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Die Zuflucht

Die Zuflucht

Titel: Die Zuflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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brauchen, ist Disziplin«, erwiderte er. » Aber du hast recht: Jede Stunde, die sie trainieren, können sie nicht damit verbringen, sich bei mir zu beschweren. Außerdem wird ihnen von der Anstrengung auch die Lust dazu vergehen. Ich werde sehen, was ich in der Sache tun kann.«
    Â» Danke.« Ich stand auf und war froh, bald fähigere Kämpfer an meiner Seite zu haben. Das war wichtig, denn immerhin sollten sie auch auf mich aufpassen. Je besser sie das machten, desto länger würde ich leben.
    Â» Du hast mit Hobbs die zweite Wache«, gab Draufgänger mir noch mit auf den Weg.
    Ich war ein wenig enttäuscht, weil ich gehofft hatte, ich könnte mit Bleich Wache halten, aber ich verstand seine Entscheidung und respektierte sie. Wenn ich mit Hobbs am Feuer saß, war das Risiko, dass wir uns gegenseitig von unseren Pflichten ablenkten, gleich null. Außerdem war Hobbs sehr umgänglich und beschwerte sich nicht darüber, mit mir zusammenarbeiten zu müssen. Ich respektierte ihn.
    Wir aßen, was von der Suppe noch übrig war, auch wenn alle sie bereits satthatten. Wenigstens war sie noch nicht verdorben. Irgendwer musste sich eine Alternative einfallen lassen, aber nachdem Bleich und ich bereits gekocht hatten, war das für die nächsten zwei Wochen nicht unser Problem. Bis dahin sollten außerdem die ersten Samen ausgekeimt haben, was die allgemeine Stimmung sicher etwas heben würde.
    Mir machte es nichts aus, jeden Tag das Gleiche zu essen. Unten war es nicht anders gewesen. Wir schätzten uns glücklich, wenn wir Fleisch hatten, und auf dem Weg nach Erlösung hatten wir kaum etwas anderes zu essen bekommen als Kaninchen und Fisch. So gesehen hatte ich einen Vorteil gegenüber den anderen, die weit mehr Abwechslung gewohnt waren. Außerdem lebte ich erst seit Kurzem unter ihnen und hatte nicht vergessen, dass solche Gaben ein Geschenk waren, auf das man kein Anrecht hatte.
    So verzweifelt ich auch versuchte einzuschlafen, ich konnte nicht. Ich hatte Angst, unsere Wache zu verschlafen, auch wenn das unwahrscheinlich war. Ich war beinahe genauso nervös wie bei meiner ersten Patrouille mit Bleich… Schließlich konzentrierte ich mich auf das Geflüster der beiden Wachposten, die es nicht zu kümmern schien, wenn sie die anderen vom Schlafen abhielten, und irgendwann tippte Hobbs mir auf die Schulter: Wir waren dran. Ich schälte mich aus meiner Bettrolle und hörte mir den Bericht der vorangegangenen Wachschicht an: » Alles ruhig«, sagten sie. » Nicht einmal einen Hasen haben wir gesehen.«
    Â» Das sind gute Nachrichten«, meinte Hobbs. » Wir übernehmen.«
    Ich setzte mich ihm gegenüber ans Feuer, und wir starrten in verschiedene Richtungen hinaus in den Wald. Die Zeit verging so langsam, als wäre sie stehen geblieben. Wir sprachen nicht, damit die anderen schlafen konnten. Die meisten schnarchten. Pirscher lag ganz in der Nähe, eine Hand auf dem Griff seines Messers, als würde er mich bewachen. Wahrscheinlich hatte er recht. Er war mir weit ähnlicher als Bleich, aber genau darin lag das Problem: Wir waren uns zu ähnlich.
    Irgendwann kam die Ablösung, und wir legten uns wieder hin. Ich rollte mich in meine Decke und wartete, dass der Schlaf mich überkam. Als es beinahe so weit war, schreckte ich hoch. Ich hatte etwas gehört oder vielleicht auch gerochen. Müde blinzelte ich hinaus in die Dunkelheit und konnte kaum etwas erkennen. Da: eine Bewegung. Aber es war keiner der Wachposten, der auf- und ablief, um sich wachzuhalten. Ich sah ein verunstaltetes Gesicht mit funkelnden Augen vorbeihuschen, wie aus einem Albtraum, wie von einem Freak. Aber wenn es tatsächlich ein Freak war, wäre er bereits tot… oder wir wären es. Ich musste träumen.
    Vorsichtig setzte ich mich auf, um das Traumbild zu verscheuchen. Im Lager war alles still. Zu still: Unsere Ablösung war eingeschlafen.
    In der Entfernung sah ich eine gebückte Gestalt davoneilen. Es roch nur leicht nach Verwesung, bei Weitem nicht so stark, wie ich es bei einem Freak erwartet hätte. Dass er sich unbemerkt in unser Lager geschlichen hatte, war noch nicht einmal das Schlimmste. Was mich am meisten beunruhigte, war der brennende Ast, den er in der Hand hielt.
    Â» Wach auf!«, brüllte ich und trat dem eingenickten Wachposten in die Rippen.
    Fluchend kam er auf die Beine und schlug nach mir, aber er war noch so

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