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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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und da kam Don Camillo, sich zu Peppone wendend, der zwei Schritte hinter dem Männlein stand.
    «Ihr macht es schnell, euch zu einigen, was? Die Gottlosen mit den liberalen Pfaffenfressern!» rief Don Camillo aus.
    «Was?» wunderte sich Peppone und schaute zum Menschlein hin. «Sie sind also ein Pfaffenfresser?»
    «Aber ...», stotterte der Mann.
    «Schweigen Sie!» unterbrach ihn Don Camillo. «Schämen Sie sich, Sie wollen ja die sogenannte freie Kirche im freien Staat!»
    Der Mann wollte protestieren, Peppone ließ ihn aber nicht zu Worte kommen ...
    «Bravo!» brüllte er. «Her mit der Hand! Wenn es um Pfaffenfresser geht, dann bin ich auch liberalen Reaktionären ein Freund!»
    «So ist es richtig!» antworteten Peppones Leute.
    «Sie sind mein Gast!» sagte Peppone zu dem Mann.
    «Was fällt dir denn ein!» erwiderte Don Camillo. «Der Herr ist mein Gast.
    Ich bin nicht so ein Gauner, der seinen politischen Gegnern Tomaten ins Gesicht wirft!»
    Peppone pflanzte sich drohend vor Don Camillo auf. «Ich habe gesagt, daß er mein Gast ist», sagte er düster.
    «Und da ich dasselbe gesagt habe», antwortete Don Camillo, «so heißt das, daß wir uns jetzt schlagen müssen ...»
    Peppone ballte die Fäuste. «Komm», sagte Brusco zu ihm. «Jetzt wirst du dich noch mit dem Pfarrer mitten auf dem Marktplatz schlagen ...»
    Es wurde schließlich beschlossen, das Treffen auf neutralem Boden auszutragen. Sie gingen alle drei zu Gigotto, einen Imbiß einzunehmen, zu einem völlig unpolitischen Wirt, und so endete diese demokratische Begegnung mit einem Unentschieden.

AM FLUSSUFER
    An den Nachmittagen im August ist zwischen eins und drei die Hitze in diesen Dörfern, die hineingebettet sind zwischen Felder von Buchweizen und Hanf, etwas, was man sieht und berühren kann. Als ob man eine Nasenlänge vor dem Gesicht einen großen Wellenschleier aus siedendem Glas hätte.
    Passiert man eine Brücke und schaut zum Kanal hinunter, sieht man, daß er trocken ist und daß der Boden ein Netz von Sprüngen aufweist; hie und da einen toten Fisch. Schaut man vom Straßendamm zum Friedhof hinunter, kommt es einem vor, als ob man unter der sengenden Sonne die Knochen der Toten knistern höre.
    Auf der Landstraße zieht langsam ein Karren auf zwei hohen Rädern dahin, beladen mit Sand, der Kutscher döst hoch oben auf der Last sitzend, mit dem Bauch im Schatten und mit glühendem Rücken. Oder er sitzt auf der Deichsel und fischt mit einem kleinen Reibmesser in einer halben Wassermelone herum, die er wie eine Schüssel im Schoß hält.
    Und dann, wenn man auf den großen Damm kommt, liegt der Fluß da, breit, verlassen, unbeweglich und still, und mehr als ein Fluß scheint er ein Friedhof der toten Gewässer zu sein.
    Don Camillo machte sich auf den Weg zum Uferdamm, mit einem großen weißen Taschentuch zwischen dem Schädel und dem Hut, und es war halb zwei an einem Nachmittag im August. Und wenn man ihn so sah, allein mitten auf der weißen Straße, unter der Sonne, konnte man sich nichts vorstellen, was mehr schwarz und mehr Priester sein könnte. «Wenn es jetzt in einem Umkreis von zwanzig Kilometern einen einzigen Menschen gibt, der nicht schläft, lasse ich mir die Haut abziehen!» sagte Don Camillo für sich selbst. Er ließ sich den Damm hinuntergleiten und setzte sich im Schatten der Macchia nieder. Durch das grüne Laub sah man das Wasser glänzen. Er zog sich langsam aus, wickelte die Kleider sorgfältig ein, machte daraus ein Bündel, das er im Buschwerk versteckte, und in der Unterhose sprang er ins Wasser.
    Er war beruhigt: niemand würde ihn sehen, weil es eine tote Stunde war und weil er eine Stelle ausgesucht hatte, die weit von den Menschen entfernt war. Er machte auf jeden Fall keinen Lärm und nach einer halben Stunde stieg er aus dem Wasser, verschwand in der Macchia, kam zum Busch, aber die Kleider waren nicht mehr dort.
    Da spürte Don Camillo, wie ihm der Atem ausging. Es konnte kein Diebstahl sein. Niemand kann in einer alten, verschossenen Priestersoutane herumlaufen. Das konnte nur ein teuflischer Streich sein. Und tatsächlich, bald darauf hörte man vom Damm Stimmen, die immer näher kamen. Als Don Camillo endlich etwas erblicken konnte und sah, daß es sich um einen großen Haufen Burschen und Mädchen handelte, und als er im Anführer den Smilzo erkannte, durchschaute er das Spiel und die Lust überkam ihn, einen ganzen Baum aus der Erde herauszureißen und sich mit ihm auf den Haufen zu stürzen.

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