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Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Titel: Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Evans
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Familienbetrieb zu übernehmen. Daher zog Steve schließlich so gut wie bei mir ein. Wir waren beide noch Teenager, aber wir hatten eine sehr spannende Zeit im Club 56 mit den jungen Damen aus der Gegend. Besonders interessant für uns war das Schwesternwohnheim des Alfred Hospitals in der Commercial Road, direkt neben dem Chevron Hotel. Die Schwesternschülerinnen – oder zumindest einige von ihnen – hatten eine große Schwäche für Steve und mich und waren gern bereit, uns bei praktischer Weiterbildung in bestimmten Bereichen Schützenhilfe zu geben. Dafür werde ich ihnen immer dankbar sein.
    Aber zurück zum Station Hotel. Steve und ich saßen also da, tranken unser Bier und redeten ein bisschen.
    „Sag mal, was treibst du denn jetzt eigentlich so arbeitsmäßig?“, fragte ich ihn. Es war eine ganz harmlose Frage, aber eine, die mein Leben verändern sollte.
    „Ich arbeite für so eine neue Band, AC/DC. Die brauchen übrigens einen Bassisten – was treibst du denn jetzt eigentlich gerade so?“
    Was Bands angeht, war es bei mir wieder ziemlich ruhig geworden. Ich spielte mit ein paar älteren Typen und lernte zwar eine Menge von ihnen, wusste aber auch, dass ich das nicht für den Rest meines Lebens machen wollte. Was mich damals rettete, war die Tatsache, dass der Gitarrist meiner damaligen Truppe den irischen Rocker Rory Gallagher verehrte und entsprechend scharf drauf war, echten Hochdruck-Blues zu spielen. Eugene, der Drummer, war auch ziemlich cool, der Keyboarder hingegen ein bisschen eingefahren und konservativ – wenn es nach ihm gegangen wäre, hätten wir ausschließlich Elton-John-Songs gebracht, am liebsten das komplette Album Goodbye Yellow Brick Road . (Keyboarder sind mir sowieso meist irgendwie unheimlich, wenn sie nicht zufällig Fats Domino, Little Richard oder Jerry Lee Lewis heißen.) Komische Sache irgendwie. Ich war immer der jüngste in den Bands, in denen ich spielte.
    Kurz gesagt, meine musikalischen Zukunftsaussichten waren ziemlich finster. Meine Monster-Bass-Anlage teilte mit mir (und Glynis) das Schlafzimmer. Wenn ich im Bett lag, waren die silbernen Kuppeln der dicken JBL-K140-Töner in der Mitte auch im Halbdunkel gut auszumachen, und sie schienen mich dauernd anzusehen und spöttisch zu fragen: „Machen wir bald mal irgendwas, oder hocken wir nur hier rum und drehen Däumchen?“ Es war so eine coole Verstärkeranlage, aber ich lag daneben im Bett und dachte immer nur, wenn nicht bald irgendetwas passiert, dann drehe ich komplett durch. Es war schon schlimm genug, dass mein Bassverstärker mit mir sprach.
    Dabei wusste ich genau, was ich wollte. Ich wollte Bassist in einer lauten, fiesen Rockband sein, so wie Billy Thorpe & The Aztecs oder die Coloured Balls. Meine Vorbilder waren ZZ Top und Blueser wie Rory Gallagher, Johnny Winter und Freddie King. Außerdem entdeckte ich gerade die Blues-Legenden, von denen die Rolling Stones stark beeinflusst waren – Robert Johnson, Muddy Waters, Buddy Guy, Willie Dixon und Howlin’ Wolf, der in meinen Augen der Größte von allen war.
    Was ich in diesen Aufnahmen, von denen einige schon in den Dreißigern entstanden waren, vor allem spürte, war eine gewisse Erdigkeit. Der Sound war karg und akustisch, die Typen schrien und heulten dazu ihre Gefühle heraus, und all der Zorn, die Leidenschaft, die Gefahr schienen geradezu aus den Lautsprechern herauszusickern. Sie waren echt. Sie sangen, spielten und bluteten aus echter Erfahrung.
    Tja. Und so stand mein Bassverstärker da in meinem Schlafzimmer und rief meinen Namen. Ich wusste, in was für einer Band ich gern gespielt hätte, und die hatte definitiv nichts mit Elton John am Hut. Es sollte vielmehr laut sein, mit zwei Gitarren wie bei den Stones, fies und dreckig und auf den Blues aufgebaut. Wo konnte ich eine solche Band finden? Und würde die, wenn ich sie fand, einen Bassisten brauchen?
    Diese eine Frage, die Steve mir stellte, änderte alles für mich. Ich habe mich oft gefragt, was passiert wäre, wenn ich ihn an jenem Tag nicht gefragt hätte, was er gerade so machte. Vielleicht würde ich dann heute immer noch jeden Freitagabend Pool spielen und mich nach der Arbeit besaufen? Inzwischen würde man mich ins Grosvenor Hotel wohl wieder reinlassen.
    Steve interessierte sich zwar nicht besonders für Musik, aber er arbeitete trotzdem gern gelegentlich als Roadie für AC/DC. Von der Band hatte ich schon gehört, und ich wusste, dass ein Typ dabei war, der sich wie ein

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