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Die zweite Nacht

Die zweite Nacht

Titel: Die zweite Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Rabengut
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herein und er blieb hinter mir stehen. Sein Blick glitt über den gedeckten Tisch. Er seufzte und seine Schultern sanken deutlich sichtbar nach unten. Grinsend hielt ich die Hand auf und er zückte seine Geldbörse.
    Meine ganze Familie sah erstaunt zu, wie Frederik mir äußerst widerwillig einen 20-Euro-Schein aushändigte, den ich mir zufrieden in die Hosentasche schob.
    Daniel räusperte sich vielsagend und ich strahlte zufrieden in die Runde. »Ich habe gewettet, dass ihr alle hier sein würdet, aber Frederik wollte mir nicht glauben.«
    Die Wangen meiner Mutter färbten sich intensiver und sie senkte verlegen den Blick. Mo biss sich auf die Unterlippe und versuchte auf diese Weise, ihr Lachen zu unterdrücken. Ich hatte mir schon gedacht, dass sie vermutlich am ehesten nachempfinden konnte, wie ich mich fühlte. Immerhin war ich vor nicht allzu langer Zeit hierher beordert worden, um Daniels neue Freundin zu bestaunen.
    Um ihre Verlegenheit zu kaschieren, schnitt meine Mutter den Kuchen an und beauftragte meinen Vater damit, den Kaffee aus der Küche zu holen. Ein Seitenblick auf Frederik bestätigte mir, was ich längst wusste: Er war viel entspannter als ich und schien sich nicht im Mindesten unwohl zu fühlen.
    »Damit sind dann wohl endgültig alle Hoffnungen für Don zu begraben, nicht wahr?«, frotzelte mein Bruder und bekam dabei direkt einen bösen Blick von meiner Mutter zugeworfen.
    Bevor ich antworten konnte, machte Mo eine wegwerfende Handbewegung. »Ich glaube, Don hat im Moment genug eigene Probleme, zumindest verhält er sich ziemlich merkwürdig. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass dahinter eine Frau steckt. Doch andererseits: Es ist Don, der alte Frauenheld.«
    Ich lächelte nur und erinnerte mich daran, wie er mich bei unserer ersten Begegnung angebaggert hatte. Nur mit Mühe war ich ihm entkommen. Zwar würde ich es nicht öffentlich zugeben, aber er war überraschend sensibel und charmant gewesen. Vermutlich war es an diesem Tag nur meine schlechte Laune gewesen, die mich zurückgehalten hatte.
    »Warum grinst du so?« Frederik stieß mich mit dem Ellenbogen an und ich zuckte ertappt zusammen.
    Aufgrund meiner Gedanken zog ich es vor, zu schweigen. Doch mein entzückender Schwager kam Frederik zu Hilfe: »Das, mein Lieber, ist das Gesicht, das die Damen machen, wenn sie an einen anderen Mann denken.«
    Elenas Wangen röteten sich und Daniel zog die Augenbrauen hoch. Wieder biss Mo sich auf die Unterlippe und unterdrückte ein Prusten. Wenn sie so weitermachte, würde sie in kürzester Zeit eine blutige Lippe haben – der Tag schien nämlich mit Peinlichkeiten gespickt zu sein.
    Leider waren weder Elena noch ich geistesgegenwärtig genug, einfach zu protestieren und so kam es einem Schuldeingeständnis gleich.
    »Interessant«, sagte Frederik und griff nach seiner Kaffeetasse. Dann wandte er sich an Stephan: »Hast du noch ein paar Tipps auf Lager?«
    Endlich löste Elena sich aus ihrer Erstarrung und zeigte auf ihren Ehemann: »Untersteh dich!«
    Stephan grinste entschuldigend zu Frederik, der nur mit den Schultern zuckte. »Darauf kommen wir bestimmt noch einmal zurück.«
    Selbst mein Vater lachte jetzt und ich war erleichtert, dass sie sich zumindest alle zu verstehen schienen.  

    Schon an der Art, wie Daniel seine Gabel demonstrativ auf den leeren Teller legte, konnte ich erkennen, dass er etwas sagen würde, das ich nicht hören wollte. »Ich denke, jetzt stellt sich nur noch die Frage, welche Hochzeit Mama als nächstes planen wird.«
    Ich blitzte ihn aus schmalen Augen an und erwiderte ruhig: »Wenigstens wird Frederik bei der Vorstellung nicht weiß wie die Wand.«
    Irritiert drehte Daniel sich um und blickte geradewegs in Mos aufgerissene Augen. Der Schuss war wohl nach hinten losgegangen.  
    »Junge, Junge«, sagte Frederik jetzt und fragte dann: »Wo finde ich denn die Toilette?«
    »Wieder durch die Tür und dann direkt rechts«, erläuterte ich und Frederik stand auf.  
    Er war noch nicht ganz aus dem Raum, da rief Daniel ihm hinterher: »Jetzt aber nicht panisch aus dem Fenster flüchten.«
    Wütend warf ich meine Kuchengabel nach meinem Bruder, der sich lachend duckte.
    »Helen! Daniel! Man sollte nicht meinen, dass ihr älter als zehn Jahre seid! Benehmt euch – und zwar beide!«, wies Mama uns sofort zurecht. Dann räumte sie mit einem Kopfschütteln die Teller zusammen. »Wenigstens Frederik scheint wohlerzogen und nett zu sein.«
    Mein Herz

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