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Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)

Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)

Titel: Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fulvio Ervas
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vorschriftsmäßig erledigt zu haben, die Behälter auf der einen Seite und das nach allen Regeln der Kunst aufgelöste Material in einigen Gräbern bestattet zu haben. Alles so schön wie eine richtige Nekropole.
    Der andere Unternehmer, Giaretta, war ein bisschen älter und kurvte mit einem alten Mercedes und der Somalierin herum, die ihm als Geliebte und Hausfrau diente. Er hatte eine keineswegs üble Villa, die aber viel zu groß war für zwei Leute, mit einem eisernen Tor, das für eine ganze Schlossanlage gereicht hätte, und einer Klingel mit Telekamera, die einen dort für eine endlose Reihe von Aufnahmen festhielt, sodass man sich wie angenagelt vorkam, vielleicht auch wegen der Somalierin, die überhaupt kein Italienisch verstand, aber womöglich irgendwas wissen wollte, und so wartete man ewig lang vor der Tür. Giaretta war ein intelligenter Mann, der wirklich eine vielseitige Arbeit gemacht und eine Menge Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt hatte. Er hatte jahrelang Hühner, die in den Zuchtbetrieben verendet waren, schnell und effizient unter einem mit Heilpflanzen bebauten Feld verschwinden lassen. Dann hatte er die Verbrennungsrückstände einiger Unternehmen teils unter der Erde, teils im Wasser und teils auch in der Luft, entsorgt, denn ›Staub bist du, und zu Staub kehrst du zurück‹. Wenn ich mir solche Sachen anhören musste, trieb Giaretta mich fast in den Wahnsinn.
    Am meisten abgemüht hatte er sich aber mit den Abfällen aus den Wäschereien. Was unternahm man nicht alles, um eine Jacke wieder sauber zu kriegen? Und wohin mit der Soße auf der Krawatte? Dem Ölfleck auf der Hose? Dem Schweiß, dem Fett und all den widerwärtigen Körperausscheidungen? Man musste die Sachen waschen, aber um sie wirklich sauber zu bekommen, musste man bestimmte Substanzen verwenden, deren Namen ich schon vergessen habe. Signor Giaretta jedoch kannte eine ganze Reihe dieser Mittel, zusammen mit ihren jeweiligen Reaktionen und Gegenreaktionen, und hatte einen Betrieb aufgezogen, der als Trockenreinigung durchging, den scheußlichen Brei aufnahm und verschwinden ließ. In den Wassergräben, glaube ich. Die ganze Gegend hier ist ja von Gräben durchzogen. Überall gibt es Wasser. Entweder weil es die Hänge gibt oder weil man die Sümpfe trockengelegt hat.
    Wasser schwemmt Sachen fort. Es ist, soweit ich weiß, ein Lösungsmittel. Und ein Lösungsmittel löst Dinge auf. In den zwei Jahren als Industriesachverständiger hat der Chemielehrer nichts anderes gemacht, als zu wiederholen, dass Wasser ein großartiges Lösungsmittel ist, und mir soll keiner weismachen, dass ein Chemielehrer sich bei einer so wichtigen Frage irrt! Nicht dass Giaretta in Chemie beschlagen gewesen wäre, er folgte einfach seinem Instinkt. Und seine unternehmerische Spürnase war gerade groß genug, dass er sich die Villa bauen, ein paar Wohnungen erwerben und vermieten und mit seiner Somalierin in Ruhe leben konnte. Ein Leben für die Arbeit.
    ›Max, einmal ein bisschen hier, einmal ein bisschen dort. Ausgleichende Gerechtigkeit. Keine großen Konzentrationen. Heute pachtest du ein Stückchen Land und morgen ein anderes. Wie viel Ertrag bringt ein Hektar Mais? Gib ihm das Doppelte. Das Dreifache. Ich bin ein Müllanarchist.‹
    Ich hatte eine vage Vorstellung davon, was er mit dieser Selbstbezeichnung ›Müllanarchist‹ meinte. Was zum Teufel sollte das?«
    »Max? Sind Sie Max?«
    »Ich heiße Bizantin …«
    »Ein Künstlername …«
    »Und was für ein Künstler, Dottore!«

6. D EZEMBER
    Am Montagmorgen hatte daij Cyrus den Inspektor in aller Früh angerufen, weil ihn die Dinge, die im Geschäft nebenan, in der »Papageien-Universität«, vor sich gingen, tief betrübten.
    »Er quält sie.«
    »Dadà, was soll das heißen: ›Er quält die Papageien‹?«
    »Er macht ihnen Vorhaltungen, wenn sie mit den Flügeln schlagen.«
    »Ich werde versuchen, mich der Sache anzunehmen.«

    Später dann, im Büro, fand Stucky auf seinem Tisch die Anzeige von Signorina Callegari vor. Am Samstag, zu der Zeit, als das Geschäft geschlossen wurde, war sie von einem Unbekannten mit Gewalt zu Boden geworfen worden. Die Ärmste hatte das Gleichgewicht verloren und sich beim Sturz eine böse Abschürfung an der linken Hand zugezogen. Bei der Notfallversorgung hatte die junge Frau dann ein Mordstrara gemacht. Irgendein frischgebackener Doktor hatte die Presse benachrichtigt, und die Nachricht war im Lokalteil in einem eigenen Kasten unter der

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