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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Zähler verdient.«
    Boїndil und Boëndal erschienen sogleich an Tungdils Seite und rüsteten ihn; sein Kettenhemd wirkte im Vergleich zu Gandogars strahlendem Harnisch farblos und billig. »Pass auf seinen Schild auf«, raunte ihm Ingrimmsch zu. »Gewiss nutzt er ihn als Ramme.« Er ballte die Fäuste. »Oh, könnte ich nur an deiner Stelle stehen. Ich würde den Vierten in den Marmor schlagen«, grollte er.
    »Ihr wart gute Lehrer, sowohl auf unserer Wanderung als auch in den letzten Tagen«, dankte Tungdil den Zwillingen, während er den Kinnriemen zurechtrückte. »Wenn ich verliere, wird es nicht an euch liegen.«
    Die beiden Kontrahenten traten in den Halbkreis zwischen Thron und Tribünen. Balendilín fungierte als Unparteiischer; er warf Tungdil einen freundlichen Blick zu, um ihn zu beruhigen. »Kämpft hart und ehrenhaft«, forderte er schließlich und trat zurück. Die Arena war freigegeben.
    Gandogar begann sofort mit einer Angriffsserie und führte einen Hieb nach dem anderen gegen den Schild Tungdils; dabei wirkten die flirrenden Diamanten an seiner Klinge zusätzlich irritierend. Tungdil spähte über den Metallrand und schaute, wohin die abgestumpfte Schneide als Nächstes niederzuckte; dabei ließ er sich immer weiter zurückfallen, bis er eine Säule im Rücken spürte.
    Beim nächsten Schlag des Königs tauchte er weg und drosch seinerseits überraschend zu. Sein Beil rutschte mit einem hässlichen Geräusch über den hastig nach oben gerissenen Schild und prallte gegen die untere Helmumrandung. Benommen taumelte Gandogar zwei Schritte zurück.
    »Setz nach!«, brüllte Boїndil mitfiebernd, und Tungdil sprang, erfreut von seinem Erfolg und angetrieben von seinem Lehrer, ungestüm nach vorn.
    Niemals. Bislipur erkannte, dass sich eine unangenehme Wendung für seinen Schützling anbahnte, und handelte. Er rempelte Swerd an, der neben ihm stand, und der Kopf des Gnoms kollidierte mit dem Humpen eines Zwergs. Bier schwappte aus dem Gefäß und klatschte zu Boden.
    Tungdil wurde die Pfütze zum Verhängnis. In seiner Hast übersah er die Flüssigkeit auf den Marmorplatten, doch der Untergrund wandelte sich zu einer schlüpfrigen Rutschbahn. Sein rechter Fuß glitt zur Seite, er geriet ins Straucheln und verfehlte Gandogar.
    »Törichter Gnom!« Bislipur schalt Swerd sogleich laut und deutlich wegen seiner Tölpelhaftigkeit und drohte ihm Schläge und eine anhaltende Bestrafung mit dem Halsband an.
    »Das war Absicht!«, brauste Boëndal auf.
    »Nein, war es nicht. Aber sei beruhigt, ich schlage ihn windelweich.« Bislipur täuschte Bedauern über das Missgeschick vor.
    Das brachte Tungdil freilich nichts. Gandogar erholte sich rasch und schlug in dem Augenblick zu, als sein Widersacher an ihm vorbeischlidderte. Das schwere Beil traf Tungdil hart in den Rücken; die Wucht ließ ihn vollends die Kontrolle verlieren. Fluchend stürzte er und verlor damit den ersten Wettstreit.
    Einige Clans aus dem Stamm der Vierten und andere Anhänger Gandogars jubelten und lachten Tungdil aus, der sich mühsam auf die Beine stemmte. So hatte er sich den Kampf nicht vorgestellt.
    »Ich bin an der Reihe«, rief er laut, um sich gegen das Toben durchzusetzen. Sogleich erstarb das Geschrei.
    »Worin messen wir uns nun?«
    »Wir werden einen Text abschreiben. Der Schnellere gewinnt.«
    »Was?«, machte sein Gegenspieler erstaunt. »Ich soll um meinen Thron dichten?«
    »Nein, nicht dichten. Nur schreiben. Ein guter König muss Wissen und eine sichere Hand haben. Wie sonst willst du Gesetze erlassen?«, erwiderte Tungdil leichthin. »Du kannst beweisen, dass du es hast – oder dass du lediglich ein gutes Beil führst.« Ohne ein weiteres Wort setzte er sich an ein Pult und wartete, dass Gandogar seinem Beispiel folgte.
    »Wenn ich mich weigere?«
    »Hast du diesen Wettkampf verloren, und es steht unentschieden«, ergriff Balendilín das Wort. »Dann entscheiden die nächsten Disziplinen darüber, wer von euch beiden Gundrabur nachfolgen wird.«
    »Und es wäre kein Zeichen besonderen Mutes«, hakte Boëndal gehässig ein. »Der Gelehrte hat sich deiner Waffenkunst gestellt. Jetzt zeige uns, dass du dich nicht vor etwas so Zerbrechlichem und Leichtem wie einer Feder fürchtest, König der Vierten.«
    Die bissige Bemerkung und die darauf folgenden Lacher brachten Gandogar dazu, Helm und Schild abzulegen, sich an den Tisch neben seinen Widersacher zu setzen und es gegen Tungdil aufzunehmen.
    Der Unparteiische ließ

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