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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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denn sonst sein als meine Tochter?«
    Ihre Augen brannten. Sie blinzelte die Tränen weg. »Und was war mit Santo?«, fragte sie.
    Er drückte ihre Schultern, um sie zu beschwichtigen. »Du schlägst mir nach«, antwortete er. »Und Santo hat immer deiner Mutter geglichen.«
    Lynley war fast den ganzen Tag unterwegs gewesen, von Exeter bis Boscastle kreuz und quer durch Cornwall, doch schließlich betrat er die Einsatzzentrale in Casvelyn. Detective Inspector Hannaford und Barbara Havers spielten gerade die aufmerksamen Zuhörerinnen für Constable McNulty, der über ein Thema referierte, das ihm sehr am Herzen zu liegen schien. Zu dem Zweck hatte er eine Reihe Fotos auf dem Tisch ausgebreitet. Havers wirkte tatsächlich interessiert. Hannaford lauschte mit einem unmissverständlichen Ausdruck überstrapazierter Duldsamkeit.
    »Hier erwischt er die Welle. Es ist ein klasse Foto. Man kann sein Gesicht und die Farbe seines Boards erkennen, sehen Sie? Er ist in einer guten Position, und er hat die nötige Erfahrung. Meistens surft er rund um Hawaii. In der Half Moon Bay ist das Wasser schweinekalt, woran er nicht gewöhnt ist, aber große Wellen kennt er in- und auswendig. Klar hat er Schiss, aber wer hätte das nicht? Wer keinen Schiss hat, muss verrückt sein. Tonnenweise Wasser, und wenn man nicht gerade die letzte Welle einer Serie erwischt, muss man damit rechnen, dass die nächste gleich auf dem Fuße folgt und einen womöglich vom Brett fegt. Und diese nachfolgende Welle hält einen dann unten und zieht einen in die Tiefe. Man ist also gut beraten, Schiss und vor allem Respekt zu haben.« Er tippte auf das nächste Foto. »Sehen Sie sich den Winkel an. Hier macht er den Fehler. Er weiß, dass er stürzt, und fragt sich, wie schlimm es wohl werden wird … was Sie hier auf dem nächsten Bild sehen. Er ist geradewegs in die Wellenwand geknallt. Gott allein weiß, welches Tempo er draufhat – und das Wasser schließlich genauso. Also, was passiert bei dem Aufprall? Wird er sich ein paar Rippen brechen? Wird es ihm die Luft aus den Lungen pressen? Er hat es nicht mehr in der Hand, denn jetzt ist er oben am Wellenscheitel, der beginnt, sich zu brechen. Das ist wirklich das Allerletzte, was ein Surfer sich bei einer Mavericks-Welle wünscht. Hier. Da kann man ihn so gerade eben noch erkennen.«
    Lynley trat zu ihnen an den Tisch. Er betrachtete das Foto, das einen einsamen Surfer auf einer riesigen jadegrünen Welle zeigte, die wie eine heranrasende Felswand wirkte. Auf dem letzten Bild hatte die brechende Welle den Surfer bereits verschluckt. Man konnte nur noch eine geisterhafte Gestalt hinter dem weißen, herabstürzenden Wasser ausmachen: ein Stoffpüppchen in der Waschmaschine.
    »Manche von diesen Typen leben dafür, sich auf so einer Monsterwelle fotografieren zu lassen«, schloss McNulty seine Ausführungen. »Und einige sterben dafür. So wie er.«
    »Wer ist das?«, fragte Lynley.
    »Mark Foo«, antwortete McNulty.
    »Vielen Dank, Constable«, sagte Bea Hannaford. »Sehr dramatisch, sehr tragisch und ausgesprochen erhellend. Aber jetzt zurück an die Arbeit! Mr. Priestleys Fingerabdrücke warten auf Sie.« Und an Lynley gewandt: »Ich muss Sie sprechen. Und Sie auch, Sergeant Havers.« Sie nickte in Richtung der Tür, und die beiden folgten ihr in das unzureichend ausgestattete Verhörzimmer, in dem immer noch allerlei Papierprodukte lagerten, weil niemand so recht wusste, wo man sie sonst hätte unterbringen sollen. Hannaford setzte sich nicht, und auch Lynley und Havers blieben stehen.
    »Erzählen Sie mir von Falmouth, Thomas«, begann sie.
    Noch ganz mit den Ereignissen des Tages beschäftigt, war Lynley im ersten Moment ehrlich verwirrt. »Ich war in Exeter«, erwiderte er. »Nicht in Falmouth.«
    »Spielen Sie keine Spielchen mit mir. Ich weiß sehr wohl, wo Sie waren. Was wissen Sie über Daidre Trahair und Falmouth, das Sie mir nicht mitgeteilt haben? Und Sie beide sollten mich lieber nicht noch einmal anlügen. Einer von Ihnen war dort, und wenn Sie diejenige waren, Sergeant Havers, was Dr. Trahair offenbar vermutet, dann kann es wohl nur einen Grund geben, warum Sie diesen kleinen Umweg gemacht haben. Und das hat absolut nichts mit meinen Befehlen zu tun. Habe ich recht?«
    Lynley intervenierte. »Ich habe Barbara gebeten herauszufinden …«
    »So sehr Sie das überraschen mag«, fiel Bea ihm ins Wort. »Das hatte ich bereits selbst herausbekommen. Aber das Problem ist, dass nicht Sie diese

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