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Die zweite Kreuzigung

Die zweite Kreuzigung

Titel: Die zweite Kreuzigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Ethans Vater getröstet. Von Zeit zu Zeit rief sie auf Portugiesisch aus: »
Ai, que medo! Que susto! Os pobres homens
!«, und heulte wieder laut auf. Sie wollte sich gar nicht beruhigen.
    Guy Usherwood, der mit diesen Rufen nichts anfangen konnte, atmete erleichtert auf, als er seinen Sohn kommen sah.
    »Was ist hier los, Vater?«
    »Keine Ahnung. Ich kann die Frau nicht dazubringen, Englisch zu sprechen. Sie muss etwas Schreckliches erlebt haben, das ist klar. Schau sie dir an: Sie ist weiß wie die Wand und zittert am ganzen Leib.«
    Da ging eine weitere Tür auf, und Sarah trat heraus. Sie trug einen mit Goldborte abgepaspelten schwarzen Überwurf,und ihr kurzes Haar stand nach allen Seiten ab. Als sie sah, was los war, trat sie zu der in Tränen aufgelösten Frau, legte einen Arm um sie und suchte sie ihrerseits zu beruhigen.
    Die kam allmählich zu sich und fand ihre Sprache wieder.
    »Senhor Usherwood! Und sein Freund.
No gabinete …
im Arbeitszimmer. Bitte …«
    Noch einmal heulte sie laut auf und schlug die Hände vors Gesicht, als wollte sie sich vor einem Schreckensbild schützen.
    Ethans Vater, das älteste anwesende Familienmitglied, schickte sich an, den Raum zu betreten. Aber Ethan hielt ihn zurück.
    »Da ist offenbar etwas passiert, Dad. Vielleicht hatte Großvater einen Herzanfall. Ich bin derartige Dinge mehr gewohnt als du. Lass mich zuerst reingehen.«
    Der Vater schwankte einen Augenblick, gab dann aber nach. Ethan ergriff den Türknauf und drehte ihn widerwillig. Sollte seinem Großvater etwas passiert sein, würde es ihm das Herz brechen. Er trat in den Raum und schloss die Tür hinter sich.
    Drinnen brannten noch ein paar Lampen. Das Feuer im Kamin war erloschen, weshalb der Raum in kaltem, trübem Licht lag. Ethan brauchte ein paar Sekunden, um seine Augen daran zu gewöhnen. Er suchte bei der Tür nach einem Schalter, fand aber keinen. So weit er sich erinnerte, war es im Arbeitszimmer seines Großvaters stets dämmrig gewesen.
    Als er etwas besser sehen konnte, durchforschte er mit seinen Blicken den Raum. Nun erblickte er, was Senhora Salgueiro fast die Sinne geraubt hatte. An Bilder vonschrecklichen Verbrechen und schwerer häuslicher Gewalt war Ethan gewöhnt, aber nichts in seiner bisherigen Erfahrung hatte ihn auf den Anblick vorbereitet, der sich ihm jetzt bot.
    Rechts vom Fenster mit den zugezogenen Vorhängen stand eine lange Reihe Bücherschränke, die von mehreren geriffelten Pfeilern aus Eichenholz voneinander getrennt waren. An diese hatte jemand den Körper von Ethans Großvater geschlagen. Dem Nobelpreisträger hatte man die Kehle durchgeschnitten, seine Arme über Schulterhöhe angehoben und mit kleinen Messern an zwei Pfeilern fixiert. Diese musste man mit solcher Wucht eingerammt haben, dass sie seinen Körper in dieser Stellung hielten. Ethan sah Blut auch an anderen Teilen des Rumpfes, was bedeutete, dass man ihm mehrere Messerstiche versetzt hatte, bevor er den Gnadenstoß erhielt. Auf dem Teppich vor ihm breitete sich eine riesige Blutlache aus.
    Mit Chips Chippendale war man auf andere Weise verfahren. Sein Mörder hatte ihn zunächst enthauptet, bevor er seinen Leichnam mit Seilen an den zwei großen Wandleuchtern befestigte. Der Kopf lag zu seinen Füßen. Die Augen hatte man ihm ausgestochen, auf einen Teller gelegt und diesen vor den Kopf gestellt. Auch hier viel Blut, das, inzwischen geronnen, im Lampenlicht glitzerte.
    Es war der Morgen des Weihnachtstages, und Ethan glaubte über sich das Rauschen riesiger, furchterregender Flügel zu hören. Nicht die von Engeln, Cherubim oder Seraphim, sondern die groben Hautflügel von Dämonen. Er schüttelte den Kopf, denn er wusste, dass sein eigenes Blut ihm in den Ohren rauschte, während es durch sein von dem Anblick wie betäubtes Hirn strömte.
    Er tat einen tiefen Atemzug, dass ihm die Lungen vonder kalten Morgenluft schmerzten. Dann ging er zur Tür und öffnete sie ein wenig. Er schob sich durch den Spalt, schloss sie sofort hinter sich und wandte sich der erwartungsvollen Menge der Verwandten zu, die sich inzwischen auf dem Korridor eingefunden hatte.

»Die verborgene Stadt Wardabaha ist weiß wie eine Taube, und ihr Tor ist mit einem geschnitzten Vogel geschmückt.
    Stecke den Schlüssel in den Schnabel des Vogels und öffne damit das Tor.
    Tritt ein, und du wirst große Reichtümer finden, ebenso den König und die Königin schlafend in ihrem Schloss.
    Komm ihnen nicht zu nahe, aber nimm den

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