Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC
Marino hatte, war mir ein bisschen unwohl, aber so etwas kam nun auch nicht gerade selten vor, auch wenn es bei mir persönlich tatsächlich das erste Mal war. Jedenfalls war ich ganz optimistisch, dass sich der Pulverdampf verzogen haben würde oder die beiden Besitzer sowieso herausgefunden hatten, dass ich gar nichts angestellt hatte. Beinahe konnte ich den Heiligenschein fühlen, der über meinem Kopf schwebte. Und wenn es doch Schwierigkeiten geben sollte, dann konnte ich mich sicher herausreden. Keine Frage.
Das erste, was ich drinnen zu Gesicht bekam, war Bon, der seine roten Latzhosen auf der Bar bügelte. Was Klamotten betraf, hatte sich sein Geschmack seit den Zeiten der Valentines offenbar nicht entscheidend verbessert. Aber hey, es war Bon Scott . Bon war schon immer sehr, sehr eigen, was sein Äußeres betraf, seine Kleidung und vor allem seine Haare. Vince Lovegrove, der neben Bon bei den Valentines gesungen hatte, erzählte mir einmal, dass Bon damals unbedingt einen Pony tragen wollte, der völlig glatt auf seiner Stirn anlag. Dafür sorgte er, indem er nach dem Haarewaschen seine Stirnfransen perfekt in Form brachte und in nassem Zustand mit Klebeband an seiner Stirn festpappte, damit sie ganz gerade und ordentlich trockneten. Es war vermutlich das einzig Ordentliche an Bon Scott.
Während ich Bon beim Bügeln zusah, hörte ich eine Stimme. Eine sehr grantige. „Du hast hier Hausverbot, du kleines Arschloch.“ Es war Albert.
„Okay, auf zur zweiten Runde“, dachte ich mir, als mein Hintern wenig später wieder auf den Bürgersteig krachte. Bei der kleinen Rangelei, die anschließend entstand, konnte ich Albert einen hübschen Schwinger versetzen, und er wollte sich gerade ordentlich revanchieren, als Tana Douglas auftauchte. Tana war die Größte von uns allen, und das machte schon mal Eindruck. Sie erklärte dem aufgebrachten Pub-Besitzer, dass ich zur Band gehörte.
„Das da“, erklärte sie und deutete auf meinen Bassverstärker, der schon auf der Bühne lauerte, „ist sein Kram.“
Tana war eine „coole Braut“, wie man in Prahran damals zu sagen pflegte, und deswegen gelang es ihr auch, den zornerfüllten Kneipier zu besänftigen. Ich glaube, in meiner ganzen Zeit als Aktiver habe ich nie einen attraktiveren Roadie gesehen. Damals hatte ich den Eindruck, dass sie ziemlich auf Malcolm stand. Albert erklärte sie jedenfalls, wenn er wollte, dass die Band wie vereinbart spielte, dann sollte er mich lieber nicht vor die Tür setzen.
„Na gut, dann kann er bleiben“, brummte Albert, „aber ich hoffe mal, dass er sich jetzt ein bisschen am Riemen reißt!“
So entstand wahrscheinlich diese Legende, dass ich AC/DC zum ersten Mal im Station Hotel begegnete, als ich Ärger mit den Rausschmeißern hatte und mir Bon Scott und mein Kumpel Steve McGrath zur Seite sprangen. Klar, ein Körnchen Wahrheit ist darin, aber es war nicht die ganze Geschichte.
Nachdem ich mich mit Albert wieder vertragen hatte, ging ich zu Bon, den ich unbedingt hatte kennen lernen wollen. Er guckte mich von oben bis unten an und fragte mich dann: „Kannst du einigermaßen bügeln, Alter?“ Damit wandte er sich an den Barmann und bestellte zwei Bier und zwei Scotch.
„Wie geil ist das denn“, dachte ich, „Bon Scott gibt mir einen aus!“
Bon nahm die Drinks, ging an mir vorbei und setzte sich mit dem hübschesten Mädchen im ganzen Laden an einen Tisch.
Mich begleiteten an diesem Abend meine Kumpels Graham Kennedy und Mickey Smith, die wussten, dass ich bei der Band vorgespielt hatte, und die ich nun als moralische Unterstützung mitgeschleppt hatte. Mich interessierte aber auch, was sie von AC/DC hielten. Heute kann man sich die Band als Quartett, mit Malcolm am Bass, nur schwer vorstellen, aber es funktionierte damals hervorragend. Aber es war auch das erste Mal, dass ich sie live erlebte, und es war ein Ding der Unmöglichkeit, von Bon und Angus nicht beeindruckt zu sein, wenn die beiden voll aufdrehten, schon gar nicht in einem so kleinen Laden wie dem Station Hotel. Damals kam mir gar nicht der Gedanke, aber heute wünschte ich, jemand hätte für mich ein paar Bilder von AC/DC als Viererpack gemacht. Ich weiß noch, dass Mickey mich fragte: „Wieso wollen sie denn an diesem Line-up überhaupt irgendwas ändern?“ Das sah ich genauso. Wir waren alle mordsmäßig beeindruckt von der Band, so wie sie war.
Im Station Hotel kam der Sound direkt von der Bühne, denn die Band hatte nur eine kleine
Weitere Kostenlose Bücher