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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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Überall im Hotel wurde sie an Santos Tod und Kerras Zusammenstoß mit ihrer Mutter erinnert. Doch für dieses Gespräch mit ihrem Vater wollte sie neutralen Boden, eine neue Umgebung.
    Nicht dass das Toes on the Nose sonderlich neu wirkte. Vielmehr war es der hilflose Versuch, das frühere Green-Table-Café wiederzubeleben – ein trauriges Beispiel für den Grundsatz: Wenn du sie nicht abschütteln kannst, schließ dich ihnen an. Das Green Table war schon vor Urzeiten aufgrund seiner Nähe zum St. Mevan Beach von den Surfern in Beschlag genommen worden. Irgendwann hatten die Betreiber gewechselt, und die neuen Besitzer versuchten nun, ihren Umsatz mit Postern von alten Surferfilmen und mit der Musik der Beach Boys und von Jan & Dean anzukurbeln. Die Speisekarte war allerdings immer noch dieselbe wie zu dem Zeitpunkt, als sie das Café übernommen hatten: matschige Pommes frites, Lasagne mit Knoblauchbrot und Pommes, Folienkartoffeln mit einer kleinen Auswahl von Beilagen, Pommes-Sandwiches … Allein von der Lektüre konnte man Arterienverkalkung bekommen.
    An der Theke bestellte Kerra sich eine Cola. Ihr Vater nahm Kaffee. Dann suchten sie sich einen Tisch, der möglichst weit von den Lautsprecher boxen entfernt stand, unter einem Filmplakat von Endless Summer.
    Von seinem Platz aus betrachtete Ben das Riding - Giants - Poster auf der anderen Seite des Lokals. Sein Blick glitt weiter zu April, und er schien die beiden zu vergleichen. Er lächelte, wohl eingedenk einer nostalgischen Erinnerung. Kerra betrachtete ihn eine Weile und fragte schließlich: »Warum hast du es aufgegeben?«
    Sein Blick kehrte zu ihr zurück. Im ersten Augenblick dachte sie, auf eine so direkte Frage würde er nicht antworten, doch er überraschte sie: »Ich bin aus Pengelly Cove weggezogen«, eröffnete er ihr freimütig. »Und in Truro war nun mal nicht viel mit Surfen.«
    »Du hättest dorthin zurückkehren können. Wie weit ist es schon von Truro bis ans Meer?«
    »Nicht weit«, räumte er ein. »Natürlich hätte ich ans Meer fahren können, sobald ich ein Auto hatte. Das stimmt schon.«
    »Aber das hast du nicht getan. Warum nicht?«
    Er wirkte einen Moment nachdenklich, und dann sagte er: »Ich hatte damit abgeschlossen. Ich habe mich der Tatsache gestellt, dass es mir nichts Gutes eingebracht hat.«
    »Ah.« Sie glaubte, den Grund zu kennen, der letztlich der Grund für alles war, was Ben Kerne tat: »Mum«, schlussfolgerte sie. »Du hast sie beim Surfen kennengelernt.« Und doch beruhte ihre Aussage ausschließlich auf Annahmen, ging ihr auf. Sie hatten nie darüber gesprochen, wie Ben und Dellen einander begegnet waren. Es war die Art Frage, die normalerweise alle Kinder ihren Eltern stellten, sobald sie erkannten, dass diese Eltern eigenständige Persönlichkeiten waren. Wie habt Mummy und du euch eigentlich kennengelernt? Aber Kerra hatte das nie getan, und sie bezweifelte ebenso, dass ihr Bruder diese Frage je gestellt hatte.
    Ben nahm von der Bedienung dankend seinen Kaffee entgegen. Er sagte nichts, bis Kerra ihre Cola ebenfalls bekommen hatte. Dann erwiderte er: »Es war nicht wegen deiner Mutter, Kerra. Es gab andere Gründe. Das Surfen hat mich an einen Ort geführt, wo ich lieber nie gewesen wäre.«
    »Du meinst Truro?«
    Er lächelte. »Ich meine es metaphorisch. In Pengelly Cove war ein Junge ums Leben gekommen, und das hat alles verändert. Das Surfen war daran schuld. Mehr oder weniger.«
    »Das hast du gemeint, als du sagtest, es habe dir nichts Gutes eingebracht.«
    »Darum war es mir nie recht, wenn Santo surfen ging. Ich wollte nicht, dass er in eine Situation geriet, die ihn in solche Schwierigkeiten hätte bringen können, wie ich sie erlebt habe. Also habe ich mein Möglichstes getan, um es ihm auszureden. Das war nicht richtig von mir, aber so war es nun einmal.« Er blies über die Oberfläche seines Kaffees und nippte daran. Dann fügte er bitter hinzu: »Ja, verdammt noch mal, es war dumm von mir, es zu versuchen. Ich hätte mich in Santos Leben nicht einmischen dürfen, jedenfalls nicht in dieser Hinsicht. Er konnte schon selbst auf sich aufpassen.«
    »Am Ende nicht«, entgegnete Kerra leise.
    »Nein. Am Ende nicht.« Ben drehte die Tasse auf dem Unterteller, den Blick auf die Hände gerichtet. Er schwieg ebenso wie Kerra, während die Beach Boys ›Surfer Girl‹ trällerten. Er ließ die Strophe verstreichen und fragte dann: »Ist das der Grund, warum du mich hierhergeführt hast? Um über Santo zu

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