Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)
Gelegenheit fand, nach oben durchzustoßen. Deshalb sind Gino und ich zum Amt für Wasserwirtschaft gegangen und haben gefragt, ob man etwas machen könne, um die Ader umzuleiten, die den Boden der Grube aufriss.
Sie wissen ja, Dottore, wie strikt das Gesetz ist. Es war nichts zu machen. Deshalb ist der Lastwagen drei Jahre drunten geblieben. Dann hat sich das Wasser von selbst einen anderen Weg gesucht, und es war nichts mehr davon zu sehen. Was noch da war, ist abgeflossen, und der Lastwagen ist wieder aufgetaucht, aber inzwischen war er eine verdreckte Schrottkiste voller Schlamm. Es war nicht mehr daran zu denken, ihn heraufzuholen und wieder herzurichten für die Zeit, wenn Antonietta den Führerschein haben würde. Dort unten kam auch die alte Waschmaschine der Familie Trevisan zum Vorschein, und die Töpfe mit den Farbresten der Familie Visentin tauchten wieder auf, die ihr Haus mit einem widerlichen Kanariengelb bemalt hatten. Und außerdem lagen da noch Dosen, Schuttreste, Türen und Waschtische herum.
Beim Anblick der wasserlosen Kiesgrube ergriff uns eine Art Verzweiflung. Sie war nicht mehr dieselbe. Wenn wir früher von zu Hause weggegangen waren und dorthin kamen, um den ganzen Tag um den kleinen See herum zu arbeiten, dann war alles von den Bäumen umgeben, die am Ufer gewachsen waren, es war eine Wohltat, so mitten im Grünen und in Verbindung mit der Natur …
Bin ich zu schnell, Dottore?«
»Nein, es ist schon gut so.«
»Uns hat eine solche Verzagtheit gepackt, dass Gino erklärte, er würde den Beruf eines Lkw-Karosseriebauers erlernen. Bei der Großmutter, unserer Nonna, musste ein Luftröhrenschnitt gemacht werden, und die Mamma ist in eine Depression verfallen. Antonietta wollte sich in die zivilisierte Welt stürzen und ging auf die Hotelfachschule.
Und ich habe eine Entscheidung getroffen, die mein Leben verändern sollte: Ich habe die Grube in eine Mülldeponie umfunktioniert. Eine toller Aufstieg, ein größeres Geschäft, ein richtiger Betrieb. Wissen Sie, Dottore, dass es viele Arten von Mülldeponien gibt? Nicht alle sind gleich. Das Gesetz hat versucht, die Sache zu regeln, und da ich über eine gewisse Erfahrung verfüge, kann ich Ihnen sagen, was geschehen ist: Während man früher alles zusammengeworfen hat, muss man jetzt erst einen Haufen Fragen stellen, um das gleiche Resultat zu erzielen. Na ja, egal.
Es gibt Deponien, in die man die schädlichen und giftigen Abfälle wirft, aber eine solche habe ich noch nie gesehen. Es gibt andere, die dem Hausmüll vorbehalten sind, und das sind die schlimmsten, auch wenn sich diese Abfälle am ehesten zersetzen. Schließlich gibt es noch die Deponien, in denen man nichttoxischen und unschädlichen Müll einlagert, der bei Ablieferung von Materialien, die bei bestimmten industriellen Verarbeitungsprozessen abfallen, extra so ausgewiesen wird.
Nun besteht das Gesetz, Gott sei Dank, aus Worten, und Worte haben gewisse Bedeutungen, genau wie die Deponien. Sie passen bestens zusammen.
Eines Morgens bin ich aufgestanden, habe mich zur Grube begeben, sie angeschaut und zu ihr gesagt: ›Aus dir mache ich eine Riesendeponie!‹ Ich wusste praktisch nichts über die verschiedenen Deponietypen und auch nichts über die Gesetzeslage. Ich hatte da ein Loch und, bei Gott: Seit die Welt besteht, werden Löcher gefüllt, ja, das Löcherstopfen ist sogar zur Kunst erhoben worden! Das bedeutet aber keineswegs, dass ich mich nicht über das Geschäft schlaugemacht hätte. Das muss erlernt werden. Da wird nichts improvisiert! Es gab zwei Kleinunternehmer, die auf dem Gebiet der Abfallbeseitigung interessante Erfahrungen gemacht hatten, allerdings in den guten Jahren, als noch keiner kam und einen fragte, was man da verbuddelt hatte. Früher einmal hatte man mehr Sinn für die gesellschaftliche Bedeutung, die dem Berufsstand der Entsorger zukommt, und man hatte die Leute ohne großes Tamtam einfach gewähren lassen.
Dem ersten der beiden Unternehmer war es gelungen, sich einen schnuckeligen kleinen Porsche zu verdienen; er spielte von morgens bis abends Poker und behauptete, von diesem Scheißdreck, den die Fabriken produziert hatten, so viel vergraben zu haben, dass er dafür eigentlich einen Orden verdient hätte. An der Stelle, wo er das Material unter die Erde gebracht hatte, hatte er sogar reihenweise Pappeln angepflanzt, die wunderbar gediehen, und mit diesem seinem Beitrag zum Umweltschutz brüstete er sich geradezu. Er behauptete, die Dinge
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