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Diese Dinge geschehen nicht einfach so

Diese Dinge geschehen nicht einfach so

Titel: Diese Dinge geschehen nicht einfach so Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taiye Selasi
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summende Großmütter und polyzentrisches Tanzen und Getränke aus Baumsaft und das Patriarchat. Maßgeschneidert: Junge schafft den Absprung, gut in Naturwissenschaften oder beim Fußball, stirbt jung, wird Priester, Kindersoldat oder Ähnliches. Nichts Bemerkenswertes und deshalb nichts Erinnernswertes.
    Nichts Erinnernswertes und deshalb nichts Betrauernswertes.
     
    Nur die Enge in der Brust, die er wegzulachen versuchte, als er die Augen im Gesicht dieses Jungen sah. Der Junge fing auch an zu lachen, leise, begeistert, ohne zu ahnen, dass so ein Lachen einem erwachsenen Mann das Herz brechen konnte.
    »Sa, geht’s Ihnen gut?«, fragte er. Seine Schwester zog an seiner Hand. Der Junge wollte aufhören zu lächeln, schaffte es aber nicht. Er hörte auf, aufhören zu wollen.
    »Mir geht es gut.« Kweku lächelte, richtete sich auf, räusperte sich. Er schaute zu der alten Frau, die den Blick finster erwiderte, gelangweilt. Er schaute das Mädchen an, das sich die Stirn abwischte. Er schaute den kleinen Jungen an, der hoffnungsvoll zurücklächelte. Und seufzte. Konnte nun sehen, wohin diese ganze Unternehmung führen würde. Fragte: »Und du – wie heißt du?«, obwohl er es schon wusste.
    Kofi, der Hausboy, den er auf die Serviette gezeichnet hatte.
    »Kofi, Sa«, antwortete der Junge und streckte ihm seine freie Hand hin.
    Die Frau saugte wieder an ihren Zähnen. Der Austausch von Höflichkeiten machte sie ungeduldig. »Bring ihn zum Zimmermann«, sagte sie und watschelte davon.
     
    Mr Lamptey.
    Der Yogi.
    Der »am Ozean schlief«, wie angekündigt. Ein Baumhaus, gut vier Meter hoch. Hier servierte er Tee, ein bitteres Gebräu aus Moringa, geerntet beim Harmattan, sagte er. Zündete sich einen Joint an. »Das ist sehr alt!«, protestierte Kweku und griff schützend nach der Serviette, die Mr Lamptey aufmerksam, aber ziemlich dicht vor dem Joint studierte. »Ich auch«, gab Mr Lamptey zurück, ohne die Serviette anders zu halten. »Das heißt nicht, dass ich demnächst in Rauch aufgehe.«
    Kofi lachte. Kweku nicht. Mr Lamptey gab ihm die Skizze zurück. Eine leichte, salzige Brise wehte herein. Sie saßen auf dem Boden, auf geflochtenen Bastmatten, die einzige Sitzmöglichkeit in dem großen, hüttenartigen Raum, der ohne jede Verzierung phänomenal schön gestaltet war. Statt Wänden Lattenfensterläden, die Bodenbretter seidig geschmirgelt. Kweku trank kleine Schlucke Tee, bewunderte stumm die Kunstfertigkeit. Dann strich er mit der Hand über den Fußboden neben seiner Matte. Glatt. Das war der Grund, weshalb er wollte, dass ein Ghanaer sein Traumhaus baute. Auf der ganzen Welt konnten die Ghanaer am besten mit Holz umgehen (wenn sie es versuchten).
    Als er hochblickte, musterte Mr Lamptey ihn lächelnd und fragte: »Wann haben Sie das gebaut?«
    »Es ist noch nicht gebaut worden.«
    Mr Lamptey lachte leise in sich hinein. »Doch, doch«, sagte er bestimmt. Kweku dachte, er würde weiterreden. Er schwieg. Er zog an seinem Joint.
    »Was meinen Sie mit ›gebaut‹? Sie haben so ein Haus in Ghana gesehen?«
    »Nein«, sagte Mr Lamptey. »Aber
Sie
haben eins gesehen, stimmt’s?«
    »Wo denn?« Kweku lachte ebenfalls. Er konnte dieser Logik nicht folgen. Aber die Antwort kam auf ihn zugeschwebt: –
innerhalb eines Augenblicks, alles da
. Mr Lamptey tippte sich zweimal an die Stirn, dann zeigte er auf Kweku. Kweku fühlte sich unwohl und setzte sich anders hin. »Wenn Sie meinen, ›wo ich es entworfen habe‹ – ich habe es beim Studium entworfen.«
    »Beim Studium?«
    »Ja. Beim Medizinstudium.«
    »Aber warum, wieso?«
    »Warum ich ein Haus entworfen habe?«
    »Warum Sie Medizin studiert haben.«
    »Um Arzt zu werden.« Kweku lachte.
    Mr Lamptey lachte lauter. »Aber warum, wieso?«
    Kweku hörte auf zu lachen. »Warum was?«
    »Warum wollten Sie Arzt werden? Sie sind ein Künstler.«
    »Sie sind sehr freundlich.«
    »Ich bin sehr alt.« Der Mann blinzelte. Er hielt Kwekus Serviette hoch. »Und das hier? Diese vielen Zimmer? Die sind für all Ihre Kinder?«
    »Nein.«
    »Für Patienten?«
    »Nur für mich.«
    »Hmmm.« Mr Lamptey drehte die Serviette um, als suchte er nach einer besseren Antwort.
    Kweku sagte schnell, defensiv: »Mehr gibt’s nicht.«
    »Nur Sie.« Noch ein Zug am Joint. Mr Lamptey zeigte auf Kofi. »Und er.« Er hielt die Serviette hoch. »Und das da. ›Mehr nicht‹.«
    Kweku stand auf. »Ich verstehe nicht, worauf Sie hinaus wollen …« Mr Lamptey atmete eine

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