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Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
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gefiel ihm.
    Sie lächelte in seine Brust. Sie begann schon, sich
erwachsener zu fühlen. Das gehörte dazu, eine Frau zu sein.
Männer haben mehr von Jungen in sich als Frauen von
Mädchen. Mignureal hatte das ein dutzendmal von ihrer Mutter
gehört.
    »Aber es wird albern, wenn jemand glaubt, es sei ein Teil
meines vollständigen Namens und mich beides nennt: Hanse
Nachtschatten. Das ist albern.«
    Nach einer Weile, als sie sich schweigend an ihn gekuschelt hatte,
sagte sie: »Und, aber… oh. Ich erinnere mich, daß du
gesagt hast, du hättest gleich den ersten Beysiber getötet,
der dir über den Weg gelaufen ist, nachdem Mutter… gleich
nachdem Mutter…« Sie verstummte für beinahe eine
Minute und versuchte, ihre Stimme wieder unter Kontrolle zu bekommen,
während er sie an sich drückte und mit seinem Kinn
zärtlich über ihr Haar fuhr.
    »Und daß du geglaubt hast, es wäre derjenige, der
sie ermor… ich hoffe auch, daß er es war. Aber Hanse,
ähm… und davor?«
    Hanse starrte geradeaus und überlegte. Er entschied, ihr
nichts von dem anderen Beysiber zu erzählen. Das war sinnlos
gewesen. Die arrogante Kreatur hatte sich ihm einfach in den Weg
gestellt und ihn herausgefordert, und Hanse hatte versucht, den
eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Das Starrauge hatte es ihm nicht
gestatten wollen, und Hanse hatte eine wunderbare Beleidigung
ausgestoßen. Doch das Starrauge war nicht einmal wütend
geworden, es schien vielmehr entzückt, daß es jetzt einen
Vorwand hatte, ihn zu töten. Es hatte das Langschwert, das es
auf dem Rücken trug, aus der Scheide ziehen wollen und ihn dabei
aus Augen angestarrt, die nicht blinzelten und
unmißverständlich seine Absicht verrieten. Und das
Wurfmesser, das Hanse am rechten Oberarm trug, war im gleichen
Augenblick in sein Auge und in sein Gehirn gedrungen.
    Er hatte es wieder herausgezogen, bevor er den Weg zu seiner
Verabredung in Fuchs’ Schenke fortgesetzt hatte. Es war ihm
nicht in den Sinn gekommen, daß Ahdio, der Besitzer der
Kaschemme, und Zip ihn wie einen Helden behandeln würden, weil
er einen der Eindringlinge der Besatzungstruppen getötet
hatte.
    Statt dessen erzählte er ihr vom ersten Mal, was mittlerweile
ein paar Jahre zurücklag.
    »Eines Nachts lief ich… über die Dächer und
hörte irgendwoher Lärm. Ich ging in diese Richtung, um
nachzusehen. Ich hatte Tempus gerade zum erstenmal getroffen und
wußte nicht, ob ich ihn mochte oder nicht. Ich weiß es
immer noch nicht. Jedenfalls wurde er von mehreren Leuten
gleichzeitig angegriffen. Das war, bevor ich wußte, daß
er… daß er nicht normal ist, Mignue. Ich glaube, man kann
ihn gar nicht töten. Seine Wunden heilen wieder von alleine und
hinterlassen keine Narben, und Kurd hat sogar… Teile von ihm
abgeschnitten.« Er schluckte schwer, und Mignureal drückte
ihn und zog ihn fest an sich. »Sie wuchsen wieder
nach.«
    »Oh!« Ein Schauder lief durch ihren Körper. Da sie
nicht an Götter glaubten, verfügten die S’danzo kaum
über Flüche oder Verwünschungen oder so einfache
Ausrufe des Erstaunens wie etwa »Ihr Götter!«
    »Jedenfalls, in dieser Nacht dachte ich nicht einen
Augenblick lang nach. Ich sah, daß Tempus angegriffen wurde,
und ich reagierte. Ich mußte ganz einfach. Ich glaube, ich habe
zwei von ihnen getötet; ich war mir sogar direkt hinterher nicht
sicher. Es war alles undeutlich und verschwommen. Ich bewegte mich
einfach schnell und tat das, was ich tun mußte, um ihm zu
helfen.
    Danach waren wir ziemlich gute Freunde, und er besteht immer noch
darauf, daß er mir etwas schuldet. Ich weiß nicht, warum.
Es stimmt, ich habe ihn vor Kurd gerettet, und ich wollte Kurd
umbringen! Aber in dieser Nacht in der Gasse… hätten diese
Meuchelmörder Tempus überhaupt töten können? Ich
weiß es nicht. Vielleicht hätten sie ihn als tot liegen
lassen, in Stücke gehauen, und am nächsten Tag wäre er
aufgestanden und verschwunden, um sich irgendwo zu verstecken und die
fehlenden Teile nachwachsen zu lassen. Ich weiß es nicht. Ich
kann immer noch nicht über das hinwegkommen, was damals bei Kurd
und dann später geschehen ist. Als Tempus seine Finger und Zehen
und seine Z-Zunge nachwachsen ließ.« Er schüttelte
den Kopf. »Bei Ils Augen, wie ich Zauberei hasse!«
    Wieder lief ein Schauder durch ihren Körper, und sie
drückte ihn so fest, daß es weh tat. Dann ließ sie
ihren Kopf über seine Brust zu seinem Mund hochwandern.
    »Ob er wieder lebendig geworden wäre oder nicht

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