Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC
meine Gäste schafften es auch, mich so weit zu beruhigen, dass ich meinem Schicksal einigermaßen gefasst entgegensah. Bei meinem 21. Geburtstag in London mit AC/DC war ich noch geflüchtet, aber dieses Mal gab es kein Entrinnen. Ich wurde für den „offziellen“ Teil des Abends auf den Rasen gerufen. Bille bedankte sich bei allen Anwesenden fürs Kommen, und in mir machte sich allmählich die Überzeugung breit, dass eine Tätowierung vielleicht doch die weniger schmerzhafte Wahl gewesen wäre.
Bille fuhr fort: „Ich habe für Mark ein Geschenk aus London kommen lassen.“
„Cool“, dachte ich, „bestimmt eine Gitarre.“
Am Ende unseres Gartens führt eine kleine Pforte zum Grundstück unseres Nachbarn, Chris Turner. Chris war ursprünglich einmal mit Dave zusammen Gitarrist bei Buffalo gewesen und gelegentlich bei Rose Tattoo eingesprungen. Es sind übrigens Chris’ Finger, die auf dem Original-Cover der australischen Pressung der LP Let There Be Rock zu sehen sind.
Ich wusste noch immer nicht, was los war, als plötzlich Kristin durch dieses Tor geschritten kam. Sie hatte ich nun am allerwenigsten erwartet, und ich brauchte ein paar Augenblicke, bis ich kapierte, was Sache war. Seit Kristin anderthalb Jahre zuvor nach London gegangen war, hatte ich sie nicht mehr gesehen. Die Gäste dachten wahrscheinlich, dass ich lediglich in einer innigen Umarmung mit meinen zwei schönen Töchtern verharrte, aber damit tarnte ich vor allem die Tatsache (hoffe ich wenigstens), dass ich völlig aufgelöst war. Es war ein so wunderbarer Augenblick, aber es war komisch – ich war so verdammt glücklich, dass ich heulen musste. Wir standen da, wir drei, als gäbe es niemanden außer uns auf der ganzen Welt, und es war mit Abstand die großartigste Umarmung, die ich jemals erlebte; eine Umarmung, die ich mein ganzes Leben lang in Erinnerung behalten werde. Schließlich war ich immer schon überzeugt, dass Väter-Töchter-Beziehungen eine ganz spezielle Dynamik haben.
Dann endlich bekam ich den Kopf wieder frei, und mir wurde klar, dass Kristin tapfer versuchte, mir ihren Freund vorzustellen, Chris Nicholson, der mit ihr angereist war und den ich noch nicht einmal eines Blickes gewürdigt hatte. Als ich mich ihm dann endlich zuwandte, stellte ich fest, dass es sich beim Auserwählten meiner Tochter um einen ausgesprochen hochgewachsenen jungen Mann aus Trondheim handelte, dessen Mutter Norwegerin und dessen Vater ein englischer Akademiker war.
„Ich habe gehört, du magst Glenfiddich“, waren seine ersten Worte an mich, während er mir eine Literflasche des guten Single Malts in die Hand drückte. „Herzlichen Glückwunsch, Mark.“
Ich bedankte mich und grinste Kristin an. „Er gefällt mir schon jetzt!“
Der großartige Abend wurde immer großartiger.
Es war Bille gewesen, die schon vor Monaten heimlich geplant hatte, Kristin und Chris zu meinem großen Tag einzufliegen. Als ich ein paar Tage vor der Party mit Kristin telefoniert hatte, hatte sie kein Wort davon erwähnt; die beiden hatten dichtgehalten, um mich zu überraschen. Kristin zu meinem 50. ins Land zu schmuggeln, war eine wundervolle, warmherzige und aufmerksame Geste. Dafür werde ich auf ewig dankbar sein, wobei dieser Ausdruck noch viel zu schwach ist für das, was ich empfand.
Ach so – ich kann mich absolut nicht mehr an mein „Happy Birthday“ erinnern, aber man hat mir berichtet, es sei mit sehr viel Schwung und Inbrunst vorgetragen worden.
Am nächsten Tag wachte ich natürlich irgendwann mit einem richtig dicken Kater auf. Ich sage irgendwann, denn ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung, wann ich aus meinem Suffkoma wieder zu mir kam. Was mich weckte, das weiß ich allerdings: die übelsten Kopfschmerzen aller Zeiten. Wenn es eine Kopfschmerz-Olympiade gäbe, dann hatte diese Attacke eindeutig Chancen auf die Goldmedaille. Sie durch Untertauchen in einem Swimmingpool zu neutralisieren, wie damals, 1977 in Perth, kam nicht in Frage. Viel zu riskant. Schließlich war ich kein junger Kerl mehr. Ich war 50. Scheiße, ich war tatsächlich 50 Jahre alt – wie war das bloß passiert?
Die nächsten Tage verbrachte ich damit, mich zu erholen, schöne Stunden mit Kristin zu verbringen und Chris näher kennen zu lernen. Die beiden gingen auf Entdeckungsfahrt durch Sydney, begleitet von Virginia, die ihre große Schwester nicht aus den Augen ließ. Das Leben in Lilyfield war schön. So konnte es bleiben, dachte ich damals. Und wenn der große
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