Diese Dinge geschehen nicht einfach so
das Haus geräumt worden, es blieb nur ein kleines Stück Dschungel vor der Glasveranda.
Mr Lamptey betrachtete die Striche. »Hmm. Was für Bäume sind das?«
»Ist doch egal«, brummelte Kweku angesichts der Größe des restlichen Grundstücks. Der Pool musste kleiner ausfallen, als er ihn im Krankenhaus gezeichnet hatte, aber es waren ja auch vier Schwimmer weniger, die ihn benutzten. Also okay. Man musste nur den Mangobaum fällen. Oder ihn ausgraben. Der Baum in der Mitte ragte grün ins Blickfeld.
Mr Lamptey lachte lauthals. So was werde er nicht tun. Hatte der Mango ihnen etwas angetan, ihnen in irgendeiner Weise Schaden zugefügt? Ihn zu töten wäre so, wie wenn man seiner Großmutter die Kehle durchschneidet.
»Ein bisschen übertrieben«, sagte Kweku.
»Ich werde diesen Baum nicht verletzen.«
»Jesus Christus, Sie sind Zimmermann. Sie
arbeiten
mit verletzten Bäumen …«
»Jesus war ein Zimmermann …«
»Das hat nichts damit zu tun.«
»Sie haben Jesus ins Spiel gebracht …«
»Verdammte Scheiße, Mann, das reicht! Das
reicht
!«
Mr Lamptey starrte Kweku an, erstaunt über seinen Wutanfall. Kweku erwiderte den Blick, ebenfalls überrascht. Aber fest entschlossen, seinen Willen durchzusetzen. Dachte er jedenfalls. (In Wirklichkeit spürte er, wie ihm seine Vision entglitt. Keine Kinder, die friedlich schliefen, keine Fola, die glitzernd schwamm, und wenn der Mango blieb, kein Strand aus blendendem Weiß.) Der Baum musste weg. »Ich suche mir einfach jemand anderen.«
»Das werden Sie nicht tun.« Mr Lamptey setzte sich hin und schwieg.
Mit überkreuzten Beinen und wie ein Swami gekleidet, saß er am Fuß des Mango, drei Tage, zwei Nächte. Er rauchte Gras, hielt Wache, erhob sich vor Anbruch der Dämmerung, um Yoga zu machen, ansonsten reglos, selbstzufrieden, und Kofi schmuggelte Kokosnüsse zu ihm, damit er etwas trinken konnte. Er aß nicht während seines Sitzstreiks, außer den Mangos, die neben ihm auf den Boden fielen, perfekt reif, und das weiche feuchte weiße Fleisch der jungen harten grünen Kokosnüsse.
Löffelte das gelierte Fleisch mit Genuss.
»Sie können nicht ewig da sitzen«, zischte Kweku durch die Zähne, als er sich am zweiten Tag des Protests vor Mr Lamptey aufbaute. Mr Lamptey paffte seinen Joint, schloss die Augen, schwieg. Kweku saugte an den Zähnen und stürmte davon. Am dritten Tag drohte er, die Polizei zu rufen, um den Zimmermann von seinem Grundstück entfernen zu lassen, wegen unerlaubten Betretens. Aber als er den Mann anschaute – zweiundsiebzig jetzt, halb nackt, um den Hals eine Kette aus roter Schnur mit einer Glocke dran – konnte er seine Drohung nicht wahr machen. Er stellte sich vor, wie sein Kameramann die Szene filmte: Ghanaischer Sadhu, abtransportiert von bewaffneten, bestochenen Beamten, während der gefasste Grundbesitzer vom Eingang seines Zeltes lächelnd zuschaut. »Das ist doch idiotisch«, sagte er schließlich und öffnete den Reißverschluss des Eingangs. Plötzlich vermisste er das Geräusch von Hammer und Säge. (Der Haupttrakt war seit Monaten bewohnbar, aber er bevorzugte Olus Zelt, das Oberlicht aus Plastik.) »Sie sind fast fertig, Mann. Wir sollten das, was wir angefangen haben, zu Ende bringen.«
»Mit dem Baum«, sagte Mr Lamptey.
»Also los.«
Mr Lamptey fand einen Stock, zeichnete etwas in den Sand.
Seine Vision des Blicks von der Glasveranda.
Ein Garten.
Zu üppig, weich und grün, nichts ordentlich oder steril, gezacktes Liebesgras und Fächerpalmen, so groß wie ein Kind, und überall palmenartige Bananenstauden, wie Palmen ohne Stamm, und Hibiskus an Büschen und Prachtlilien und diese nicht zu bändigenden magentafarbenen Blüten (Kweku kann sich beim besten Willen den Namen nicht merken) an den Kletterpflanzen, die das Tor überwucherten. Ein Tumult aus Farbe. Ein Aufstand in
Grün
. »Und hier ein Brunnen«, schloss Mr Lamptey.
»Wozu das denn?«
Eine lange, verwirrende Antwort über die Gestaltung eines heiligen Ortes, über die Notwendigkeit von Wasser, von angemessenen Anteilen, blau, grün. Kweku stimmte all dem nicht zu. Er rieb sich die Stirn, seufzte. »
Bah
. Ich kann das nicht unterhalten.«
»Ich kann, und ich will.«
»Sie sind Zimmermann, nicht Gärtner.«
»Ich bin Künstler. Wie Sie …«
»Ist schon gut. Legen Sie Ihren Garten an …«
»
Ihren
Garten.«
»Wie auch immer.«
Mr Lamptey wartete darauf, dass Kweku weiterredete. Kweku schaute weg. Kickte einen
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