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Dieser Weg wird kein leichter sein

Dieser Weg wird kein leichter sein

Titel: Dieser Weg wird kein leichter sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Gerald und Großmann Asamoah
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Toilette selbst. Und derjenige, der sie benutzt hatte, hatte außerdem den Müll wegzubringen, in dem der Töpfcheninhalt schluss­endlich landete. Das war geruchstechnisch nicht immer eine Wohltat. Ich war dementsprechend eine lange Zeit Weltrekord­halter im Aushalten.
    Wir Kinder waren generell für die Müllbeseitigung zuständig. Das ging bei uns aber nicht nach dem Motto: Ab in den Eimer und warten, bis er abgeholt wird. Nein, wir mussten schon ungefähr vier Kilometer laufen, bis wir am zentralen Müllplatz ankamen. Das bedeutete im Klartext: Müllsack auf den Kopf und los ging der wilde Marsch. Ich vermute fast, dass damals der Grundstein für meinen Dickkopf und für meine unerschütterliche Fitness gelegt wurde.
    Eine ähnliche Aktion blühte mir übrigens, wenn wir mal wieder kein Wasser im Haus hatten, was leider relativ häufig vorkam. Dann musste ich zum Wasserholen losziehen. Das sah dann exakt so aus, wie man sich das in Europa vorstellt: Ein großer, verbeulter Kanister tanzte auf meinem Kopf. Mir machte das Ganze nichts aus, sondern richtig Spaß. Denn auf dem Weg zur Wasserstelle kamen ich und meine Freunde immer an Hirten vorbei, die unserer Meinung nach einen echten Traumjob hatten. Wenn es überhaupt für mich als Kind einen anderen Berufswunsch als den, eines Tages ein großer Fußballstar zu werden, gegeben hat, dann war es zweifellos Kuhhirte. Ehrlich, die hatten es richtig gut! Die passten nämlich mit ihren Stöcken auf eine überschaubare Zahl von Kühen auf und strahlten dabei eine herrliche Ruhe aus. Wenn es nur irgendwie ging, sind wir mit selbst geschnitzten Stöcken hinter den Kühen hergerannt und waren plötzlich selber kleine Hirten. Nur zwei Personen fanden das meist nicht so lustig: der Hirte, dessen Herde wir ordentlich durcheinanderbrachten, und meine Oma.
    Sie misstraute den Hirten, die aus Somalia stammten und meistens Moslems waren. Als Christ war da, sagen wir mal vorsichtig, in ihren Augen eine gewisse Zurückhaltung geboten. Das lag vermutlich daran, dass es bei uns in Ghana nur sehr wenige Moslems gab und schon gar nicht in meinem Heimatdorf. Meiner Oma waren sie daher ein bisschen suspekt. Außerdem haben wir bei unserem munteren Kuh-Treibe-Spiel regelmäßig die Zeit vergessen. Oft sind wir mehrere Kilometer gelaufen, über Felder, Steppe und durch Wälder, meist ohne Schuhe. Wer weiß, dass es in Ghana auch giftige Skorpione gibt, der kann verstehen, dass meiner Oma meine Gesundheit nicht völlig egal war. Ich aber vergaß allzu gerne alle Verbote, wenn es darum ging, zu laufen und herumzutollen. Damals waren es die Kühe, später der Ball – irgendetwas gab es immer zu jagen. Zugegeben, ich habe nie darüber nachgedacht, dass meine Oma Todes­ängste ausgestanden haben könnte, wenn mal wieder eine wilde Kuhverfolgung anstand. Schließlich hatte meine Nana meinen Eltern versprochen, dass dem kleinen Gerald nichts passieren würde. Und so war sie auch in anderen Belangen für mich als Kind ab und zu eine echte Spaßbremse.
    Schwimmen verboten
    Zum Beispiel beim Schwimmen. Die meisten Afrikaner können nicht schwimmen und da bilden die Ghanaer keine Ausnahme. Das lernt man einfach nicht, weil es einem schlichtweg niemand beibringt. Es gibt keine Förderung, keinen Unterricht, keine Schwimmbäder und vor allem hat das Wasser in Afrika einen anderen Stellenwert. Es ist kein Element für den Spaß, sondern ein Lebenselixier. Als ich eines Tages in der Zeitung lesen musste, dass viele Afrikaner auf ihrer Flucht nach Europa vor der Küste Spaniens ertrunken sind, weil die Schlepperschiffe gerne ihre hilflosen »Kunden« hundert Meter vor der Küste ins Wasser »abladen«, war ich erschüttert. Sie alle konnten nicht schwimmen – wie ich damals in Afrika.
    Erst mit 16 habe ich in Deutschland schwimmen gelernt. Wie peinlich wäre das gewesen: Papa Gerald geht mit seinen Kindern schwimmen und … kann nicht! Gut, dass ich die Kurve noch einmal bekommen habe.
    Für ein Kind in Ghana übt das Wasser natürlich einen eigenartigen Reiz aus. Man will hinein und weiß doch, es ist gefährlich, weil man ja nicht schwimmen kann. Einmal, ich erinnere mich noch genau, sind meine Freunde und ich nach dem Fußballspielen zu einem See in der Nähe gelaufen. Wir wollten ein bisschen planschen und waren ziemlich aufgeregt. Wer weiß schon,

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