflegemutter mir hingestellt hatte. Die Salbe darin roch gut, fühlte sich aber irgendwie klebrig an. Trotzdem, ich hatte es versprochen, also schmierte ich sie mir auf Gesicht, Hals und Arme.
    Der Schwindel ließ etwas nach, und ich ging hinüber zu meinem Schrank. Ich entschied mich gegen das blaue Kleid, das ich auf dem Tanzfest getragen hatte. Wahrscheinlich würde ich es nie wieder tragen können. Zu viele Gedanken und Erinnerungen hingen an dem Seidenstoff, zu groß waren meine Sorgen, dass ich nie wieder so mit Bleich zusammen sein würde wie an jenem Abend. Ich nahm das grüne, denn es passte gut zu meiner Haarschleife. Nach einem letzten Blick in den Spiegel ging ich nach unten.
    Dort erwarteten mich außer Edmund und Oma Oaks noch eine ganze Reihe Gäste: Doc Tuttle, dessen Frau, Tegan, Pirscher und Mr. Smith und zu meiner großen Erleichterung auch Bleich. Die Schwellungen um seine Augen und auf den Wangen waren so weit zurückgegangen, dass er beinahe wieder aussah wie früher. Nur seine Bewegungen wirkten langsam und zögerlich, als hätte er immer noch große Schmerzen. Er lächelte mich nicht an, sondern schaute geflissentlich in eine andere Richtung.
    Als sie mich sahen, sprudelten alle auf einmal los, übermittelten mir ihre Genesungs- und Glückwünsche.
    Ich war wie vom Donner gerührt. Oma Oaks hatte eine Feier organisiert, und das in dieser kurzen Zeit. Für mich. Ich blinzelte die Tränen weg, die mir spontan in die Augen traten.
    Edmund ergriff meinen Arm und führte mich zum Esstisch. Er ließ es aussehen wie eine höfliche Geste, aber ich glaube, er hatte bemerkt, dass ich etwas Hilfe gut gebrauchen konnte. Bei jedem Schritt spürte ich die Stiche an meinen frisch vernähten Wunden, und zwei davon brannten, als wären sie leicht entzündet. Trotzdem wollte ich unter keinen Umständen zurück ins Bett.
    Â» Du siehst schon viel besser aus«, sagte Doc Tuttle mit einem erfreuten Lächeln. » Und gerade rechtzeitig für deinen großen Tag, wie ich höre. Wie alt bist du geworden?«
    Â» Sechzehn«, antwortete ich.
    Alle gaben Kommentare ab, wie reif ich für mein Alter schon sei, doch ich war abgelenkt. Und zwar von dem Geschenkstapel auf dem Tisch direkt vor mir.
    Die meisten waren nur hastig verpackt und längst nicht so hübsch zurechtgemacht wie die, die Justine bekommen hatte, aber das machte nichts. Ich musste nicht bluten, um sie mir zu verdienen wie an meinem Namensgebungstag. Es waren freiwillige Gaben, die mir eine Freude bereiten und mir zeigen sollten, wie sehr die Schenker mich mochten.
    Â» Danke, danke«, sagte ich immer wieder, während ich eins nach dem andern öffnete.
    Ich hatte noch nie Geschenke bekommen. Jedes Mal, wenn ich etwas brauchte oder wollte, hatte ich etwas anderes dafür eintauschen müssen. Mir war vollkommen gleich, was in den Päckchen war, denn allein die Geste überwältigte mich, und trotzdem freute ich mich über jedes einzelne der Geschenke: mehrere Zopfbänder, einen Schleifstein für meine Dolche und eine Lederscheide, die perfekt an meinem Bein saß. Als ich Edmund um den Hals fiel, wurde er rot.
    Â» Woher weißt du, dass sie von mir ist?«, fragte er.
    Â» Die feine Arbeit«, antwortete ich, und er hauchte mir vor Freude einen Kuss auf die Wange.
    Nachdem alle Geschenke ausgepackt waren, aßen wir die Torte, unterhielten uns und tranken Apfelwein. Es war ein wunderbares Fest… und gleichzeitig ein todtrauriges, weil Bleich sich benahm, als wäre er gar nicht hier. Ich wusste nicht, ob eines der Geschenke von ihm war, und traute mich auch nicht zu fragen, nachdem er mich schon auf dem Vorposten gebeten hatte, ihn in Ruhe zu lassen. Ich hätte es nicht ertragen, wenn er die Worte vor den anderen noch einmal wiederholt hätte. Also beobachtete ich ihn nur aus dem Augenwinkel, bis Tegan sich zu mir setzte.
    Â» Hör auf damit«, sagte sie.
    Ich schaute sie entgeistert an. » Womit?«
    Â» Ihn anzustarren.«
    An ihrer Stimme merkte ich, dass sie mir

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