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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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erhoben, mit gefasstem Gesichtsausdruck, und in ihrer Brust brannte Zorn. Um sie herum ging Porte Oliva dem Frühling entgegen. Die leuchtenden Stoffbanner und glitzernden Zuckerjuwelen für die Feierlichkeiten zum ersten Tau lagen noch in den Straßen und Gassen, wo sie langsam zu Schmutz zerfielen. Schnee suchte die Schatten heim, die die Mittagssonne nicht erreichen konnte. Cithrins Atem bildete Wolken vor ihr, als würde der Schmelzofen ihres Herzens fahlen Rauch ausstoßen, und sie spürte die stechende Kälte wie aus weiter Ferne.
    Männer und Frauen etlicher Rassen wuselten vor ihr über das Pflaster. Kurtadam mit ihren glatten, mit Perlen besetzten Pelzen, schmalgesichtige blasse Cinnae, Jasuru mit Schuppen aus Messing und Gold, Timzinae mit schwarzem Chitin und fleischige Erstgeborene mit roten Wangen. Manche nickten ihr zu, manche gingen ihr aus dem Weg, die meisten beachteten sie nicht. Sie mochte die Vertreterin eines der größten Bankhäuser der Welt sein, aber für den verhangenen Himmel über Porte Oliva war sie nur eine weitere junge Halb-Cinnae in einem gut sitzenden Kleid.
    Als sie den Schankraum betrat, hüllte warme Luft sie ein. Die eng verwandten Hefegerüche von Bier und Brot setzten alles daran, sie zu besänftigen, und sie spürte, wie die Anspannung in ihren Eingeweiden sich nach und nach zu lösen begann. Der Zorn ließ nach, entpuppte sich als bloße Maske für die Verzweiflung und Enttäuschung, die darunter lagen. Ein junger Cinnae trat vor, um ihr das Schultertuch abzunehmen, und sie brachte ein schmallippiges Lächeln zustande, als sie es weiterreichte.
    »Den üblichen Tisch, Magistra?«, fragte er.
    »Danke, Verril«, erwiderte sie. »Das wäre schön.«
    Grinsend verbeugte er sich übertrieben, dann winkte er sie weiter. An einem anderen Tag hätte sie es charmant gefunden. Der Tisch war weit hinten, durch eine Stoffbahn halb verborgen vor dem Hauptraum. Er kostete ein paar Münzen mehr. Wenn sie sich in der Lage fühlte, eine zivilisierte Unterhaltung zu führen, setzte sie sich manchmal auf die gewöhnlichen Bänke, um mit allen möglichen anderen Gästen ein paar Worte zu wechseln. Weiter südlich an den Docks gab es mehr Seeleute und Reisende, die Gerüchte weitertrugen, im Norden, wo sich die Drachenstraße zum zentralen Marktplatz mit der Kathedrale und dem Palast des Statthalters öffnete, gab es mehr Neuigkeiten vom Handel über Land, aber die Schenke lag ganz in der Nähe ihrer Bank – ihrer Bank, bei Gott –, und nicht aus jeder Unterhaltung musste man einen Vorteil herausschlagen.
    Die junge Kurtadam, die tagsüber meistens hier bediente, brachte einen Teller mit Käse und braunem Brot und eine kleine Schüssel aus geschnitztem Holz, die voller schwarzer Rosinen war. Und was noch viel wichtiger war, sie brachte einen Krug mit gutem Bier. Cithrin nickte und versuchte, ein ehrliches Lächeln zustande zu bringen. Wenn dem Mädchen irgendetwas an ihr auffiel, dann verbarg es der weiche Pelz auf ihrem Gesicht. Kurtadam gaben sicher gute Kartenspieler ab, dachte Cithrin, während sie trank. Sie trugen alle immerzu Masken.
    Die Eingangstür öffnete sich, und Licht fiel in den Hauptraum. Ein Schatten trat davor. Ohne eine Einzelheit des Gesichts oder Körpers sehen zu können, ohne dass auch nur ein Räuspern zu hören gewesen wäre, erkannte Cithrin Yardem Hane. Er war der stellvertretende Hauptmann ihrer Wache – ihrer Wache – und einer der beiden Männer, die sie seit ihrer Flucht aus Vanai kannten. Da die Stadt niedergebrannt war und all ihre Einwohner tot waren, wurde er damit zu jemandem, der sie länger kannte als sonst ein lebender Mensch.
    Der Tralgu ging bedächtig durch den Raum. Für eine so große Rasse konnten Tralgu unheimlich leise sein. Er setzte sich neben sie auf die Bank. Seine aufgerichteten, hundeartigen Ohren zeigten nach vorn. Er roch nach altem Leder und Waffenöl. Sein Seufzen war lang und tief.
    »Ist also eher schlecht gelaufen?«, fragte er.
    »Ist es«, erwiderte Cithrin und versuchte damit an den wortkargen Austausch anzuknüpfen, dessen sich Yardem und Hauptmann Wester bedienten. Aber die Worte ließen sich nicht aufhalten. »Sie hat mich kaum zu Ende angehört. Ich habe den ganzen Winter damit verbracht, diese Übereinkunft auszuhandeln. Ja, es gibt Risiken, aber es sind gute Risiken.«
    »Pyk war da anderer Meinung.«
    »Offensichtlich«, sagte Cithrin. »Gottverdammt, wie ich diese Frau hasse.«
    In dem Augenblick, in dem sie die

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