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Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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als gesagt.»
    «O nein, das könnte dir so passen, du Schlawiner. So leicht kommst du mir nicht davon.»
    «Ich liebe dich», sagte er und küßte sie auf den Mund. «Umm», machte er dann. «Es geht doch nichts über einen Meerrettichkuß. Trinkst du zum Essen eine Flasche Bier?»
    «Ich trinke einen Schluck von deinem.»
    «Das wirst du nicht», sagte er. «Trink dein eigenes. Wenn's schon Suppenfleisch gibt, möchte ich meins ganz.»
    Sie vollführte mit dem Kochlöffel eine patzige Geste, und er ging lachend hinaus.
    Früher hatte sie Monica Gilbert geheißen, die Witwe von Bernhard Gilbert, der ein Opfer des geisteskranken Mörders Daniel Blank geworden war. Damals leitete Delaney als Captain das Sonderkommissariat, das Blank jagte. Im Laufe der Ermittlungen lernte er Monica kennen. Ein Jahr nachdem Barbara Delaney an einer Proteusinfektion gestorben war, heirateten sie. Monica war zwanzig Jahre jünger als er.
    Wie gewöhnlich beherrschte das lebhafte Geplauder der beiden Mädchen das Abendessen. Mary und Sylvia waren elf und dreizehn und wußten selbstverständlich alles. Ein Großteil der Unterhaltung drehte sich um ihre Pläne für den Sommer und ob es richtig sei, wenn die Schwestern in dasselbe Sommerlager gingen oder lieber in verschiedene. Altklug redeten sie von ‹Geschwisterrivalität› und ‹innerfamiliärem Wettbewerb› Delaney hörte mit ernster Miene zu, stellte sachliche Fragen, und nur Monica merkte, wie sehr ihn das im Grunde amüsierte.
    Hinterher half er den Tisch abdecken, überließ alles andere aber seiner Frau und den Stieftöchtern. Er ging nach oben, legte Jacke und Weste ab, streifte einen abgetragenen Pullover über, zog die Stiefel aus, massierte die Füße und schlüpfte in leichte alte Hausschuhe. Auf dem Weg ins Wohnzimmer schaute er noch in die Küche hinein, um einen Eiskübel aus gehämmertem Silber zu füllen. Der Geschirrspüler brummte schon. Monica war gerade fertig, und die Mädchen waren wieder hinaufgegangen in ihr Zimmer.
    «Können wir es uns eigentlich leisten?» fragte sie besorgt. «Das Sommerlager, meine ich? Es ist teuer, Edward.»
    «Das kann ich nicht entscheiden», sagte er. «Schatzmeister der Familie bist schließlich du.»
    «Nun ja … vielleicht», sagte sie und runzelte die Stirn. «Wenn wir beide nicht verreisen.»
    «Na und? Bleiben wir eben zu Hause. Schließen die Tür ab, lassen die Rollos runter, drehen die Klimaanlage an und pflegen den ganzen Sommer über die Liebe.»
    «Angeber», spottete sie. «Das würdest du mit deinem Rücken nie aushalten.»
    «Und ob ich das könnte», sagte er ungerührt. «Hauptsache, deine Perlenkette reißt nicht.»
    Sie lachte laut heraus, und er schnitt ihr eine Grimasse.
    Die Anspielung bezog sich auf ihre erste gemeinsame Liebesnacht, zwei Monate vor der Heirat. Er hatte sie zum Essen und ins Theater geführt. Hinterher war sie nur allzu bereit gewesen, noch auf einen Sprung mit zu ihm zu kommen und ein letztes Glas zu trinken, ehe sie in ihre nicht weit von der seinen gelegene Wohnung zurückkehrte, zu ihren Kindern und dem Babysitter.
    Sie war eine große, üppige Frau, kräftig, mit enger Taille, schwerem Busen und breiten Hüften. Trotzdem hatte sie nichts Matronenhaftes. Immer noch jung, immer noch saftig. Ihre Augen verrieten eine klare, fast erfinderische Sinnlichkeit. Herzerwärmend und erwartungsvoll.
    Sie trug ein dünnes schwarzes Kleid, zwar nicht gerade hauteng, aber doch anliegend, um den Hals mehrere Stränge übergroßer Perlen. Als er sie küßte, drängte, ja klammerte sie sich geradezu an ihn, Brust an Brust, Bauch an Bauch. Sie taumelten keuchend in sein Schlafzimmer, wo das Drama zur Farce entartete.
    Sie lag quer über dem Bett, nackt bis auf diese verdammten Perlen. Hingegossen, rosig und erwartungsvoll. Er stand am Bett, packte sie bei den Hüften und beugte sich über sie. Als sie die Arme um seinen Hals warf, rissen die Schnüre, und unzählige Perlen rollten auf den Parkettboden. Doch sie waren wie von Sinnen vor Lust und …
    «Du hast meine Perlenkette zerrissen», jammerte sie.
    «Fick doch die Perlen», knurrte er.
    «Nein, mich!» kreischte sie. «Mich!»
    Die Perlen rollten durcheinander, gerieten ihm unter die nackten Füße, er verlor das Gleichgewicht, führte einen verrückten schottischen Tanz auf, eine irre Gavotte und einen Wahnsinns-Kadzotsky, bis beide vor Lachen nicht mehr konnten. Da mußten sie die Position ändern und noch einmal von vorn anfangen, was auch nicht zu

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