Dieser Weg wird kein leichter sein
Engländer.
Wäre es allerdings nach ghanaischer Tradition gegangen, würden mich heute alle »Dienstag« nennen. Denn in Ghana heiÃen Mann und auch Frau automatisch wie der Tag, an dem man geboren wurde. In meinem Falle also Kwabena Asamoah, Dienstag Asamoah! Kaum vorstellbar, Jürgen Klinsmann oder Huub Stevens hätte mich vor einem Spiel zu sich gerufen und dann gesagt: »Dienstag, du spielst am Mittwoch.«
Da war ich echt lieber Gerald oder wie mich Fans und Mitspieler später nannten: Asa. Und weil wir gerade dabei sind: In Ghana gibt es Asamoah auch als Vorname. Asamoah Gyan ist beispielsweise ein aktueller Nationalspieler meines Heimatlandes. Theoretisch wäre also bei mir auch der Name Asamoah Asamoah möglich gewesen. Da bin ich natürlich froh, dass mein Vater auf Gerald bestand. Wobei das in Ghana nicht heiÃt, dass die Namensgebung für alle verbindlich ist. Die Mutter meines Vaters nämlich nannte mich hartnäckig »Kwasi«. Man kann sich vorstellen, dass ich als Kind ziemlich verwirrt war, da mich in der Regel sonst alle »Gerald« riefen. Irgendwann dachte ich fast schon, ich hieÃe tatsächlich so. Aber bevor ich in eine groÃe Identitätskrise fiel, lüftete mein Vater dieses Geheimnis. »Kwasi« ist der ghanaische Vorname meines Vaters; meine Oma wollte es sich wohl so einfach wie möglich machen und nannte mich genauso. So ist das eben in Ghana.
Diese Oma väterlicherseits besuchten wir Kinder immer sonntags nach dem Gottesdienst. Da hatte sie stets frisches Brot gebacken. Den Duft kann ich heute noch riechen. Frisches warmes Brot: lecker! Aber auch der Muff der schicken Sachen, die wir immer dann für den Gottesdienst anziehen mussten, liegt mir noch in der Nase. Die Anzüge waren nämlich die Woche über in einem alten Koffer verstaut und kamen nur sonntags an die frische Luft. Selbstverständlich durften wir an diesem Tag nichts dreckig machen. FuÃball war also verboten, bis nach dem Mittagessen die Erlösung kam: Umziehen und ran an den Ball! Bei diesen Sonntagstreffen begegnete ich übrigens auch immer meiner Ur-Oma, die, man will es nicht für möglich halten, 106 Jahre alt geworden ist. Ich hoffe, dass auch ich die Asamoah-Âlang-lebe-Gene habe.
Auf dem Dorf
Meine Schwestern und ich wohnten in Mampong bei meiner Oma mütterlicherseits in einem typischen quadratischen ÂDorfhaus mit Innenhof. Um uns herum war alles so, wie man sich Afrika gemeinhin vorstellt: rote Lehmhütten, die traditionell rund gebaut waren, dazwischen roter Lehmboden, der bei Regengüssen zu groÃen Matschseen mutierte. Im Dorf selbst gab es keinen Laden für den Einkauf, dafür aber einige Bauernhöfe, wo man sich mit dem Nötigsten versorgen konnte â natürlich nur, wenn man das Geld dafür hatte. In der näheren Umgebung befanden sich auch kleine Dschungelgebiete und Wälder, die nicht nur uns Kindern als groÃe Abenteuerspielplätze dienten, sondern den Dorfbewohnern in der Hitze auch wertvollen Schatten spendeten.
1 So bin ich aufgewachsen â ein typisches Haus in meinem Heimatdorf Mampong.
Unser Haus bestand aus einigen Zimmern. Wir bewohnten eines mit vier Personen. Für ghanaische Verhältnisse war das schon fast Luxus. Wir schliefen auf dem Boden und meine Nana hatte als Einzige ein Bett. Da sich das ganze Leben im Grunde drauÃen abspielte, war das Zimmer tatsächlich nur zum Schlafen da. Gekocht wurde im Innenhof, in dem man auch die anderen Bewohner des Hauses traf. Eine eigene Toilette hatten wir nicht, doch im Dorf gab es zwei Plumpsklos. Nachts wollte man da als Kind natürlich nicht alleine hin. Meine Geschwister und ich malten uns oft aus, was für Gefahren dort auf uns lauern könnten. Spinnen und Schlangen gibt es in Ghana nämlich genug, und giftige noch dazu. Dass in unserer Vorstellung auch noch schreckliche Monster und andere unheimliche Wesen das Klo bevölkerten, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Deshalb hielt meine Oma auch immer ein »Töpfchen« für uns Kinder bereit, das wir aber nur benutzt haben, wenn die Fantasie zu groà war und es gar nicht anders ging. Man hatte ja schlieÃlich seinen Stolz, auch wenn wir noch kleine Kinder waren. Und neben dem Stolz war da auch noch eine andere unangenehme Sache, die uns den Moment der Erleichterung so lange wie möglich rauszuschieben half: Saubermachen mussten wir die »mobile«
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