Diese Sehnsucht in meinem Herzen
und die Medien sind voll davon. Jetzt hat der Bezirksstaatsanwalt beschlossen, den Bereich um einige fähige Juristen zu erweitern.“
Nate schluckte. Häusliche Gewalt also. „Was wären das zum Beispiel für Fälle?“
fragte er. Plötzlich fühlte sich seine Kehle ganz trocken an. Was für eine blöde Frage er da gerade gestellt hatte! Er wusste doch ganz genau, wie die Antwort lautete. Aber in diesem Moment war ihm nichts anderes eingefallen, was er hätte sagen können.
„Alles, was Sie sich unter dem Thema so vorstellen können“, entgegnete Jeffers nun. „Aber der Chef will sich insbesondere Gewalt in der Ehe und Kindesmisshandlung vornehmen und die Öffentlichkeit auf diese Themen aufmerksam machen.“
Nate fixierte eine ganze Minute lang Jeffers’ Gesicht, und das Herz schlug ihm dabei bis zum Hals. Plötzlich hatte Nate die schreckliche Befürchtung, dass sein Kollege über ihn Bescheid wusste. Aber nein, das ist völlig unmöglich, beruhigte er sich schnell. So wohl er sich mittlerweile in Jeffers’ Anwesenheit fühlte, Nate hatte ihm trotzdem nie von seinem Vater erzählt. Ihm nicht und auch sonst niemandem.
Wenn er nun in diese Arbeitsgruppe aufgenommen würde, von der Jeffers gesprochen hatte… dann wäre er, Nate, höchstpersönlich dafür verantwortlich, dass die Übeltäter hinter Schloss und Riegel kämen. Dann könnte er endlich gegen die Dämonen angehen, die ihn seit Jahren verfolgten. Und ihnen mitten ins Gesicht spucken.
Nate bemühte sich, ruhig zu bleiben. „Das klingt sehr interessant, und ich könnte mir gut vorstellen, dabei mitzuwirken“, sagte er. „Aber warum fragen Sie gerade mich, Jeffers? Ich habe bisher noch in keinem Fall von häuslicher Gewalt die Anklage geführt.“
„Sie haben aber bisher sehr erfolgreich für uns gearbeitet, und es ist unabdingbar, dass wir hierzu die besten Anwälte der Stadt heranziehen.
Schließlich werden diese Fälle verstärkt im Licht der Öffentlichkeit stehen. Aber vielleicht möchten Sie auch erst noch in Ruhe darüber nachdenken? Ich übertrage Ihnen jetzt einen Fall, in dem es um eine Kindesmisshandlung geht.
Während Sie den bearbeiten, werden Sie sich wahrscheinlich klarer darüber, wie Sie mit der Thematik zurechtkommen.“
„Ich versichere Ihnen, dass ich der Sache fachlich gewachsen bin.“
„Natürlich, da bin ich mir auch völlig sicher. Ich habe keinerlei Zweifel an Ihrem Fachwissen, im Gegenteil. Es ist mir bloß wichtig, dass Sie einen Eindruck davon bekommen, wie es ist, tagein, tagaus mit Gewalt und Missbrauch zu tun zu haben, bevor Sie sich langfristig diesem Team verpflichten. Das ist nämlich eine richtig hässliche Angelegenheit, glauben Sie mir.“
Nate verzog den Mund, denn die Worte seines Kollegen hatten für ihn einen unfreiwillig ironischen Beigeschmack. Schließlich hatte Nate vor langer Zeit tatsächlich tagein, tagaus mit diesen schrecklichen Dingen zu tun gehabt, als er noch bei seinem Vater wohnte. Und er hatte damals keine andere Wahl gehabt.
Doch Nate sagte nur: „Vielen Dank, Jeffers.“
„Ich werde Mutter“, verkündete Josey.
Nate verschluckte sich an dem Stück Brot, das er sich gerade in den Mund geschoben hatte. Schnell griff er nach dem Wasserglas und schluckte den Inhalt herunter, samt Eis. Josey lachte laut. „Ach, Nate! Nun hör aber auf.“
Nate hustete noch ein paar Mal heftig und zog damit die Blicke anderer Bistro-Gäste auf sich, die sich ebenfalls an die Tische draußen gesetzt hatten.
„Entschuldige bitte“, meinte er schließlich, als er wieder einigermaßen frei atmen konnte. „Was hast du da gerade gesagt?“
Josey sah ihm mit ihren dunklen Augen direkt ins Gesicht. „Das hast du doch genau gehört. Ich werde Mutter.“ Als ihr klar wurde, wie sehr sie ihn mit ihrer Aussage verwirrt hatte, fügte sie schnell hinzu: „Natürlich noch nicht jetzt sofort.
Also, ich bin nicht schwanger. Hast du das eben etwa gedacht?“
„Ich habe gar nichts gedacht“, log Nate. „Du hast mir ja nicht mal genug Zeit gelassen, darüber nachzudenken. Du hast mich einfach völlig überrumpelt. Wo kommt diese Idee überhaupt so plötzlich her?“
„Also…“ Josey brach sich noch ein Stück von dem Brot ab, das in der Mitte des kleinen Tisches lag, steckte es jedoch nicht in den Mund. Sie hielt es einfach nur in der Hand und starrte dabei über Nates rechte Schulter hinweg in die Ferne.
Eine Zeit lang sagte sie kein Wort und blinzelte in den Sonnenuntergang.
„Ich kann das
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