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Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
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Augen wurden sogar noch größer, als
er sie ohnehin schon aufgerissen hatte, als ein Hieb sechs Zoll
silbernen Stahl tief in seinen Bauch trieb. Fast gleichzeitig
stieß Nachtschatten dem Ungeheuer mit der rechten Hand ein
zweites Messer in die Seite. Von einem krampfartigen Zittern
abgesehen, das durch seinen gesamten Körper lief, erstarrte
Corstic. Nachtschatten, das Gesicht zu einer häßlichen
Grimasse verzerrt, riß den Arm herum, um dem Dolch noch eine
Drehung zu verpassen, bevor er ihn wieder herauszog. Schon als
Corstic zu erschlaffen begann, sein Griff um den Kater sich lockerte
und seine Arme herabsanken, ließ Wunder sich, alle Krallen
ausgefahren, auf seinen Kopf fallen. Wieder begann er, seine Klauen
in Corstics Fleisch zu bohren und zu nagen.
    Nachtschatten trat zurück und aus dem Weg, denn der
größte Zaubermeister von Firaqa brach zusammen. Immer noch
zuckend, stürzte er zu Boden.
    Hanse blickte auf ihn hinab. Er sah kein Gesicht, nur ein
gesträubtes rotes Fell. »Wunder. Wunder!«
    »Mei… h’er… tö… he…
mii…«
    Nachtschattens Kopf ruckte herum, und mit erneutem Entsetzen
starrte er auf den an den Tisch gefesselten Mann. Die grauenhaften
Laute, fast Worte, waren aus einem zungenlosen Mund gekommen.
Nachtschatten erzitterte, biß sich auf die Lippen, hob den
Dolch. Mitten in der Bewegung hielt er inne und blickte die
blutbeschmierte Klinge angeekelt an. Er wirbelte herum und
schleuderte sie an die gegenüberliegende Wand. Es war das
Messer, mit dem er das Ungeheuer Corstic getötet hatte. Er
würde es nicht benutzen, um Thuvarandis’ Qual zu beenden,
er würde es überhaupt nicht mehr benutzen.
    Er zog das lange Messer aus den Ilbarsihügeln. Er nahm eine
andere Position und Fußstellung ein. Er visierte
sorgfältig. Den Körper gespannt, um zuzuschlagen, biß
er sich auf die Lippen. Langsam ließ er die
schwertähnliche Klinge wieder sinken und schob sie in ihre
Scheide zurück. Er brachte es nicht fertig. Jedenfalls jetzt
noch nicht. Außerdem, redete er sich zu, war Thuvarandis einer
von Shurinas Schändern gewesen, und jemand mußte sich um
die verletzte Katze kümmern.
    »Wunder«, sagte Hanse noch einmal, denn das große
rote Tier hockte immer noch auf Corstics Gesicht und gab immer noch
diese schrecklichen Knurrlaute von sich. Er überließ
Wunder sich selbst. Er beugte sich über den Tisch und
streichelte die gescheckte Katze. »Du hast uns gerettet,
Shurina«, flüsterte er. »Jetzt mußt du
durchhalten. Du wirst schon wieder gesund werden.«
    Nein, das wird sie nicht, dachte er. Nicht mit einem
gebrochenen Rückgrat. Er stritt mit sich selbst, ob es
vielleicht schlimmer wäre, sie hochzuheben, als sie
liegenzulassen, als er die vertraute Stimme vernahm:
    »Hanse!«
    Überrascht drehte er sich um und erblickte Mignureal. Mit
ihrem Mantel bekleidet stand sie in der Türöffnung. Sie
stürzte ihm entgegen. Hinter ihr entdeckte er vier weitere
Gestalten, Männer. Einer war ein uniformierter Roter, und Hanse
erkannte Gaise. O Scheiße, dachte Nachtschatten, aber er
streckte trotzdem die Arme aus, um Mignureal an sich zu drücken.
Kurz bevor sie ihn erreicht hatte, blieb sie plötzlich stehen,
denn erst jetzt entdeckte sie den Körper, der zu seinen
Füßen lag.
    »Oh!« Sie starrte auf die Leiche hinab, und ein Kater
mit rotem Pelz sah zu ihr auf. Dunkleres Rot tropfte von seinen
Schnurrhaaren und färbte seine Nase. »O Wunder, was hast du
ge… Hanse? Ist das…?«
    »Das ist Corstic. Das war Corstic.«
    »Wie es scheint, sind wir ein kleines bißchen zu
spät gekommen«, sagte Gaise fröhlich.
    Er kam mit einem der drei anderen Männer näher, der von
mittlerer Größe war, spärlicher werdendes
rötliches Haar und einen blassen Schnurrbart hatte, in dem nur
ein Hauch von Rot zu sehen war. Er trug einen prächtigen Mantel
mit scharlachroten Borten. Die beiden anderen Männer, die
bewaffnet aber nicht uniformiert waren, blieben an der Tür
stehen.
    »Schon möglich«, sagte Hanse. »Zu spät
wofür?«
    »Zu spät, um dir entweder zu helfen, oder um Corstic
gefangenzunehmen«, antwortete der Fremde. »Hanse, ich habe
gerade deine tapfere Mignureal kennengelernt und mich mit ihr
unterhalten, und ich schätze mich glücklich, einen Mann
deines Mutes kennenzulernen, einen wahrhaft Adrenalinsüchtigen!
Ich heiße Arcala.«
     
    In Kürze erfuhr Hanse, daß Arcala ›Ausstrahlungen
gespürt‹ hatte, die aus der Koschenillenstraße kamen.
Er hatte sie bis zu Hanses und Mignureals

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