Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die zweite Nacht

Die zweite Nacht

Titel: Die zweite Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Rabengut
Vom Netzwerk:
Verhältnis gesehen zu den Frauen, die ich kenne. Also muss ich mir erst ein Bild machen, ob du vielleicht nicht doch komplett irre bist und mir demnächst blutige Blumensträuße vor die Tür legst.«
    Ich lachte – nicht nur, weil die Vorstellung absolut absurd war, sondern auch weil er gerade eine Szene aus einem meiner Bücher beschrieben hatte. Aber das konnte er sicherlich nicht wissen. Für einen kurzen Moment erwog ich, es ihm zu erzählen. Doch ich entschied mich dagegen. Ich wollte ihn in meinem Bett haben, nicht in meinem Leben. Gut, auf dem Küchentisch und unter der Dusche würde ich ihn auch noch akzeptieren.  
    »Nichts liegt mir ferner, das kannst du mir glauben. In erster Linie möchte ich meine Ruhe haben. Ich will weder über meine Gefühle diskutieren noch eine Beziehung führen, geschweige denn irgendetwas, das im Ansatz darüber hinausgeht.« Meine Worte unterstrich ich mit einer energischen Handbewegung.
    Sein Gesicht verriet in keiner Weise, was er dachte, doch seine Mundwinkel zuckten leicht. Und natürlich waren da noch seine blauen Augen, die gleichzeitig so kühl und lodernd heiß aussahen. Allein über diesen Blick hätte ich mühelos ein ganzes Kapitel schreiben können. Spöttisch ruhte besagter Blick auf mir. »Das waren mit Abstand die meisten Wörter, bis ich bisher zusammenhängend von dir gehört habe. Es scheint dir also ernst zu sein.«
    Nachdrücklich nickte ich und er stand auf. Verwundert erhob ich mich ebenfalls. Nach einem flüchtigen Kuss auf meine Wange drehte er sich um und marschierte auf die Küche zu.  
    »Wohin gehst du?« Sofort ärgerte ich mich, dass ich viel aufgebrachter klang, als ich hatte preisgeben wollen.
    Er drehte sich um und deutete eine kleine Verbeugung an. »Ich habe doch gesagt, dass ich darüber nachdenken muss. Dafür, dass du so wenig redest, hörst du scheinbar nicht sonderlich gut zu.«  
    Empört griff ich nach einem Sofakissen und noch bevor mir klar war, was ich da tat, warf ich es nach ihm. Frederik grinste nur und sagte: »Gute Nacht, Helen.«
    Die Tür war längst zugefallen, als ich mich aus meiner Erstarrung löste und murmelte: »Gute Nacht, Frederik.«

    Den Rest des Wochenendes und der darauf folgenden Woche vergrub ich mich – wie üblich – in Arbeit. Zwischendurch schielte ich wütend zu meiner Wohnungstür, doch Frederik ließ sich nicht blicken.
    Am Freitag war ich so angespannt, dass ich meine übliche Laufrunde ausdehnte, bis meine Beine mich kaum mehr trugen. Völlig erschöpft schlurfte ich nach Hause und behielt dabei den Boden fest im Blick. Durch meine verlängerte Runde war es bereits dunkel und ich wollte mir nicht die Knochen brechen, weil ich kurz vor der Haustür ein Schlagloch übersah, nachdem ich erfolgreich 12 Kilometer wie eine Geisteskranke durch den Stadtpark gehetzt war. So ging das nicht weiter – die Arbeit war mir auch schon leichter gefallen.
    Wenn mein neuer Liebhaber sich bis morgen nicht gemeldet hatte, würde ich mich in Schale werfen und an seiner Tür kratzen. Ich musste mir eingestehen, dass der Sex so umwerfend gewesen war, dass ich das tatsächlich tun würde.
    Als ich in den Vorhof meines Wohnhauses bog, parkte Frederik gerade seinen Wagen auf einem der gekiesten Plätze. Unwillkürlich beschleunigte sich mein Herzschlag. Aufregung – wie grauenvoll. Er stieg aus und sah mich an.  
    Ich wäre ja schneller auf ihn zugegangen, aber meine Beine trugen mich ohnehin nur noch mit Widerwillen. Vor ihm blieb ich stehen, allerdings mit gebührendem Abstand, denn die Wahrscheinlichkeit, dass ich wie ein Wildschwein müffelte, war ziemlich hoch.
    Skeptisch betrachtete er mich. »So kannst du doch nicht laufen gehen.« Auf seiner Stirn erschien eine steile Falte. Empört sah ich an mir herunter.
    »Was genau spricht denn gegen mein Outfit?«, verlangte ich zu wissen.
    »Das ist viel zu unsicher, du kannst nicht nach Einbruch der Dunkelheit ganz in Schwarz draußen herum rennen. Das ist gefährlich«, sagte er nachdrücklich.
    Das Einzige, was mir gerade gefährlich erschien, war die totale Abwesenheit meiner Selbstbeherrschung. Ich war kurz davor, meinen Nachbarn anzuspringen. Gleichzeitig brachte er mich allerdings mit seiner Bevormundung auf die Palme.
    »Danke, Daddy«, ätzte ich und ließ ihn stehen. Dieser Blödmann. Ich würde mir einfach einen vernünftigen Vibrator besorgen. Der redete wenigstens nicht andauernd.
    Seelenruhig folgte Frederik mir, machte sich aber nicht die Mühe, mich

Weitere Kostenlose Bücher