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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Augenblick Christus vom Hauptaltar. «Der Strom muß jetzt herrlich sein in dieser prallen Sonne. Ich möchte ihn wirklich gerne sehen.»
    «Jawohl, wir gehen», antwortete Don Camillo. «Erwäge aber, daß diesmal wahrscheinlich nur ich an der Prozession teilnehmen werde. Wenn Du Dich damit zufrieden gibst ...»
    «Don Camillo allein ist fast schon zuviel», sagte lächelnd Christus. Don Camillo warf rasch den Lederriemen mit der Stütze für das Kreuz um, holte das riesige Kruzifix vom Altar, steckte es in den Köcher ein und seufzte schließlich:
    «Dieses Kreuz, man hätte es auch eine Kleinigkeit leichter machen können.»
    «Mir sagst du das», antwortete lächelnd Christus, «der ich es tragen mußte und nicht solche Schultern hatte wie du.» Wenige Minuten später trat Don Camillo feierlich durch das Kirchentor hinaus, das riesige Kreuz tragend.
    Der Ort war leer. Die Leute blieben aus Angst in ihre Häuser verkrochen und spähten nur durch die Jalousienspalten.
    «Das erinnert an jene Mönche, die allein mit einem schwarzen Kreuz herumliefen in den Straßen der durch Pest ausgestorbenen Städte», bemerkte Don Camillo für sich selbst. Dann fing er an, mit seiner prächtigen Baritonstimme Psalmen zu singen, und die Stimme wuchs in dieser Stille ins Riesenhafte.
    Er überquerte den Platz und ging weiter mitten durch die Hauptstraße, und hier war auch alles nur Stille und Wüste. Ein kleiner Hund kam aus einer Seitengasse und lief schön brav hinter Don Camillo her.
    «Weg von hier!» brummte Don Camillo.
    «Laß ihn», flüsterte aus der Höhe Christus. «So wird Peppone nicht sagen können, daß nicht einmal ein Hund an der Prozession teilgenommen habe.»
    Die Straße machte eine Biegung, dann waren die Häuser zu Ende und noch weiter zweigte ein Weg ab, der zum Damm führte. Bei der Biegung angelangt, fand Don Camillo plötzlich die Straße versperrt vor.
    Zweihundert Männer hatten die Straße in ihrer ganzen Breite blockiert und standen jetzt da, schweigend, mit gespreizten Beinen und verschränkten Armen, allen voran Peppone, die Hände in die Hüften gestützt.
    Don Camillo wäre gerne ein Panzerwagen gewesen. Er konnte aber nichts anderes als Don Camillo sein, und als er nur noch einen Meter von Peppone entfernt war, blieb er stehen. Dann nahm er das riesige Kruzifix aus dem Lederköcher und hob es über seinen Kopf wie eine Keule.
    «Jesu», sagte Don Camillo, «halte Dich fest, weil ich zuschlage!»
    Es war aber nicht nötig, weil die Leute plötzlich die Lage verstanden und zu den Gehsteigen rückten, so daß sich in der Menge wie durch ein Wunder eine Straße öffnete.
    Mitten auf der Straße blieb nur Peppone, die Hände in den Hüften, die Beine weit gespreizt. Don Camillo steckte das Kruzifix wieder in den Riemen ein und ging schnurgerade auf Peppone zu. Und Peppone wich aus.
    «Nicht Ihretwegen, Seinetwegen rühre ich mich von diesem Fleck», sagte Peppone, auf das Kruzifix zeigend.
    «Nimm den Hut vom Hohlkopf ab», antwortete Don Camillo, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.
    Peppone nahm den Hut ab und Don Camillo ging feierlich durch Peppones Leute.
    Als er auf den Damm gelangte, blieb er stehen. «Jesu», sagte laut Camillo, «wenn in diesem Drecknest die Häuser der wenigen anständigen Leute schwimmen könnten wie die Arche Noahs, würde ich zu Dir beten, ein solches Hochwasser kommen zu lassen, daß es den Damm zerstört und den ganzen Ort überschwemmt. Da aber die wenigen anständigen Leute in genau solchen Häusern leben wie alle diese Schädlinge und weil es nicht gerecht wäre, daß die Guten wegen der Sünden der Bösen von der Art des Bürgermeisters Peppone und seiner ganzen Horde von gottlosen Räubern leiden, bete ich zu Dir, daß Du den Ort vor den Gewässern retten und ihm Glück und Segen erteilen mögest.»
    «Amen», erwiderten im Chor, hinter dem Rücken Don Camillos, Peppones Leute, die dem Kruzifix gefolgt waren.
    Don Camillo machte sich auf den Rückweg, und als er zur Kirche kam und sich umdrehte, so daß Christus dem in der Ferne liegenden Strom seinen letzten Segen erteilen könne, erblickte er vor sich den kleinen Hund, Peppone, Peppones Leute und alle Einwohner des Ortes. Den Apotheker mit einbegriffen, der Atheist war, der aber dachte, daß er, potztausend, niemals einen solchen Priester gesehen habe wie Don Camillo, der es sogar verstand, selbst Gottvater sympathisch zu machen.

DIE KUNDGEBUNG
    Kaum hatte Peppone das an den Straßenecken angebrachte Plakat

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