Doener, Machos und Migranten
Konzept her.
Dieses sollte sich von einer frühzeitigen Betreuungs- und Beratungsoffensive, gerade für sogenannte Risikofamilien,bis hin zur Ganztagsbetreuung in Krippen- und Kindertageseinrichtungen erstrecken. So ist es nicht einsehbar, dass die empfohlenen medizinischen Vorsorgeuntersuchungen für Kinder nicht verpflichtend gemacht werden. Abgesehen von Entwicklungsrückständen oder etwaigen schweren Erkrankungen mit erheblichen Folgewirkungen, könnte an dieser Stelle auch eine Mangelversorgung oder gar Misshandlung eventuell frühzeitig erkannt werden. Auf diese Weise hätten einige gravierende Fälle, über die gerade in der jüngsten Vergangenheit in den Medien berichtet wurde, sicherlich verhindert werden können. Hierzu ist es aber auch notwendig, die sozialen Dienste der Jugendämter sowohl personell als auch vom Kompetenzrahmen her besser auszustatten. Aus meinem eigenen Schulalltag weiß ich, dass gerade die Mitarbeiter im Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) des Jugendamtes sehr oft mit der Zahl und der Problematik der zu bearbeitenden Fälle überfordert sind. Um an dieser Stelle nicht in den Verdacht zu geraten, den Überwachungsstaat zu fordern, sollten die Angebote selbstverständlich in erster Linie unterstützende und beratende Funktion haben. Allerdings bin ich schon der Auffassung, dass allen Eltern auch ihre Erziehungspflicht deutlich gemacht werden sollte.
Eine der wichtigsten Aufgaben besteht meines Erachtens in der Ausweitung und der qualitativen Verbesserung der frühkindlichen und vorschulischen Erziehungseinrichtungen. Unbestreitbar werden die Grundlagen für die intellektuelle Entwicklung in den ersten Lebensjahren gelegt – und somit die Weichen für den späteren Schulerfolg gestellt. Es ist daher nach wie vor nicht einzusehen, warum nicht schon längst eine Kindergartenpflicht besteht. Zugleich ist es ein Skandalon, dass in den wichtigsten pädagogischen Feldern Fachkräfte mit der niedrigsten Bezahlung eingesetzt werden. In derHierarchie der pädagogischen Berufe steht die Erzieherin an der untersten Stelle; ganz oben stehen die Professoren. Erhebliche finanzielle Einbußen wurden gerade durch die neuen tariflichen Vereinbarungen im öffentlichen Dienst und die Überführung der neu eingestellten Arbeitskräfte aus dem alten «Bundes-Angestellten-Tarif» (BAT) in den neuen «Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst» (TvÖD) verursacht. Das Einkommen einer Erzieherin bzw. eines Erziehers ist mittlerweile so niedrig, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, wann die ersten Nachwuchslücken entstehen. Aber nicht nur der fehlende Nachwuchs wird an dieser Stelle seine Konsequenzen haben. Wie viele Vertreter der entsprechenden Berufsverbände und auch der Gewerkschaften befürchten, hat die geringe Entlohnung und die fehlende Aufstiegsperspektive auch Auswirkungen auf die Qualität ihrer Arbeit. Es ist zu befürchten, dass der Beruf des Erziehers zunehmend von jungen Menschen gewählt wird, die anderweitig keine Chancen mehr sehen und somit nur aus ihrer Notlage heraus diesen Beruf ergreifen. In Gesprächen mit vielen Leiterinnen verschiedenster Einrichtungen ist mir diese Tendenz bestätigt worden. Bemerkenswert ist hierbei auch die Tatsache, dass die Erziehungs- und Bildungseinrichtungen des Elementar- und Primarbereichs noch immer weitgehend eine Frauendomäne darstellt. Das allein ist nach wie vor ein eindeutiger Beleg für die Unattraktivität dieses Berufes.
In den meisten europäischen Ländern ist es bereits üblich, die Erzieher mit einem Hochschulstudium auf ihre Tätigkeit vorzubereiten. In den westlichen Ländern stellen nur Deutschland, Österreich und Malta eine Ausnahme dar. Eine akademische Hochschulausbildung für die im Vorschulbereich beschäftigten Pädagogen scheitert bei uns immer wieder an der finanziellen Ausstattung. Stattdessen wird teilweise versucht,die bereits bestehenden Lücken bei den fehlenden Fachkräften durch weniger qualifizierte Kinderpflegerinnen auszugleichen. «Was sind uns unsere Kinder wert?», fragte die FAZ. NET im September 2005 in Hinblick auf das Experiment der Stadt Bremen, zunehmend Sozialhilfeempfänger ohne nachgewiesene Eignung als zusätzliche Betreuungskräfte in Kindergärten und Kindertagesstätten einzusetzen.
Obwohl Fachverbände immer wieder eine bessere Qualifikation fordern, liegt der Anteil der im Elementarbereich beschäftigten Fachkräfte mit einem Hochschulabschuss in Deutschland bei nur ca. 2,6 Prozent der
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