Doctor Who: Rad aus Eis (German Edition)
Außerirdischen gegeben, richtig? Und haben sie uns je etwas Gutes gebracht? Parasiten. Eroberungsversuche. Außerirdische stehen dem menschlichen Fortschritt im Weg. So ist es auch hier. Dieses Archev würde nur dafür sorgen, dass sich hier noch mehr Gutmenschen wie Luis Reyes herumtreiben. Der Mond wäre voll von Archäologen und Historikern, die gegen jeden Spatenstich protestieren würden. Nein, Doktor, das werde ich nicht zulassen. Meine Lösung ist perfekt. Die Z-Bombe wird Archev zerstören, das eh nichts wert ist, aber das extrem wertvolle Bernalium in seiner Ummantelung erhalten. Damit leiten wir die nächste Phase des menschlichen Fortschritts ein.«
»Was für ein Blödsinn, Florian Hart. Es geht nicht um die Menschheit. Es geht nicht um Wirtschaftswachstum und derlei Dinge. Darum geht es nie! Ihr Menschen werdet den Sternen schon bald Ärger bereiten, da bin ich mir sicher. Aber man kann Wirtschaftswachstum auch erreichen, ohne andere auszubeuten; man braucht dazu nur Geduld. Nein, hier geht es einzig und allein um
Sie
. Um Sie und Ihre Kindheit, richtig? Wollen Sie sich an denen rächen, die Ihrer Meinung nach Ihren Vater ruinierten? Glauben Sie, Sie werden dann nachts besser schlafen?«
Florian hörte mit zunehmender Wut zu. Der Vortrag des Doktors erinnerte sie an die Dummköpfe, die sie in der Schule ertragen musste. Psychiater. Seelsorger. Sie wollten ihr
helfen
, mit ihr an
ihren Problemen arbeiten
. Doch sie waren Idioten, Verlierer, so wie der Doktor.
»Wagen Sie es nicht, mich zu verhöhnen, Sie Wurm! Sie nerven mich, seit Sie aus dem Nichts in Ihrer komischen Kiste aufgetaucht sind. Wir hätten Ihr sinnloses Leben nicht retten sollen.«
»Zum Glück wurden Sie ja nicht gefragt.«
»Dieses Versäumnis werde ich jetzt korrigieren, Doktor.« Sie hob den Blaster und richtete ihn auf die Position, die ihr die Wärmebildkamera anzeigte, links vom Doktor. Die meterdicke Eisschicht würde den tödlichen Strahl nicht aufhalten. Und der Doktor würde nicht entkommen.
Sie schoss.
Als die Energien des Blasters in das Eis eindrangen, platzte die dünne Schicht vor ihr auf. Wasser,
flüssiges
Wasser stürzte ihr entgegen, wurde förmlich in das Vakuum gerissen. Der Blaster wurde ihr aus der Hand geprellt, und eine riesige Hand schien sie in den Gang zurückzuschleudern, aus dem sie gekommen war. Rasch füllte sich der Tunnel mit Wasser. Es stieg bereits über ihren Kopf hinweg, als sie noch versuchte, nach ihrem Blaster zu greifen. Das Wasser
fror
fast sofort, wurde schwer und zähflüssig. Aufgrund seiner chemischen Verschmutzungen schwand seine Eigenwärme ungewöhnlich schnell.
Eis hüllte sie ein wie Bernstein ein Insekt. Sie schrie vor Wut, konnte sich aber nicht mehr befreien.
Mühsam hob sie den Kopf, um einen Blick in den Gang zu werfen. Die Wärmebildkamera funktionierte noch, und sie sah den Doktor. Sah das grimmige Lächeln auf seinem Gesicht.
Aber er trug keinen Hautanzug
. Die Höhle zwischen ihnen war nicht mehr versiegelt; er stand im Vakuum.
Sie sah, wie er an seine Brust griff, hustete und zusammenbrach.
Florian lachte laut. »Sie haben mich geschlagen, Doktor, aber es hat Sie das Leben gekostet! Können Sie mich über das Rasseln Ihres letzten Atemzugs hören? Hören Sie, wie Florian Hart Sie auslacht?«
Phee hielt sich nicht mehr an die Befehle des Doktors. Sie kämpfte sich aus dem Eis und den Steinen, hob den Hautanzug des Doktors auf und lief los.
Erster folgte ihr mit effizienten, aber fremd und linkisch wirkenden Schritten.
Phee fand den Doktor rasch. In der Höhle gab es keine Atemluft mehr, und es war so kalt geworden wie im All. Er lag reglos auf dem Bauch. Frost bildete sich an den Spitzen seiner dunklen, zerrauften Haare.
Aus Phees Lautsprechern drangen Stimmen, die den Doktor um Antwort baten und wissen wollten, was geschah.
»Hier spricht Phee Laws. Ich bin bei ihm. Beim Doktor. Hier gibt es keine Luft. Er hat keinen Hautanzug an. Er wollte Florian Hart zum Neutrino-Detektor locken. Das hat er geschafft. Aber er hat nicht überlebt.«
»Bewege ihn nicht!«, befahl Zoe eindringlich. »Bleibe bei ihm, aber bewege ihn nicht!«
Die blaue Puppe stand einfach nur da. Phee fragte sich, wie viel sie verstand.
I NTERMEZZO
U NABHÄNGIGES
M NEMOSYNE
I
»Ruhe! Das gilt auch für dich, Dai Llewellyn. Glaub bloß nicht, dass ich dich nicht sehe.«
»Willkommen zur ersten konstituierenden Versammlung des unabhängigen Staates des Mnemosyne-Gürtels. Als erstes muss ich
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