Diese glühende Leidenschaft …
weiches Herz.
Dabei war es nicht das erste Mal, dass sie ihrem missratenen Bruder aus der Klemme helfen musste. Doch auch dieses Mal hatte sie wieder Mitleid mit ihm gehabt und versprochen, ihm das Geld für seine Schulden zu beschaffen.
Aber um welchen Preis! Quinn hatte sich für heute Nacht mit ihr verabredet. Er würde gleich kommen.
Sie rechnete nicht damit, dass er Ernst machen und Sex verlangen würde. Es ging ihm wohl eher um Rache, weil er damals in seinem Stolz tief verletzt worden war. Ihre Familie hatte ihn dafür bestraft, dass er als armer Junge ein reiches Mädchen liebte.
Evies Besuch am vergangenen Mittwoch änderte nichts daran, eher waren seine alten Wunden dadurch wieder aufgebrochen. Auch nach all den Jahren fühlte er sich immer noch in seinem Stolz verletzt.
Zum Glück kannte Evie sich mit der Thematik aus. Sie wusste, wie weit Menschen gehen konnten, um ihr Gesicht nicht zu verlieren. In ihrem Beruf als Sozialarbeiterin traf sie ständig auf Menschen mit beschädigtem Ego und half ihnen, sich damit auseinanderzusetzen. Deshalb war sie auch in der Lage, Quinns entsetzliches Benehmen zu deuten. Der Unterschied war nur, dass sie selbst davon betroffen war.
Sie glaubte nicht, dass Quinn sie begehrte. Ihm ging es gar nicht um Sex. Diese Erkenntnis fand Evie schon einmal sehr beruhigend. Sie hatte niemals vorgehabt, mit ihm zu schlafen. Allein die Tatsache, dass er es von ihr fordern konnte, musste ihm unendlich guttun. Das war Balsam für seine verletzte Seele.
Wenn alles heute Abend so ablief, wie Evie es geplant hatte, würde sie Quinn mit der Vergangenheit konfrontieren. Sicherlich täte das beiden gut. Wir werden über unsere ach so kurze Ehe reden wie vernünftige Erwachsene, nahm sie sich vor. Wozu hatte sie eine Zusatzausbildung als Mediatorin? Sie wusste, wie man traumatische Erlebnisse aufarbeiten konnte.
Zunächst würde Quinn sich wahrscheinlich dagegen sträuben, aber schließlich würde er einsehen, dass es besser war, alles herauszulassen, anstatt die Vergangenheit zu verdrängen.
Und vielleicht, so überlegte Evie, kann ich ihn dann auch noch überreden, mir das Geld für Corbin zu leihen. Aber natürlich nicht im Austausch für …, nein, das kommt überhaupt nicht infrage.
Sie atmete tief durch. Es musste einfach klappen. Es gab keinen anderen Ausweg, um Corbin zu retten. Evie wollte gar nicht daran denken, was sonst passieren könnte. Sie war so schon nervös genug.
Wenig später ging sie in die Küche und suchte irgendetwas, um ihre Nerven zu beruhigen. Im Vorratsschrank fand sie eine angebrochene Flasche Tequila, den sie an ihrem Geburtstag für Margaritas gebraucht hatte. Der kam ihr sehr gelegen.
Gerade hatte sie den Schraubverschluss geöffnet, da läutete es an der Tür. Evie fuhr zusammen. Das konnte nur Quinn sein! Schnell nahm sie einen kräftigen Schluck Tequila direkt aus der Flasche. Der Alkohol brannte noch in ihrer Kehle, als sie die Haustür öffnete.
„Hallo, Quinn.“ Sie war selbst überrascht, dass ihre Stimme so ruhig klang.
Quinn sagte kein Wort. Er musterte Evie nur kühl, wie sie in Jeans und einem leichten Pulli mit ovalem Ausschnitt vor ihm stand. Sein Blick blieb an ihrem Mund hängen. Sie war froh, dass sie nur einen Hauch von Lippenstift aufgetragen hatte.
Auf einmal änderte sich Quinns Gesichtsausdruck, und er schaute sie auf eine Weise an, die Evie Rätsel aufgab. Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, das heißt, wenn ihr nicht längst klar geworden wäre, dass er wegen damals immer noch wütend auf sie war, hätte sie es als Verlangen gedeutet.
Sie ließ Quinn eintreten und führte ihn ins Wohnzimmer. Aber anstatt hinter ihr zu bleiben, ging er gleich dicht an ihrer Seite.
Prompt spürte Evie, wie sich ihr Puls beschleunigte. Das müssen meine überstrapazierten Nerven sein, sagte sie sich im Stillen. Auf keinen Fall wollte sie sich eingestehen, dass dieser Mann sie anzog und sie ihn sehr attraktiv fand.
„Hast du ein Problem?“, fragte sie, weil Quinn immer noch schwieg.
„Du hast eine interessante Nachbarschaft.“
Das stimmte. Oak Cliff im Süden von Dallas war tatsächlich eine Gegend der starken Kontraste, weil die Einwohner bunt zusammengewürfelt waren. In der Straße, wo Evie wohnte, gab es viele alte Häuser, die überhaupt kein einheitliches Bild ergaben. Einige, wie das von Evie, waren renoviert und hübsch herausgeputzt, andere wirkten regelrecht verfallen. Daher war der Ruf von Oak Cliff auch nicht der
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