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Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens

Titel: Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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der Mann, der vor dem Fenster saß, ein weißhaariger alter Indianer, sehr viel über Pflanzen wisse, insbesondere über Peyote. Ich bat meinen Freund, mich diesem Mann vorzustellen.
    Mein Freund grüßte ihn, ging dann zu ihm hinüber und gab ihm die Hand. Nachdem sie eine Weile gesprochen hatten, winkte mein Freund mich herbei, ließ mich dann aber sofort mit dem alten Mann allein, obwohl er uns nicht einmal bekannt gemacht hatte;. Der Indianer war nicht im geringsten verlegen Ich nannte ihm meinen Namen, und er sagte, daß er Juan heiße und mir zur Verfügung stehe. Er benutzte die förmliche spanische Anrede. Ich gab ihm zuerst die Hand, und dann schwiegen wir einige Zeit. Es war keine künstliche Stille, sondern beiderseits eine natürliche und entspannte Ruhe. Obwohl sein dunkles Gesicht und sein Nacken voller Falten waren und sein Alter verrieten, zeigte er einen  auffallend beweglichen und muskulösen Körper.
    Ich erzählte ihm dann, daß ich an Informationen über Heilpflanzen interessiert sei. Obwohl ich in Wirklichkeit fast nichts über Peyote wußte, ertappte ich mich dabei, wie ich so tat, als wüßte ich eine Menge. Ich deutete sogar an, daß er davon profitieren könnte. Während ich so drauflos redete, nickte er langsam und sah mich an, sagte aber nichts. Ich mied seine Augen, und es endete damit, daß wir in völligem Schweigen dastanden. Schließlich, es schien eine lange Zeit vergangen, stand Don Juan auf und sah aus dem Fenster. Sein Bus war gekommen. Er sagte auf Wiedersehen und verließ die Busstation. Ich ärgerte mich über den Unsinn, den ich ihm erzählt hatte, und darüber, daß diese außergewöhnlichen Augen mich durchschaut hatten. Als mein Freund zurückkam, versuchte er mich darüber zu trösten, daß ich von Don Juan nichts erfahren hatte. Er erklärte mir, daß der alte Mann oft schweigsam oder verschlossen sei, aber der störende Eindruck dieser ersten Begegnung war nicht leicht zu zerstreuen.
    Ich bemühte mich sehr, herauszufinden, wo Don Juan lebte, und später besuchte ich ihn mehrere Male. Bei jedem Besuch versuchte ich das Gespräch auf Peyote zu bringen, aber ohne Erfolg. Wir wurden trotzdem sehr gute Freunde, und meine wissenschaftliche Untersuchung war vergessen oder wurde zumindest in andere Richtungen gedrängt, die von meiner ursprünglichen Absicht Welten entfernt waren. Der Freund, der mich Don Juan vorgestellt hatte, erklärte mir später, daß der alte Mann kein Eingeborener Arizonas war, sondern Yaqui-Indianer aus Sonora in Mexiko. Zuerst sah ich in Don Juan nur einen ziemlich merkwürdigen Mann, der sehr viel über Peyote wußte und ausgezeichnet Spanisch sprach.
    Aber die Leute, mit denen er lebte, glaubten, daß er eine Art »geheimes Wissen« habe, daß er ein »brujo« sei. Das spanische Wort brujo bedeutet etwa Medizinmann, Heiler, Hexer, Zauberer. Es bezeichnet im wesentlichen eine Person, die außergewöhnliche, meistens böse Kräfte besitzt. Ich kannte Don Juan schon ein ganzes Jahr, bevor er mir sein Vertrauen schenkte. Eines Tages erklärte er mir, er besitze gewisse Kenntnisse von einem Lehrer, einem »Wohltäter«, wie er ihn nannte, der ihn durch eine Art Lehrzeit geführt habe. Don Juan hatte nun seinerseits mich zu seinem Schüler gewählt, aber er warnte mich vor einer tiefgreifenden Verpflichtung, die ich einzugehen hätte, und einem Training, das lang und schwierig sein würde.
    Bei der Beschreibung seines Lehrers benutzte Don Juan das Wort »diablero«. Später lernte ich, daß diablero ein Ausdruck ist, der nur von den Sonora-Indianern benutzt wird. Er bezieht sich auf einen bösen Menschen, der schwarze Magie praktiziert und fähig ist, sich in ein Tier zu verwandeln - in einen Vogel, einen Hund, einen Coyoten oder in jedes andere Geschöpf. Bei einem meiner Besuche in Sonora machte ich eine merkwürdige Erfahrung, die zeigte, was die Indianer über diableros empfinden. Ich fuhr nachts mit zwei indianischen Freunden in einem Auto, als ich ein Tier, einem Hunde ähnlich, den Highway überqueren sah. Einer meiner Begleiter sagte, daß es kein Hund sei, sondern ein riesiger Coyote. Ich fuhr langsam an den Straßenrand hinüber, um das Tier richtig sehen zu können. Es stand noch einige Sekunden im Bereich der Scheinwerfer und rannte dann ins Untergehölz. Zweifellos war es ein Coyote, aber er war doppelt so groß wie gewöhnlich. Wir unterhielten uns aufgeregt, und meine Freunde stimmten darin überein, daß es ein sehr ungewöhnliches Tier

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