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Die Zukunft des Mars (German Edition)

Die Zukunft des Mars (German Edition)

Titel: Die Zukunft des Mars (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Klein
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ergoss es sich dicht und rein. Und jetzt, wo ich den Nachtdienst angetreten habe und das Buch, das ich nun, für diesen einen Satz, kühn das meine nenne, in der Ostnische vor mir liegt, hat das Himmelswasser die Scheiben über der Fensterbank fast völlig klar gewaschen.
    Fenster sind uns keine Selbstverständlichkeit. Meine Wohnkammer hat, obwohl sie, wie es sich für eine Nothelferbehausung gehört, in einem der Oberflächengebäude liegt, nicht eine einzige derartige Öffnung. Den Kunststoff der runden Luken, die den Kuppelrand der vier großen Altbauten wie ein Kreis aus Augen schmücken, hat der Sandwind blind geschliffen. Allein im Haus Für Alle strömt noch so viel Licht in den Eßsaal, dass dort zur Mittagsstunde keine Steinschmalzkerzen brennen müssen. Seit meiner Kindheit ist ein eigener Trupp von Neubastlern mit der Gewinnungvon Glas beschäftigt. Ich weiß noch, wie uns Smosmo erstmals drei bräunliche Stücke in den Unterricht mitbrachte und über den Tisch kullern ließ. Beulig und dellig, konnte man sie kaum Kugeln nennen. Aber so wie sie eine gleichmäßige Form bereits als Versprechen in sich trugen, ließ ihre trübe Halbtransparenz ahnen, dass gutes Glas, über das Ihr offenbar in Hülle und Fülle verfügt, seine Anwesenheit restlos vergessen macht.
    Als ich das letzte Jahr unter der Erde wohnte, wurden die Mutterkind-Kammern unseres Stollens mit Türen ausgestattet. Die uralten Vorhänge aus Altstoff waren endgültig zerschlissen. Der Türbautrupp hatte sich, obwohl den ehrsüchtigen Neubastlern dergleichen immer wieder schwerfällt, mit den Glasmachern zusammengetan. Der Selige Tausch ist Sonnengebot. Wir spüren Sinn und Dringlichkeit und können dem Gebotenen dennoch nicht immer gerecht werden. Damals schien die Wechselgabe gelungen. Jede der Türen enthielt ein handhohes Guckfenster aus Steinglas.
    Alle waren von dessen Lichtdurchlässigkeit begeistert, und dass seine blasige Unregelmäßigkeit das Gesehene bei Einblick wie Ausblick komisch verzerrte, erhöhte nur das Vergnügen, das Groß und Klein an der Neuerung hatten. Am Tag des Einbaus schoben meine Mutter und ich uns in der halb offenen Tür viele Male aneinander vorbei, um die Position zu wechseln. Ich schnitt auf beiden Seiten des Fensterchens immer kühnere Grimassen, die meine Mutter mit Kopfschütteln tadelte, bis sie meine Scherze doch zum Lachen reizten. Ich lachte mit. Wir lachten und lachten. Schließlich lagen wir uns in der halb aufgezogenen Tür, die Fußspitzen auf der frisch gesetzten, flachen Schwelle, in den Armen. Meine Mutter kicherte am Halsausschnitt meines Kittels, wie ich sie nie vorher hatte kichern hören. Und mit einem nicht geringen Schreck begriff ich zum allerersten Mal leibhaftig, wie klein sie war, wie klein sie meine ganzeKindheit hindurch gewesen sein musste, denn ihre Brust drückte in unregelmäßigen Stößen gegen den untersten Bogen meiner Rippen.
    Erst als noch reineres Glas in fast unterarmlangen Stücken zur Verfügung stand, wurden Fensteröffnungen in das Sonnenhaus gebrochen. Die Neubastler setzen jeweils vier der Scheiben in einem Rahmen zusammen. Inzwischen können wir uns den Altarraum gar nicht mehr anders als von Himmelslicht durchflutet vorstellen. Und seit letzter Woche weiß ich sogar aus eigener Anschauung, wie Scheiben dieser erstaunlichen Größe gewonnen werden. Uns erreichte ein Fernruf der Glasmacher. Das dumpfe, noch aufregend ungewohnte Brummen im Ohr, griffen Toctoc und ich unsere Rucksäcke und rutschten die Stange in den Fahrzeugraum hinunter.
    Der Doppeltretroller ist das schnellste Mobil, das wir besitzen. Alle vier Roller unseres kleinen Fuhrparks sind gleich unseren beiden Transportkarren weitgehend aus Mockmock gefertigt. Größere Stücke Erdmaterial, die leichten und dabei traumhaft festen Aluminiumbleche oder den geschmeidigen und dennoch reißfesten Kupferdraht, gibt der Panik-Rat nur nach zauderndem Abwägen zum Bau von Gerätschaften frei. Sogar als vor kurzem an einem unserer beiden Einmannroller der Radbelag riss, dauerte es fast ein Dutzend Tage, bis wir das zur Reparatur benötigte Stück Altgummi bewilligt bekamen.
    Mockmockschale wiegt schwer. Aber das höhere Gewicht des Doppeltretrollers ist eigentlich nur beim Abbremsen von Nachteil. Wenn auf dem Hinweg zu einem Erkrankten oder Verletzten kein längerer Anstieg und kein weicher oder sehr unregelmäßiger Untergrund bewältigt werden müssen, ist er nicht nur in den Stollen, sondern oft auch im freien

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