Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC
fand den Typ eigentlich ganz okay, aber er war fürchterlich korrekt und sah immer so aus, als ob er Schuhe trüge, die ihm ein paar Nummern zu klein waren. Wir waren auf völlig verschiedener Wellenlänge. Er gehörte zu denen, die praktisch ihr Leben lang Wasser treten, und diese Vorstellung war für mich die Hölle.
Und so begann Mr. Nicholls unsere kleine Unterhaltung dann auch, indem er endlos davon salbaderte, wie intelligent ich doch offenbar war, und mir sagte, dass ich drauf und dran war, die beste Gelegenheit meines Lebens wegzuwerfen, weil ich mich nicht genug anstrengte.
„Sie wären gut beraten, wenn Sie einmal ernsthaft über Ihre Zukunft im Öffentlichen Dienst nachdenken würden“, erklärte er mir mit völlig ernsthaftem Gesicht. „Und machen Sie mal was mit Ihren Haaren. Mit so einer Frisur wird man Sie ja nie für voll nehmen.“ Ich hatte mich inzwischen für den „Einfach-wachsen-lassen“-Schnitt entschieden, der wahrscheinlich wirklich besser zu einer Rockband passte als in eine Amtsstube.
Nicholls war sicher überzeugt davon, mir einen Gefallen zu tun; er wusste es einfach nicht besser und trug dicke Scheuklappen, was die wahren Möglichkeiten im Leben betraf. Er wollte einfach nur einem „jungen Mann mit rosigen Zukunftsaussichten“ auf den rechten Weg helfen. Dabei war er durchaus höflich und entgegenkommend, und ich bin mir sicher, dass er das Herz am rechten Fleck hatte, aber all das ging ein bisschen an mir vorbei, weil ich während seiner Ansprache schlicht und ergreifend einnickte. Und Chefs mögen es nicht, wenn ihre Angestellten einpennen, während sie gerade dabei sind, Perlen der Weisheit an sie auszuteilen. Dementsprechend rastete er nun richtig aus.
„WIE KÖNNEN SIE ERWARTEN, IN 15 JAHREN DA ZU SITZEN, WO ICH JETZT BIN, WENN SIE SICH NICHT AM RIEMEN REISSEN?“
„Ach du Scheiße“, dachte ich. „In 15 Jahren immer noch hier? Auf seinem Platz?“
Der Vortrag endete, als ich ihm erklärte: „Das können Sie sich alles in den Arsch schieben“, und sein Büro verließ. Das war’s. Später kehrte ich noch einmal zurück, um meinen restlichen Lohn abzuholen, aber wegen meiner ganzen Fehlzeiten waren das nur noch 7,54 Dollar oder so, wenn ich mich recht erinnere. Eine Angestellte aus der Personalabteilung versuchte mich zu überreden, dass ich nicht kündigen, sondern vielmehr eine unbezahlte, einjährige Auszeit nehmen sollte. „Du wirst es dir bestimmt noch überlegen, und dann kommst du wieder“, sagte sie.
Sie war ein bisschen enttäuscht über meinen Abgang, weil wir uns ganz nett angenähert hatten, speziell nach Feierabend auf dem Rücksitz ihres Autos. Meine Kumpels wollten gar nicht glauben, dass ich eine Lady Anfang 30 flachlegte, und löcherten mich ausführlich nach allen Einzelheiten unserer Rücksitzabenteuer. Allerdings war ich diskret und verriet nicht allzu viel. Gerne würde ich heute sagen, dass ich mich damals wie ein Gentleman verhielt, aber tief in mir drin weiß ich, dass ich ein gieriger, geiler, kleiner Drecksack war, nicht mehr und nicht weniger.
Eine der Personalchefinnen hatte einen Narren an mir gefressen (einen rein platonischen, wie ich hier anmerken möchte), und wollte unbedingt verhindern, dass ich meine Berufschancen „wegwarf“. Sie war wirklich eine liebe Seele, und ich fühle mich ein bisschen schäbig, dass ich mich nicht an ihren vollen Namen erinnern kann, aber Margaret, wenn du das hier lesen solltest, dann lass dir sagen, mir ist es gut ergangen, und ich danke dir dafür, dass du dir damals so viel Gedanken gemacht hast. Es war wahnsinnig nett von dir, dich um mich zu sorgen, und ich höre deinen freundlichen Rat noch immer in meinem Kopf, wenn ich an die Jahre vor AC/DC denke.
„Mark“, sagte sie ganz ernsthaft, „Musik bietet keine Berufskarriere wie der Öffentliche Dienst.“
Margaret, du weißt ja gar nicht, wie recht du hattest.
Im März 1975, kurz nach meinem 19. Geburtstag, saß ich mit meinem alten Kumpel Steve McGrath im Station Hotel in Prahran, und – ja, vielleicht gab es da ein Muster – trank ein kühles Bierchen und spielte Pool. Steve hatte viel Zeit bei mir im Hilton verbracht. Seine Familie lebte etwas weiter draußen im Vorort Springvale, und obwohl er nicht darüber sprach, schien es bei ihm zu Hause nicht gerade fröhlich zuzugehen. Ich wusste, dass er ernsthaften Stress mit seinem Vater hatte, der eine Ladenkette für Militärausrüstung besaß und Steve ziemlich unter Druck setzte, den
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