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Dir darf ich nicht gehören

Dir darf ich nicht gehören

Titel: Dir darf ich nicht gehören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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Reise in
Trellick unterbrochen hat. Und jetzt lasse ich mir wahrsagen.«
    Aber
die Wahrsager waren doch alle gleich, dachte sie, als sie einige Zeit später
aus dem Stand kam. Warum strebten sie nicht zumindest nach etwas Originalität?
Diese Wahrsagerin war eine Zigeunerin mit dem Ruf, die Zukunft bemerkenswert
genau voraussagen zu können.
    »Hüten
Sie sich vor einem großen, dunklen, gut aussehenden Fremden«, hatte sie gesagt,
nachdem sie ihre Kristallkugel zu Rate gezogen hatte. »Er kann Sie vernichten -
wenn Sie sein Herz nicht zuerst erobern.«
    Groß,
dunkel und gut aussehend! Viola lächelte einem Kind zu, das stehen geblieben
war, um ihr seinen neuen Kreisel zu zeigen. Welch kümmerliches Klischee! Und
dann erblickte sie den Fremden erneut, als er von der Kirchwiese auf die Ställe
des Gasthauses zuschritt. Ah, er reiste also ab. Setzte seine Reise noch im
Tageslicht fort.
    Ein großer, dunkler, gut aussehender Fremder. Sie lachte leise.
    Die
Sonne stand bereits tief am westlichen Himmel. Aus der Richtung des Gasthauses
konnte sie die Geiger ihre Instrumente stimmen hören. Einige Männer überprüften
die Bänder am Maibaum und versicherten sich, dass sie nicht verheddert waren.
Viola beobachtete und lauschte mit einer gewissen Wehmut. Der Tanz um den
Maibaum war stets der freudige, ausgelassene Höhepunkt der Feierlichkeiten zum
ersten Mai. Aber es war eine Veranstaltung, an der sie keinen Anteil haben
würde. Es wurde für die Familien der Oberklasse des Dorfes und der Umgebung als
unpassend angesehen. Eine Lady durfte zusehen, aber nicht teilnehmen.
    Aber
egal. Sie würde zusehen und es genießen, wie auch im vergangenen Jahr, ihrem
ersten Maifest in Trellick. Inzwischen wurde sie zum Abendessen im Pfarrhaus
erwartet.
    Als Viola das
Pfarrhaus später wieder verließ, hatte sich die Dunkelheit bereits herabgesenkt
und Freudenfeuer brannten an drei Seiten des Dorfangers, die Licht für den Tanz
spendeten. Geiger spielten und junge Menschen wirbelten in fröhlichem,
lebhaftem Tanz um den Maibaum. Viola lehnte höflich die Einladung ab, den
Reverend und Mrs Prewitt bei einem Bummel um den Anger zu begleiten.
Stattdessen schlenderte sie zu der nun verwaisten Kirchwiese, um das Schauspiel
allein zu genießen.
    Es war
für einen Frühlingsabend erstaunlich warm. Sie hatte sich zwar ihr Umhängetuch
um die Schultern geschlungen, aber sie brauchte es im Grunde nicht. Ihr Hut lag
wahrscheinlich noch immer auf der letzten Bank in der Kirche. Hannah,
inzwischen ihr Dienstmädchen und früher ihre Amme, hatte ihr vor dem Abendessen
das Haar ausgebürstet, es ungeflochten gelassen und nur mit einem Band im
Nacken zurückgebunden. Es war bequem so. Mr. Claypole wäre wirklich schockiert,
wenn er sie sehen könnte, aber glücklicherweise hatte er seine Mutter und seine
Schwester in der Dämmerung nach Hause gebracht.
    Das
Geigenspiel verklang, und die Tänzer zerstreuten sich am Rand des Angers, um
wieder zu Atem zu kommen und neue Partnerinnen zu erwählen. Es war fast
Vollmond, wie Viola bemerkte, als sie den Kopf in den Nacken legte. Der Himmel
war mit leuchtenden Sternen übersät. Sie atmete tief die saubere Landluft ein,
schloss die Augen und hauchte ein leises Dankgebet. Wer hätte noch vor zwei
Jahren voraussagen können, dass sie jemals an einem Ort wie diesem leben würde?
Hierher gehören würde, hier akzeptiert sein würde, hier allgemein gemocht
würde? Ihr Leben würde jetzt vielleicht vollkommen anders verlaufen, wenn
    »Nun,
warum verstecken Sie sich hier«, fragte eine Stimme, »wo Sie doch dort draußen
tanzen sollten?«
    Sie
öffnete ruckartig die Augen. Sie hatte ihn weder herannahen sehen noch hören.
Sie hatte ihn zuvor zu den Ställen gehen sehen und angenommen, dass er seine
Reise schon längst fortgesetzt hatte. Sie hatte sich eingeredet, dass sie nicht
enttäuscht war. Warum sollte sie auch? Er war nur ein anziehender Fremder, der
kurzzeitig ihren Lebensweg gekreuzt und sie in eine harmlose Tändelei um einen
Bund wilde Gänseblümchen verwickelt hatte.
    Aber
nun stand er vor ihr und wartete auf eine Antwort, sein Gesicht in der
Dämmerung. Wartete auf eine Antwort. Plötzlich wurde ihr bewusst, was er
gesagt hatte.
    ... Sie sollten doch dort draußen tanzen.
    Es wäre
der perfekte Abschluss eines perfekten Tages. Um den Maibaum herumzuwirbeln.
Mit dem gut aussehenden Fremden zu tanzen. Sie wollte nicht einmal wissen, wer
er war. Sie wollte, dass das Geheimnis gewahrt würde, damit sie mit

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