Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC
alte Mann da oben es dann vielleicht auch noch so einrichten konnte, dass die Kater nicht mehr ganz so heftig ausfielen, dann wäre das auch sehr nett.
Nach einiger Zeit verabschiedeten wir uns wieder von Kristin, die zusammen mit Chris zu einer Tour die Ostküste hinauf aufbrach, wo ihre Familie in Mission Beach, Queensland, noch ein Haus hatte. Der wundervolle Überraschungsbesuch war vorbei, aber ich war glücklich und zufrieden. Kristin in meiner Nähe zuhaben und zu erleben, wie verliebt sie in ihren Chris war, das allein war wunderbar gewesen.
Geschäftlich lief auch alles gut; der Gitarrenhandel bei Downtown Music florierte. Gelegentlich verirrte sich eine Les Paul Standard von 1960 oder eine Custom Colour Fender Stratocaster aus den frühen Sechzigern in unseren Laden, die Gitarrenfetischisten wie Carlo und mir stets ein breites Lächeln entlockten. Dave und ich waren außerdem weiter als Duo unterwegs und spielten überall im ganzen Land.
Unser Akustik-Blues-Duo hatte inzwischen richtig an Profil gewonnen, nicht nur durch Daves großartige Stimme, sondern auch durch viele eigene Songs und ein paar lustige Einlagen zwischen den einzelnen Titeln. Ich betrachtete es als meine persönliche Aufgabe, Dave während und zwischen den Songs zum Lachen zu bringen. Wir nahmen unsere Arbeit sehr ernst, aber ebenso ernst war es uns damit, viel Spaß zu haben und das Publikum darin einzubeziehen.
Das Leben hatte einen gewissen Rhythmus und surrte wie eine geölte Maschine vor sich hin. Zwar hätte ich gern ein bisschen mehr freie Zeit zum Golfspielen gehabt, aber ich wusste, dass ich dafür eines Tages noch genug Muße haben würde. Ginnie wurde schnell groß, eine wunderbare kleine Seele, die viele neue Freundschaften an der Annandale North Public School schloss. Kristin begleitete sie an ihrem ersten Tag in die Schule, ebenso wie Oma Norma, wodurch dieser schwere Schritt für sie ein bisschen leichter wurde.
Kristin und Chris lebten inzwischen in Amsterdam. Kristin peilte eine Karriere als Kostüm- und Bühnendesignerin fürs Theater an, einen Beruf, in dem sie ihren Hang zu Überschwänglichkeit und Pomp bestens würde einsetzen können, und während der Ausbildung arbeitete sie nebenbei im Hard Rock Café und als DJ. Bei einem Gig in Oslo trat sie in einem Kleid auf, das aus Luftballons bestand, und nach den Songs ließ sie immer mal wieder einen Ballon an der richtigen Stelle platzen, bis sie nur noch mit ein paar Streifen Klebeband bekleidet war. Ich habe die Bilder gesehen – als Vater war es nicht ganz einfach, damit zurechtzukommen.
Am 6. Juni 2007 klingelte bei uns um drei Uhr morgens das Telefon. Bille und ich schreckten hoch. „Da ist was passiert“, dachte ich sofort. Billes Mutter Virginia, nach der wir unsere Tochter benannt hatten, war zuletzt nicht bei guter Gesundheit gewesen. Aber Bille reichte mir den Hörer.
Es war Kobe.
„Mark, Kristin ist tot.“
„Wie bitte?“
Schweigen.
Während sich meine Gedanken überschlugen, erzählte mir Kobe, was geschehen war. Kristin war auf dem Weg zu ihrer Schicht im Hard Rock Café, die um zehn Uhr morgens begann, und war spät dran. Sie war mit ihrem rosa Mountainbike unterwegs und hielt an einer Ecke der Overtoom, einer der meistbefahrenen Straßen in Amsterdam, um im Club anzurufen und zu sagen, dass sie gleich da sein würde. Ein riesiger Betonmischer nahm die Kurve zu eng und erfasste Kristin. Sie geriet und unter die Doppelreifen und starb noch am Unfallort.
Fassungslos hörte ich zu, bis Kobes Stimme erstarb. In mir machte etwas Klick. Es war komisch; ich dachte nicht „das kann nicht sein“ oder „das ist ein Traum“, ich wusste, dass Kristin nicht mehr da war. Ich fühlte es. Das ganze Leben hielt an, alles, und aus mir kam nur ein Wort: „Nein. Nein.“
„Kobe“, fragte ich, „ist jemand bei dir?“ (Hoffentlich ist sie nicht allein, dachte ich nur.)
„Dad ist hier.“
„Lass mich kurz mit ihm sprechen, bitte.“
Noch einmal ließ ich mir von Peter erzählen, was ich doch schon längst als Tatsache akzeptiert hatte. Es bestand nicht der Hauch einer Chance, dass hier ein Fehler vorlag, dessen war ich mir sicher. Ich wusste, dass sie von uns gegangen war. Peter erklärte, dass sie mit der Polizei in Amsterdam gesprochen hatten und nun die australische Polizei auf dem Weg zu ihnen war, um zu tun, was in diesen Fällen eben getan werden musste. Es gab nichts mehr zu sagen. Was hätte ich sagen können? Ich musste diesen Anruf
Weitere Kostenlose Bücher